„Opportunitäten für Jugendliche“ – ein Programm für gefährdete Teenager
Alkohol und Drogen können Jugendliche auf die schiefe Bahn bringen. Ein von der UNICEF, den rumänischen Behörden und von einer NGO getragenes Programm versucht den gefährdeten jungen Menschen in Bukarest zu helfen.
România Internațional, 11.02.2015, 18:11
Fast jedes zehnte Kind wird in Rumänien von einer jugendlichen Mutter, die zwischen 15 und 19 Jahre alt ist, auf die Welt gebracht. Damit nimmt Rumänien einen der ersten Plätze in der EU in puncto Teenage-Schwangerschaften ein. Zudem nehmen andere Probleme in dieser Altersgruppe zu: Fettleibigkeit, die Abbrecherquote und der Alkohol- und Tabak-Konsum. Das waren auch die Gründe, warum vor Kurzem in Bukarest das zweite Ressourcen-Zentrum für gefährdete Jugendliche eröffnet wurde. Hier werden diese beraten und bekommen Unterstützung. Hier sollen auch Gruppen-Tätigkeiten organisiert werden, im Rahmen derer die Jugendlichen die Möglichkeit haben werden, zusammen mit Fachleuten über wichtige Themen wie Beziehungen oder Gesundheit zu sprechen.
Das Zentrum soll eine Brücke zwischen den gefährdeten Jugendlichen und der Gemeinschaft, beziehungsweise der Familie darstellen. Um diesen Jugendlichen entgegenzukommen, hat UNICEF in Partnerschaft mit dem rumänischen Ministerium für Jugendliche und Sport, dem Rathaus des 4. Bezirks und der Allianz für den Kampf gegen den Alkoholismus und die Rauschgift-Süchte ALIAT zeitgleich mit der Eröffnung dieses Zentrums das Programm Opportunitäten für Jugendliche“ eingeleitet. Das Programm soll drei Jahre dauern und in fünf Städten implementiert werden: Bukarest, Cluj (Klausenburg), Iaşi (Jassy), Constanţa und Bacău.
Sandie Blanchet, UNICEF-Vertreterin in Rumänien, nahm an der Einweihung des Ressourcen-Zentrums für Jugendliche teil. Sie erklärte, die knapp 1,7 Millionen Jugendlichen in Rumänien würden sich mit denselben Herausforderungen wie Jugendliche in aller Welt konfrontieren:
Jüngste Studien im Bereich der Neurowissenschaft zeigen, dass die Jugendphase eine entscheidende Etappe in der Entwicklung des menschlichen Hirns ist. Jugendliche sind dazu geneigt, sich Risiken auszusetzen, weil ihr Hirn noch nicht komplett entwickelt ist. Die Entscheidungen, die man während des Jugendalters trifft, beeinflussen stark den weiteren Lebensstil. Deshalb ist es wichtig, in diesem Lebens-Abschnitt gesunde Entscheidungen zu treffen. Letztes Jahr waren etwa 17.000 Jugendliche unter 19 Jahren schwanger. Zudem nehmen die Fettleibigkeit, der Alkohol-Konsum, das Rauchen und der Drogen-Konsum in den Reihen der Jugendlichen zu. In den Städten gefährdet der Konsum sogenannter ethnobotanischer Stoffe die Gesundheit oder sogar das Leben von Hunderten von Jugendlichen. Es gibt auch das Risiko der HIV-Infektion. Laut einer UNICEF-Studie befanden sich 19% der Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren außerhalb des Bildungs-Systems. Das stellt eine ernsthafte Bedrohung für ihre Chancen dar, einen gut bezahlten Job zu bekommen.“
Dieses Eingriffs-Modell für gefährdete Jugendliche, die in benachteiligten Stadtteilen im 4.Bezirk der Hauptstadt leben, kommt in einem wichtigen Moment für die Jugend-Politiken in Rumänien. Cosmin Cristian, Staatssekretär im Ministerium für Jugendliche und Sport, erklärt:
Wir freuen uns, dass, die Nationale Strategie für die Jugend 2015-2020 von der rumänischen Regierung angenommen wurde. In dieser Strategie sprechen wir auch von dieser Gruppe der Jugendlichen, die eine gefährdete Gruppe darstellt und vielen Versuchungen ausgesetzt ist. In Rumänien leben mehr als 6 Millionen junge Leute zwischen 15 und 34 Jahren. 1,7 Millionen davon sind Jugendliche. Diese Strategie soll die Teilnahme der jungen Menschen am aktiven Leben, am wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben fördern. Sie soll diesen Menschen gleiche Chancen anbieten. Die Nationale Strategie für die Jugend soll durch lokale Jugend-Strategien umgesetzt werden, das ist sehr wichtig. Wir möchten es nicht dabei belassen. Wir arbeiten jetzt an den nationalen Maßnahmen-Plänen für Jugendliche anhand der vier Säulen dieser Strategie. Wir wünschen uns eine schnelle Operationalisierung der Strategie. Es gibt schon Städte in Rumänien wie Timişoara (Temeswar), in denen es schon eine lokale Jugend-Strategie gibt. Ich wünsche mir eine Strategie für Bukarest und für die Jugendlichen im 4.Bezirk.“
Man schätzt ein, dass im ersten Jahr mehr als 1.500 junge Leute informiert werden und weitere 200 von Entwicklungs-Möglichkeiten im Rahmen des Programms Opportunitäten für Jugendliche“ profitieren werden. Insgesamt soll im Rahmen des Pilot-Projekts etwa 10.000 Jugendlichen geholfen werden. Bogdan Glodeanu, Vorsitzender des Verbandes ALIAT, erklärte, man müsse die Jugendlichen über die Risiken, denen sie sich aussetzen, informieren. Bis jetzt hat der ALIAT-Verband etwa 3.000 Jugendliche informiert und unterstützt. Bogdan Glodeanu:
Im Durchschnitt kommen die Jugendlichen in Kontakt mit Alkohol, Tabak und Drogen ab dem 13. Lebensjahr. Mit 17 Jahren haben 76% der Mädchen und 75% der Jungen mindestens zwei dieser Produkte probiert. 60% der Jugendlichen konsumieren aus Neugier. Nach eineinhalb Jahren werden sie ständige Konsumenten und deswegen gibt es zahlreiche Probleme. Manche brechen die Schule ab, schließen sich Gruppen an und die Familie kann ihnen in vielen Fällen nicht mehr helfen. Internationalen Studien zufolge sind 9% der Todesursachen bei jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren auf den Alkohol zurückzuführen. Rumänien liegt weltweit auf Platz 8 beim Alkoholkonsum pro Kopf. 40% der Jugendlichen haben mindestens einmal Alkohol konsumiert. Im Durchschnitt haben sie knapp 3 Liter Alkohol im Monat konsumiert.“
Die Spezialisten-Gruppen des Zentrums sollen die Jugendlichen mit Problemen in Schulen ausfindig machen. Es wird zudem Partnerschaften mit Behörden und Nichtregierungsorganisationen geben, die die Lage dieses Jugendlichen besser kennen. Diese sollen die Jugendlichen beraten, dieses Zentrum aufzusuchen. Ein anderes den Jugendlichen zur Verfügung gestelltes Instrument ist die Plattform www.adolescenteen.ro. Auf dieser Plattform können sie in Kontakt mit Spezialisten treten und Informationen über Entwicklungs-Opportunitäten in Bukarest bekommen.