Mobbing, Cyberbullying, Sexting: Kinder und Jugendliche besonders gefährdet
Die Pandemie hat die Zeit, die Kinder und Jugendliche im Internet verbringen, erheblich zunehmen lassen. Immer öfter werden sie mit verstörenden Inhalten konfrontiert oder direkt belästigt.
Christine Leșcu, 24.02.2021, 17:30
Die Isolation und die Einschränkungen, die durch die Pandemie auferlegt wurden und die den Unterricht von der Schule ins Internet verlagert haben, haben die Kinder dazu gezwungen, mehr Zeit als üblich online zu verbringen. Diese Situation hat viele unangenehme Folgen, wie eine kürzlich durchgeführte Studie der Nichtregierungsorganisation Save the Children Romania“ zeigt. Verglichen mit der Situation vor dem Warnzustand haben jetzt 59% der rumänischen Kinder den Eindruck, dass sie zu viel Zeit im Internet oder mit digitalen Geräten verbringen. Für 22% von ihnen bedeutete die Zeit des Warnzustands auch, dass sie mehr Situationen im Internet erlebten, die sie verstörten oder sie glauben ließen, dass sie diese Inhalte nicht hätten entdecken sollen.
Auch die Ängste der Eltern haben sich verstärkt: 55% von ihnen sind mehr als früher besorgt, dass ihre Kinder im Internet mit Erwachsenen in Kontakt kommen könnten, die versuchen, sie auszubeuten oder sexuell zu missbrauchen, während 48% sich mehr Sorgen machen, dass ihre Kinder Opfer von unangemessenen Nachrichten werden könnten. Einige dieser Schlussfolgerungen wurden aus Beschwerden gezogen, die die Organisation Rettet die Kinder“ über ein Online-Tool zur Meldung schädlicher Internetinhalte erhielt. Das auf der Website oradenet.ro verfügbare Beschwerde-Formblatt esc_ABUZ führt zu einer alarmierenden Schlussfolgerung, wie wir von Andreea Hurezeanu, der Koordinatorin des Online-Sicherheitsprogramms für Minderjährige, das von der Organisation Rettet die Kinder“ ins Leben gerufen wurde, erfahren:
Im Jahr 2020 sind mehr als 1.500 Beschwerden eingegangen. Und bei 72 % davon ging es um Materialien, die sexuellen Missbrauch von Kindern, Kinder-Nacktheit oder Kinder in sexualisierten Posen zeigen. Wie in den Vorjahren waren die Opfer zu einem überwältigenden Teil — rund 85 % — weiblich. Und was das Alter betrifft, so waren die Kinder in 8 % der Fälle bis zu 5 Jahre alt, und 76 % waren Kinder zwischen 6 und 10 Jahren. Die Altersgruppe der 11- bis 14-Jährigen machte 14 % der Berichte aus, und 2 % betrafen Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren.“
Die Überwachung konzentrierte sich nicht auf soziale Medien im Besonderen. Es wurden alle Webseiten berücksichtigt, auf die Kinder zugreifen und die dann als zu zugänglich für die Minderjährigen, die im Internet surfen, gemeldet wurden. Wie können Eltern angesichts dieser Situation ihre Kinder schützen? Andreea Hurezeanu gibt einige Empfehlungen:
In den meisten Fällen sind sich die Eltern nicht bewusst, dass es Kindersicherungsprogramme gibt, die Kindern helfen, auf Inhalte zuzugreifen, die für Minderjährige geeignet sind. So kommt es, dass alle Arten von Bildern und Videos, die nicht für Kinder geeignet sind, aber trotzdem im Internet existieren, zugänglich sind. Deshalb ist es für erwachsene Nutzer sehr wichtig, zu melden, wenn sie solche verstörenden Inhalte finden. Besonders in dem Kontext, in dem wir durch die Pandemie mehr Zeit im Internet verbringen, ist die übermäßige Zeit, die Kinder in der Online-Umgebung verbringen, ein erhöhtes Risiko. Wenn sie mehr Zeit im Internet verbringen, können sie mit Situationen wie Cybermobbing (Belästigung oder Aggression im Internet), Sexting, Internetsucht, Zugang zu Fake News usw. konfrontiert werden. All dies sind Gefahren, denen Kinder im Internet ausgesetzt sein können. Zum Beispiel ist Cybermobbing durch Online-Belästigung und verbale Aggression sehr verbreitet, und Rumänien nimmt einen der vorderen Plätze in der EU in Bezug auf Cybermobbing unter Kindern ein.“
Neben elterlichen Kontrollprogrammen und nachträglichen Beschwerden sind die Eltern-Kind-Kommunikation und die Kultivierung des Vertrauens der Kinder in die Erwachsenen weitere Möglichkeiten, die hohen Risiken beim Surfen im Internet zu reduzieren. Andreea Hurezeanu noch einmal:
In erster Linie raten wir Eltern, eine offene Kommunikation mit ihren Kindern zu pflegen. Das ist der größte Vorteil, den Eltern haben, wenn es darum geht, die Beziehung von Minderjährigen zu dem, was im Internet passiert, zu steuern. Wenn es eine offene Beziehung und eine ständige Kommunikation zwischen dem Kind und den Eltern gibt, wird das Kind den Mut haben, seiner Mutter, seinem Vater oder anderen Personen, denen es vertraut, von den unangenehmen Ereignissen zu erzählen, die es im Internet erlebt hat. Neben der Einrichtung eines Programms zur elterlichen Kontrolle ist es notwendig, eine offene Eltern-Kind-Beziehung zu pflegen, Informationen über die Risiken im Internet zu sammeln und diese Gefahren mit Minderjährigen zu besprechen. Durch eine freundschaftliche Beziehung zu den Kindern können Eltern ihnen auch helfen, schwierige und unangenehme Momente zu überwinden, die durch bestimmte Probleme im Internet verursacht werden.“
Genau um die Anzahl solcher Probleme zu reduzieren, hat die NGO Rettet die Kinder“ die Informationskampagne Unskippable Stories“ — Nicht überspringbare Geschichten“ — gestartet. Die Kampagne besteht aus einer Reihe von sechs Audio-Video-Clips, die Gespräche zwischen Tätern und Opfern darstellen, inspiriert von Situationen aus dem wirklichen Leben. Sie werden online in verschiedenen sozialen Netzwerken in Form von Kurznachrichten ausgestrahlt, die nicht deaktiviert oder ignoriert werden können, so wie auch die Geschichten von Kindern, die Opfer von Internetmissbrauch sind, nicht übersehen werden können.