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Leistungsschwache Schüler bleiben auf der Strecke

In Rumänien werden Kinder mit schlechten Noten oft nicht mehr geprüft – die Schulleitung hat Angst, dass die schwache Leistung auf sie abfärbt.

Leistungsschwache Schüler bleiben auf der Strecke
Leistungsschwache Schüler bleiben auf der Strecke

, 22.08.2018, 17:30

Für die Bewertung des Schulsystems sind nicht nur amtliche Daten relevant, sondern auch Erhebungen zivilgesellschaftlicher Vereine — die Organisation Human Catalyst hat in diesem Sinne ein neues Instrument entwickelt und erfolgreich ausprobiert: einen Index für das Bildungs- und Sozialrisiko.



Der Index wurde bisher nur bei der Bewertung der Schüler bis zur 8. Klasse eingesetzt — bei Kindern also im Alter zwischen sechs und 14 Jahren. Human Catalyst prüft dazu Daten wie die Zahl der Abbrecher, der sitzengebliebenen Schüler, der Rauswürfe usw. Beim Risikoindex zählt aber auch, wie gut oder schlecht die Lehrkräfte ausgebildet sind, wie die Schüler bei den nationalen Prüfungen abschneiden und die Entwicklungslage des Ortes, an dem die Schule arbeitet — der Grad der Ausgrenzung nach Daten der Weltbank also. Laura Greta Marin, Chefin von Human Catalyst, liefert Einzelheiten: Der Risikoindex geht von 1 bis 10 — wobei 10 das höchste Risiko ist. Wir haben dabei vier Arten von Schulen erkannt: 446 leistungsstarke mit einem Index von 0 bis 1, dann über 2.600 Schulen mit mittlerem Risiko — über 60% der geprüften, 1.115 gefährdete Schulen und 54 zutiefst gefährdete Schulen“, so Laura Greta Marin von Human Catalyst, die alsdann auch ein Profil der gefährdeten Schulen zeichnet: Diese Schulen liegen generell in ausgegrenzten Gebieten, so wie diese von der Weltbank beschrieben wurden. Es sind in der Regel kleine Schulen mit etwa 300 Schülern, von denen etwa 10% und mehr Roma sind. In einigen von ihnen sind Roma die Mehrheit, weitere sind sogar nur für Roma bestimmt. Die Abbrecherquote liegt in bestimmten Fällen bei sogar 70%“, zählt die Expertin die Merkmale auf.



Bei der Prüfung der Daten fielen den Organisation merkwürdige Zusammenhänge auf — ein Phänomen greift um sich, das sie Brăila-Phänomen“ nennt: Die Region war die zweitbeste bei den nationalen Prüfungen, hinter Bukarest. Aber zugleich nahmen von hier die wenigsten Schüler an diesen Bewertungsprüfungen teil — nur rund 60%. Beamte und Eltern sagten uns dann, dass es seit Jahren eine Praxis gibt — Kinder mit schlechten Leistungen werden gezwungen oder erpresst, nicht an den Bewertungen teilzunehmen, um die Leistung der Schule nicht kaputtzumachen. Das wird aus dem ganzen Land berichtet.“



Die Schulen wissen, welche Schüler voraussichtlich schlecht abschneiden werden, weil die Prüfungen zunächst nur simuliert werden. Manche Schulleiter versuchen dann nach dieser Simulierung Schüler mit schwachen Leistungen zu entmutigen — das erzählt auch eine Mutter aus Bukarest. Ihre Söhne — Drillinge — riskierten aufgrund der schlechten Mathe-Noten, sitzenzubleiben. Aber anstatt ihnen zu helfen, verhielt sich die Schulleitung besonders perfide, so die Frau: Sie hatten schlechte Noten, aber ich wusste nichts davon. Das hat mich erstaunt. Sie waren schwach, das ahnte ich, aber nicht ganz so schlecht. Die Leiterin sagte mir, sie würde die Lehrerin anweisen, die Kinder nicht zu versetzen, damit sie bei der Bewertungsprüfung nicht dabei sind — hätten sie eine schlechte Bewertung geschrieben, hätte die Schule negativ abgeschnitten“, erzählt die Mutter der drei Kinder.



Solchen Druck auf die Lehrer zu machen, ist illegal. Und es beeinträchtigt die Moral der Kinder, meint sie: Meine Söhne werden die Prüfung im Herbst schreiben müssen — sie sehen sich als Versager. Und sie haben sich gesagt, es macht ja keinen Sinn, noch in Mathe zu pauken, weil sie ja sowieso sitzen bleiben.“



Die Mutter der Kinder beschwerte sich beim Bildungsministerium, aber auf Initiative von Human Catalyst richteten auch mehrere NGOs im Verbund eine Petition zum Thema dieses Phänomens. Die Behörde zeigte sich zumindest offen und lud zum Dialog ein.

foto: Camera Deputaţilor (Silviu Vexler)

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