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Kulturprojekte zur Förderung des gemeinschaftlichen Zusammenhalts

Bürgerinitiativen und der Gemeinschaftsgeist sind dieses Jahr im Vordergrund einiger Vorhaben gestanden, deren Ziel die Annäherung der Menschen an die Kultur und an die anderen war.

Kulturprojekte zur Förderung des gemeinschaftlichen Zusammenhalts
Kulturprojekte zur Förderung des gemeinschaftlichen Zusammenhalts

, 28.12.2016, 17:30

Einige Initiativen zur Annäherung der Menschen an die Kultur und an die anderen wurden z.B. von der NGO Home Made Culture“ ins Leben gerufen. Diese fokussierte in den letzten Jahren auf Theaterschauspielen an unkonventionellen Orten wie z.B. in einer Hochhauswohnung. In diesem Herbst wurde die Wohnung durch ein Treppenhaus ersetzt, wo an sieben Abenden sieben Schauspiele inszeniert wurden. Diese wurden gemeinsam mit dem Publikum, den Hochhausbewohnern, ausgewählt. Die Veranstaltung Wir spielen mit offenem Treppenhaus“ war ihrerseits ein Teil eines umfangreicheren Projekts. Dieses trug den Namen Generator“ und nahm sich vor, die Bürger zu fördern, Aktivitäten vorzuschlagen, die ihren alltäglichen Sozialisierungsbedürfnissen entgegen kommen. Nach etlichen Versuchen sto‎ßen die Initiatoren des Vorhabens Wir spielen mit offenem Treppenhaus“ schlie‎ßlich auf Bereitschaft in einem Hochhaus des Bukarester Stadtviertels Crângaşi. Cristina Epure, Mitglied des Verbandes Home Made Culture“, erzählt uns, wie die Menschen ihre Initiative entgegen genommen haben.



Sie waren von Anfang an sehr offen, was eher selten zu finden ist. Bevor wir dieses Wohnhaus gewählt haben, haben wir einen Aufruf gemacht, wir sind von Tür zu Tür gegangen, zu allen Wohnungen, aber die Menschen zeigten Zurückhaltung. Es handelte sich um etwas Neues. Darüber hinaus hat sich mit der Zeit eine Art Furcht oder Distanz unter den Nachbarn entwickelt. Deshalb wird etwas Neues zuerst als mögliche Gefahr betrachtet. Au‎ßerdem ist das Treppenhaus ein Niemandsland. Keiner beansprucht es, aber wenn jemand dort etwas unternehmen möchte, dann nehmen einige Bewohner das Treppenhaus plötzlich wieder in Anspruch als ihren Raum.“




Langsam wandelte sich das Treppenhaus in einen Ort um, an dem man für jeden etwas fand. Man hat Schauspiele inszeniert, Opern aufgeführt, Origami-, Mal- und Collage-Werkstätten veranstaltet hat. Es hat alles Mögliche gegeben, alles kostenlos, oder jeder Nachbar hat als Entgelt ein kleines Häppchen mitgebracht. Somit hat man den Gemeinschaftsgeist zusammengeknüpft, und die Menschen haben erfahren, dass sie mit wenig Ressourcen gemeinsam eine schöne Zeit verbringen können. Cristina Epure.



Jean-Lorin Sterian, der Mensch, der unseren Verband ins Leben gerufen hat, hat eine breite Vision und kennt die rumänische Künstlerszene sehr gut. Er hat Leute vorgeschlagen, die Projekte mit sozialem und erzieherischem Effekt vorlegen. Wir betrachten nicht nur die künstlerische Seite. So war zum Beispiel das erste Stück »Böse Kinder« mit Katia Pascariu. Das ist Bildungs-Theater. Wir wollten eine sowohl für Kinder als auch für Erwachsene zugängliche Thematik haben. Auch wenn die Zeitspanne kurz war, haben wir gefühlt, dass es eine Wirkung hatte. Ich hoffe, die Menschen werden sich an diese Events erinnern, wenn sie durchs Treppenhaus gehen, und an eine Alternative zum Fernsehen oder zum Computer denken.“




Nicht nur durch Bildungstheater kann man den Gemeinschaftsgeist stimulieren, sondern auch durch Architektur-Projekte. Genau das tun zwei junge Architekten von StudioBasar“. 2016 haben sie die 2014 angefangene Zusammenarbeit mit der Städtischen Bibliothek Bukarest fortgesetzt. Ihrer Meinung nach stellen die öffentlichen Bibliotheken eine der wenigen Ressourcen dar, die den Gemeinschaftsgeist wieder erwecken können. Der Architekt Alex Axinte von StudioBasar“ dazu:



Ich glaube, das ist eine Folge der Nachwendezeit, es ist ein Element, das wir verloren haben, und jetzt fragen wir uns, warum das Essen keinen Geschmack mehr hat. Wir wissen nicht, dass dem Essen das Salz fehlt. Wir Architekten von StudioBasar haben uns gedacht, dass das ein Notfall ist. Architekten müssen auch handeln und mit ihren eigenen Mitteln die Überreste des Gemeinschaftsgeistes, da wo es diese noch gibt, identifizieren.“




In diesem Sommer haben die Architekten von StudioBasar zusammen mit Architektur- und Soziologie-Studenten die Filiale der Städtischen Bibliothek auf einem viel befahrenen Boulevard in Bukarest umgestaltet, um diese sichtbarer zu machen. Sie haben auch dazu beigetragen, eine andere Filiale im Militari-Viertel, einem gro‎ßen Plattenbau-Viertel aus der kommunistischen Zeit, wieder zu eröffnen. Die Bewohner zeigten sich froh darüber, dass die Bibliothek wieder eröffnet wird, auch wenn sie vergessen hatten, dass es sie gegeben hat. Alex Axinte dazu:



Wir haben mit den Besuchern der Kinder-Bibliothek von nebenan diskutiert und auch mit Bibliothekaren und Bibliothekarinnen. Wir alle waren uns einig, dass die Bibliothek mehr Platz für andere Tätigkeiten braucht, ohne aber die Zahl der Bücher zu reduzieren. Die Geselligkeit im kulturellen Kontext stellt eine riesige Notwendigkeit in einem Viertel mit 300 Tausend Einwohnern dar. Vor dem Projekt haben die Studenten eine Befragung gemacht. Auf die Frage ‚Wo treffen sie Ihre Bekannten?‘ lautete meistens die Antwort ‚im Supermarkt, im Treppenhaus‘. Es gibt ein Problem, wenn die Supermärkte zu sozialen Treffpunkten geworden sind. Die Leute freuen sich, dass eine Bibliothek von 40 Quadratmetern wieder eröffnet wird.“




Die öffentlichen Bibliotheken können Treibstoff für den Gemeinschaftsgeist sein, wenn sie nicht nur mit Büchern assoziiert werden, meint auch Anca Râpeanu, die Leiterin der Städtischen Bibliothek. In den 33 Filialen in Bukarest werden auch Strickerei-Workshops, IT-Kurse und Fremdsprachen-Kurse kostenlos organisiert. Zudem wurde im letzten Sommer die Initiative Märchen-Karawane“ ins Leben gerufen. Auch an diesem Projekt nahm Alex Axinte teil. Er stellte einen passenden Anhänger zur Verfügung. Wie ein Tag im Leben dieses Projekts ausschaut, sagt uns jetzt Anca Râpeanu:



Es ist 5.30 — 6 Uhr in der Früh. Aus dem Lagerbereich werden alle Schachteln mit Spielzeug, Stiften, Bällen, Theater-Puppen, Brettspielen geholt. Sie werden dann der Reihe nach in den Anhänger gepackt, um sie dann in den Park zu bringen. Die Karawane setzt sich in Bewegung. Im Park werden alle Schachteln ausgepackt, alles wird in Ordnung gebracht und um 10 Uhr fangen die Workshops an: Basteln, Zeichnen, Spielen im Freien. Um 11 Uhr beginnt das Hüpfen und Spielen. In der Zwischenzeit diskutieren meine Kollegen mit den Eltern und erklären ihnen, was wir mit der Bibliothek und der Karawane vorhaben. Um 7 Uhr abends gibt es Puppen-Theater und dann eine Zumba-Werkstatt. Am Abend müssen meine Kollegen von den kurzen Pausen profitieren, um alles wieder einzupacken, denn ansonsten kann die Karawane nicht mehr nach Hause fahren.“




Das alles, um zu beweisen, dass die Bibliothek in erster Reihe ein öffentlicher Platz ist und erst nachher ein kultureller Platz. Und die freiwilligen Helfer hoffen, dass dieser in 2017 sichtbarer wird.

(foto: Anqa / pixabay.com)
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