Krebskranke Kinder: Verein „Kinderherz“ hilft bei der Therapie
In Rumänien erkranken immer mehr Menschen an Krebs – auch Kinder. Als ob das Leiden selbst nicht schwer zu ertragen wäre, müssen manche von ihnen allein damit fertig werden. Eine Stiftung hat Initiative ergriffen und hilft ihnen.
Ana-Maria Cononovici, 01.08.2018, 17:30
Monatelang müssen Kinder zuweilen in der Therapie verbringen — sie werden sehr selten besucht, weil sie vom Land sind und die Eltern und Verwandten kein Geld für die Reise in die Großstadt haben, oder sie sind Waisen. Sie vegetieren vor sich hin, einfache Subjekte chirurgischer Eingriffe, Strahlungsbehandlungen oder Chemotherapien. Das Personal ist zwar für sie da, aber die für eine Heilung wesentliche menschliche Nähe reicht oft die Zeit nicht. Die Stiftung Kinderherz“ hat vor diesem Hintergrund die Initiative Kein Kind allein im Krankenhaus“ gestartet. Adelina Toncean begann das Projekt im Notfallkrankenhaus Maria Sklodowska Curie“ in Bukarest.
Ich bin freiwillige Helferin in der Neugeborenen-Therapie im Marie-Curie-Krankenhaus. Ich habe damit im Alleingang angefangen, nachdem ich zwei schwer kranke Kinder zu mir nach Hause genommen habe — eines von ihnen hat es leider nicht geschafft. Das andere Kind hat anderthalb Jahre allein in der Klinik verbracht und selbst wenn es über den Berg ist, leidet es immer noch am Trauma der Einsamkeit“, erzählt Adelina Toncean. Sie hat dann für ihre Idee geworben und heute sind 3200 Helferinnen und Helfer unterwegs in Krankenhäusern, um einsamen Kindern beizustehen.
Das Redaktionsteam von RRI traf Toncean an einem schweren Tag — sie hält einen Jungen im Arm, dem es offensichtlich nicht sehr gut geht. Das ist eines der Kinder, dem ich täglich zu essen gegeben habe. David habe ich praktisch anfangs mit der Spritze, dann mit der Flasche gestillt. Heute habe ich ihn wieder gefunden. Ihm passiert, was einsamen Kindern oft passiert — sie werden entlassen, landen dann aber in einem schlechten Zustand wieder hier. Diesmal war er intubiert, er ist an Masern erkrankt. Ein anderes Kind muss heute verabschiedet werden — auch nicht der angenehmste Teil im Leben einer Helferin“, seufzt die Frau.
Tausende Menschen meldet sich für Tonceans Programm — Teenager, aber auch Senioren, die selbst Enkelkinder haben. Die einzige Voraussetzung ist, nicht an übertragbaren Krankheiten zu leiden. Sie absolvieren dann einen Kurs, bei dem sie lernen, wie sie auf der Intensivstation helfen können — aber auch, wie sie mit Situationen zwischen Leben und Tod umgehen. Im Training wird Petruţa“ eingesetzt:
Petruţa ist ein Simulationsgerät, eine Puppe. Sie sieht aus wie ein Neugeborenes, wiegt auch etwa so viel, und verhält sich auch so. Sie hat eine Wirbelsäule, Schlüsselbeine, den Kopf muss man wie bei einem Baby stützen. Man kann sie realitätsgetreu intubieren, ihr einen Katheter setzen… So lernen die Helferinnen und Helfer, wie man mit einem Kind umgeht und wie man es im Arm hält — denn jedes Kind hat das Bedürfnis, in den Arm genommen zu werden.“
Das ist eines der ersten Lektionen, die die Helferinnen lernen — unter ihnen auch Andrada Constantiniuc. Ich habe in mehreren Städten lange Zeit als freiwillige Helferin gearbeitet und als ich nach Bukarest kam, suchte ich etwas, das mir auch liegt. Ich habe vom Projekt erfahren und mich sofort gemeldet. Auf der Intensivstation des Marie Curie sind mehrere Kinder, die keine Eltern haben, und weil sie ständig alleine sind, verläuft die Heilung auch langsamer. Unsere Aufgabe ist, bei ihnen zu sein, dem Personal zu helfen, Babys zu stillen — manchmal dauert es ja auch eine Stunde, bis sie 100 ml zu sich nehmen. Ein Kind, das den menschlichen Kontakt spürt, heilt schneller, das Gehirn entwickelt sich besser und auch der Überlebensdrang ist stärker als bei einem Kind, das alleine ist und einfach den Kampf aufgibt“, sagt Andrada Constantiniuc.
Freiwillige Helfer wie sie verbringen 2-3 Stunden wöchentlich im Krankenhaus. Sie haben so das Gefühl, dass sie auch etwas davon haben: Grundsätzlich ist das für uns ja auch ein Gewinn, nicht nur für die Kinder — denn man begreift, was wichtig ist im Leben und was belanglos ist“, erzählte sie unserem Redaktionsteam.