Kampf gegen Aids: Das SHE-Programm in Rumänien
Auch wenn Rumänien viele Fortschritte im Kampf gegen HIV erzielt hat, bleibt der Informationsbedarf immer noch groß. Aus diesem Grund wurde vor kurzem ein Programm für HIV-positive Frauen gestartet.
România Internațional, 21.08.2013, 13:54
Auch wenn Rumänien viele Fortschritte im Kampf gegen HIV erzielt hat, bleibt der Informationsbedarf immer noch groß. Aus diesem Grund wurde vor kurzem ein Programm für HIV-positive Frauen gestartet. Das Programm SHE (Strong, HIV positive and Empowered women) ist ein europäisches Programm, das 2010 von Ärzten eingeführt wurde. Ziel des Programms ist es, die über 5200 HIV-infizierten Frauen in Rumänien zu unterstützen.
Laut Prof. Dr. Adrian Streinu-Cercel, dem Chef des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten Matei Balş“ in Bukarest, werden jedes Jahr etwa 250.000 Personen auf HIV getestet. 25% davon sind Eigeninitiativen. Durch das 1997 eingeführte Nationale Anti-AIDS-Progamm wurde die kostenlose Behandlung aller Patienten möglich. HIV sei heutzutage eine kronische Krankheit, die langfristig kontrollierbar ist, wenn die Patienten die Behandlung strikt einhalten und nicht aufgeben, meinen Ärzte. Rumänien weist seit Beginn des Phänomens die größte Überlebensrate europaweit auf.
Die Ärzte in Rumänien empfehlen den HIV-AIDS-Test allen schwangeren Frauen. Im Fall eines positiven Ergebnisses sollte so die zukünftige Mutter Sicherheitsmaßnahmen für das Kind treffen können. Den Ärzten zufolge könne das Risiko, ein HIV-positives Kind auf die Welt zu bringen, komplett beseitigt werden. Prof. Dr. Adrian Streinu Cercel:
Vor einigen Jahren schon, 1998, nahm Rumänien eine klare Stellung zu diesem Programm und man hat damals vorgeschlagen, dass alle schwangeren Frauen auf HIV getestet werden. Die in diesen Jahren gesammelten Daten zeigen, dass eine HIV-infizierte Frau ein völlig gesundes Kind auf die Welt bringen kann. Wir haben diese Pflicht und deshalb ist der Test kostenlos. Eine Frau, die schwanger und zugleich HIV-positiv, wird im 40% der Fälle ein infiziertes Kind auf die Welt bringen.“
In Rumänien leben mehr als 11.500 HIV-Positive, mehr als 5.200 davon sind Frauen. Die Hälfte der infizierten Frauen sind zwischen 20 und 24 Jahre alt. Das ist das Alter, in dem viele Mütter werden. Deshalb auch der Bedarf ein solches Programm zu führen, so Prf. Dr. Streinu-Cercel:
Es gibt eine Menge junger Frauen, die Ende der 1980er und Anfang der 1990er geboren wurden. Diese wünschen sich ein normales Leben. Sie haben auch diese Möglichkeit, weil ihre Lebenserwartung im Moment fast dieselbe wie jene einer nichtinfizierten Person ist. Die Medikamente, die wir seit 1995 benutzen, haben zu guten Ergebnissen geführt und nach der Erklärung von New York im Jahr 2001, als alle Länder über den generellen Zugang zur Behandlung diskutiert haben, war Rumänien eines der ersten Länder, die das in Praxis umgesetzt haben. Manche Sachen, die sich die USA erst 2012-2013 vorgenommen haben, hat Rumänien schon 1998 eingeführt.“
Letztes Jahr wurden 754 neue HIV- und AIDS-Fälle entdeckt, 213 Frauen und 541 Männer, darunter 19 Kinder unter 14 Jahren. In 18 dieser letzten Fälle wurden die Kinder wahrscheinlich von ihren Müttern infiziert. Die Krankheits-Übertragungsrate von Mutter zum Fötus ist unter 5% gesunken. Das ist eine der kleinsten Raten in Europa. Dr. Mariana Mărdărescu vom Nationalen Institut für Infektionskrankheiten Matei Balş“ in Bukarest berichtet:
Wichtig und interessant für Rumänien ist, dass die Zahl der neuen Fälle leicht gestiegen ist. Seit über 20 Jahren ist die Inzidenz und die Verbreitungsrate in Rumänien klein. Zur Zeit gibt es in Rumänien eine große Anzahl von langfristigen Überlebenden (Jahrgang 1988-1990), über 8.000 Personen, die Ende 2012 registriert waren. Diesen Patienten wird antiretrovirale Therapie angeboten. Insgesamt sind 9.800 aktiv registriert. Wir möchten jedoch dieses Phänomen nicht nur behandeln, sondern der Erkrankung auch vorbeugen. Damit ist das Testen der schwangeren Frauen gemeint, Gespräche mit dem Paar und alles, was die Vorbeugung im Falle der schwangeren Frau und des Neugeborenen anbelangt. Die wichtigste Übertragungsart war der heterosexuelle Weg, sowohl bei Männern, als auch bei Frauen. Die Zahl der Infizierten unter den Drogenkonsumenten, die Drogen intravenös injizieren, ist aber auch gestiegen, bei Männern mehr als bei Frauen.“
Im Rahmen des SHE-Programms werden in diesem Frühling drei Events organisiert, an denen HIV-infizierte Frauen aus Bukarest, Constanţa und Iaşi teilnehmen sollen. Ziel ist es, Unterstützergruppen für die HIV-Patientinnen zu bilden. Man wird SHE-Einheiten in den Krankenhäusern und wichtigen Kliniken in diesen Städten einrichten. Hier wird man Workshops für das medizinische Personal anbieten, das in der Diagnose, der Behandlung und Monitorisierung von HIV-Patientinnen involviert ist.
Weltweit sind 34 Millionen Menschen HIV-infiziert oder AIDS-krank. 30 Millionen davon sind Erwachsene, darunter 16 Millionen Frauen.
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