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Jugendarbeit in Rumänien: Auf dem Weg zur Professionalisierung

Immer mehr NGO kümmern sich um die Zukunft und Opportunitäten für Jugendliche. Doch der Beruf des Jugendhelfers begann sich erst in den vergangenen Jahren zu etablieren.

Jugendarbeit in Rumänien: Auf dem Weg zur Professionalisierung
Jugendarbeit in Rumänien: Auf dem Weg zur Professionalisierung

, 08.08.2018, 17:30

Wir brauchen Jugendhelfer, um den Jugendlichen aus unterschiedlichen Gemeinden zu helfen, ihr Potential zu nutzen, sich in die Gesellschaft zu integrieren, mit anderen Jugendlichen in Kontakt zu treten, sich einander besser kennen zu lernen. Ich habe gemerkt, dass die Jugendlichen oft nicht wirklich verstehen, was sie in der Gesellschaft tun können, welche Institutionen sie ansprechen können, wen sie kontaktieren können, um etwas zu bewegen, um ihr Potential zu benutzen.“




Das meint Mihai Dragoş, Vorsitzender des Jugendlichen-Rates. Nur sehr wenige junge Menschen haben von Jugendhelfern gehört. Das ist ein Beruf, der erst im Jahr 2012 geregelt wurde, als er in die rumänische Arbeitsordnung eingeführt wurde und der Berufsstandard erstellt wurde. Der Jugend-Experte Marius Donţu, Manager von Schultz Consulting România, nahm an diesem Prozess teil. Das Unternehmen hat eigentlich das Projekt auch eingeleitet. Die Motivation war der Wunsch, diesen Beruf zu professionalisieren, weil zu viele Menschen sich um die Jugend kümmerten und jeder im Jugendbereich als Spezialist auf diesem Gebiet galt“. Marius Donţu berichtet über die über die ersten Ansätze, die Jugendarbeit zu professionalisieren:



Zunächst kamen viele berufliche Elemente hervor. Wir sagten uns, wir sollten daraus nicht einen Supermenschen machen, und wir beschränkten uns auf nur vier spezifische Kompetenzen, nämlich: die Informationskapazität junger Menschen — das hei‎ßt, junge Menschen über verschiedene Aktivitäten, Vorteile, Rechte, die sie haben, oder Möglichkeiten wie internationale Austausch-Projekte oder Karriere-Opportunitäten zu informieren; eine zweite Kompetenz — den Standard der persönlichen und beruflichen Entwicklung zu fördern, also jemand, der mit ihnen diskutiert und ihnen hilft, einen beruflichen und persönlichen Weg zu finden. Eine weitere Kompetenz besteht darin, den Prozess des nichtformellen Lernens unter jungen Menschen zu fördern — Aktivitäten, die ihnen beibringen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, Probleme zu lösen, Initiativen zu ergreifen, sich zu engagieren und aktiv zu sein. Die vierte Kompetenz bestand darin, die Zusammenarbeit in der Gemeinde zu entwickeln. Die Jugendhelfer sollen aufgrund der Probleme, die sie in Jugendgruppen identifizieren, Dienstleistungen oder Einsätze auf Gemeinde-Ebene vorschlagen.“




Der Jugendhelfer könnte von Jugend-NGOs angestellt werden. Eine unter ihnen ist der Verband Curba de Cultură“ — Kulturkurve“, der in der Gemeinde Izvoarele, Landkreis Prahova, gegründet wurde und sich ausschlie‎ßlich an Jugendliche aus ländlichen Gebieten richtet. Unter den Angestellten des Verbandes finden wir auch zwei Jugendhelfer. Wenn es um die wichtigsten gesetzlichen Hürden geht, sagt Cosmin Catană, der Verbandsvorsitzende, bevorzuge er es, diese wie Chancen zu behandeln:



Wir haben die Möglichkeit, den Beruf des Jugendhelfers ins Jugendgesetz einzuführen. Es gibt einen Gesetzesentwurf, in dem die Begriffe Jugendaktivitäten, Jugendhelfer, Jugendzentren definiert werden. Im Jugendgesetz erscheint derzeit das Jugendzentrum nicht. Wir haben die Möglichkeit, diese Dinge weiter zu bringen und den Kontext der Jugendarbeit in Rumänien im Jahr 2018 zu klären. Und sie näher an andere europäische Staaten, die eine Tradition im Bereich der Jugendarbeit haben, zu bringen.“




Obwohl sich die Qualität der Jugendarbeit in Rumänien recht gut entwickelt hat, gebe es keine soziale Anerkennung, meint Cosmin Catană. Nur sehr wenige Menschen wissen, was es bedeutet, mit jungen Menschen zu arbeiten. Die Einführung dieser Konzepte in einen gesetzlichen Rahmen würde die Lage erheblich verändern. Darüber hinaus agieren die meisten der bisher akkreditierten Jugendarbeiter, selbst diejenigen, die für das Jugend- und Sportministerium arbeiten, als Freiwillige, stellt Mihai Dragoş bedenklich fest. Aus diesem Grund möchte man durch den Gesetzentwurf, der an das Parlament geschickt werden soll, die Kommunalverwaltungen und die Jugendzentren, die genehmigt werden, verpflichten, Jugendhelfer zu beschäftigen. Die Existenz von Beschäftigungsmöglichkeiten werde das Interesse an diesem Beruf steigern, meint Mihai Dragoş:



Auch wenn dies an einigen Orten der Fall ist, beschäftigen in der Regel die Gemeinden leider keine Jugendhelfer, solche Tätigkeiten werden nicht regelmä‎ßig durchgeführt. Wir haben ein gutes Beispiel in Baia Mare, der rumänischen Jugendhauptstadt beginnend mit dem 2. Mai 2018. Durch ihre Kandidatur haben sie sich auch verpflichtet, zehn Jugendhelfer beim Rathaus anzustellen. Es wird ein interessantes Beispiel sein, und wir hoffen, dass es zu wichtigen Ergebnissen für die Gemeinden kommt, in denen diese Jugendhelfer tätig sein werden. Ein Beispiel, das später hoffentlich auch von anderen Städten übernommen wird.“




In Rumänien besteht ein akuter Bedarf an Jugendhelfern, insbesondere in ländlichen Gebieten, in denen noch 47 Prozent der Bevölkerung des Landes leben, meint Catană:



Die Schulen sind weit weg von zu Hause, die Tätigkeiten beschränken sich meist auf den Haushalt und auf das, was von den Kulturhäusern angeboten wird. Es gibt jedoch keine allgemeine Möglichkeit für junge Menschen, sich zu treffen, zusammen zu arbeiten und gemeinsam etwas zu planen, das sie dann Schritt für Schritt unter Anleitung und mit Unterstützung von Jugendhelfern umsetzen können.“




Seit seiner Regulierung im Jahr 2012 hat sich der Jugendbegriff in Rumänien im Bereich der NGO gut entwickelt, sagt der Experte Marius Donţu:



Es kommen immer noch Leute zur Schulung. Es kommen jetzt auch Angestellte aus dem Bildungssystem, um ihre Kompetenzen zu ergänzen. Aber ich bemerkte etwas, was wir nicht einmal gehofft hatten: Es kommen auch Eltern auf uns zu. Ich habe viele Anwälte, Notare, also Leute mit Geld, mit einem bestimmten Status gesehen, die kamen und sagten, sie wollten lernen, effektivere Kommunikationskanäle mit ihren Kindern im Teenageralter zu schaffen.“

Foto: geralt / pixabay.com
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