Integrationshilfe für Obdachlose: die mobile Dusche
Seit September haben Obdachlose in Bukarest eine neue Möglichkeit, sich um ihre körperliche Hygiene zu kümmern: eine mobile Dusche, bereitgestellt vom Verein Carusel, einer gemeinnützigen Organisation.
Christine Leșcu, 27.11.2019, 17:30
Das Fahrzeug, in dem neben der Dusche auch Waschmaschinen und Trockner stehen, ist zweimal pro Woche unterwegs und bei den Obdachlosen bereits sehr bekannt, sagt Carmen Voinea, PR-Verantwortliche beim Carusel-Verein:
Wir sind wöchentlich im Einsatz. Wir freuen uns sehr, dass es Menschen gibt, die uns speziell für die mobile Dusche aufsuchen. Auch Waschmaschinen und Wäschetrockner sind nachgefragt. Es ist noch schwer, genauer abzuschätzen, aber in diesen zwei Monaten haben Dutzende von Menschen die mobile Dusche benutzt. Das Gefährt ist ein Nutzfahrzeug, das von einer Spezialfirma aus Cluj (Klausenburg) für uns von Grund auf neu entwickelt wurde. Ich habe lange jemanden gesucht, um es nach unserem Wunsch zu gestalten, mit der ganzen Technik für den Innenraum, mit einer Dusche mit zusätzlicher Waschmaschine und Trockner.“
Bei der Konzeption des Programms Mobile Dusche“ orientierte sich der Verein an ähnlichen Initiativen in den USA und in Frankreich. Zusätzlich zu den bereits erwähnten Einrichtungen hat das Fahrzeug eine Toilette, einen Haartrockner, eine Haarschneidemaschine, kostenloses WLAN und Lagermöglichkeiten für alle Materialien, die das Team vor Ort verteilt, denn der Verein bietet auch Intimhygienemittel und Kleidung aus Spenden an. Momentan befindet sich die mobile Dusche im zentralen Bereich von Bukarest zwischen dem Universitätsplatz und dem Unirii-Platz, da sie vom Hydrantennetz abhängig ist, sagt Carmen Voinea.
Die mobile Dusche ist eigentlich an einen Hydranten angeschlossen und parkt etwa acht Stunden am Tag in bestimmten Stadtteilen. Diese Stadtteile mit ihren Problemen wurden im Rahmen anderer Programme identifiziert, die wir durchführen. Es gibt Gebiete, in denen sich viele unserer Klienten befinden, und die für sie leicht zu erreichen sind. Momentan befinden wir uns in der Gegend Unirii-Universität und werden auch im Bereich des Nordbahnhofs Halt machen.“
Wie Carmen Voinea ausführt, machen bei der Mobilen Dusche“ — wie auch in anderen Projekten des Vereins — vor allem Freiwillige mit.
Carusel hat ein wundervolles Team von fast 70 Freiwilligen, die aus verschiedenen Tätigkeitsbereichen kommen und extrem unterschiedliche Hintergründe haben. Ich denke, wir bilden ein sehr gutes Team mit unseren Freiwilligen, die entweder Studenten oder Mitglieder anderer NGO sind, entweder IT-Leute oder Mitarbeiter multinationaler Konzerne. Das ist wunderbar, denn wir sehen, dass die Menschen den Bedarf empfinden, sich zu engagieren, um etwas mehr zu tun als nur ihren täglichen Job. Wir glauben, dass Freiwillige eine Möglichkeit bieten, Zugang zu einer größeren Gemeinschaft zu erhalten. Sie können unseren Aufruf zur Solidarität weitergeben, zum Verzicht auf Vorurteile und auf einen stigmatisierenden oder marginalisierenden Diskurs.“
Eine der Freiwilligen ist Florentina Croitoru, Absolventin der Fakultät für Sozialhilfe, die derzeit an derselben Bildungseinrichtung einen Master macht. Für Florentina ist die mobile Dusche“ eine Gelegenheit, ihren Beruf auszuüben, aber eben auch mehr. Sie kann hier Einfühlungsvermögen erleben.
Anfangs hatte ich große Angst, dass ich es nicht schaffe. Als ich anfing, mich freiwillig zu engagieren, war ich jeden Mittwochabend ab 20:00 Uhr dabei. Anfangs fühlte ich mich nicht in der Lage, mit den Obdachlosen zu sprechen. Ich hatte Angst, etwas Falsches zu sagen, sie nicht zu beleidigen… Mit der Zeit lernten wir uns aber besser kennen und sie fassten Vertrauen zu mir. Diese Menschen durchleben auf der Straße verschiedene Traumata — physische und psychische Misshandlungen — und deshalb ist es für sie schwierig, sich vor Fremden zu öffnen und einen Tee, eine Decke oder ein Sandwich anzunehmen. Viele von ihnen lehnten Hilfe ab, und dann lernte ich, mit der Situation umzugehen und ihnen zu zeigen, dass ich da war, um ihnen Gutes zu tun und ihnen zu helfen.“
Florentina Croitoru beeindruckte am meisten bei ihrem Engagement im Projekt, wie sich die Obdachlosen verändert hatten — sie sahen jetzt anders aus.
Diese Menschen werden ja deshalb ausgegrenzt im öffentlichen Raum und in Verkehrsmitteln, weil sie verwahrlost aussehen. Wir geben ihnen so ihre Würde zurück, denn leider glauben viele Obdachlose, dass sie ihre Würde verloren haben.“