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Im Zeichen von Solidarität – Freiwilligenarbeit ist in Rumänien gefragt

Die meisten Menschen denken in Rumänien in dieser Zeit nur noch an ihre Weihnachtseinkäufe – doch es gibt auch einige, die freiwillig ihren Mitbürgern in Not helfen.

Im Zeichen von Solidarität – Freiwilligenarbeit ist in Rumänien gefragt
Im Zeichen von Solidarität – Freiwilligenarbeit ist in Rumänien gefragt

, 24.12.2014, 17:36

Ihr Vater hat Alina Dumitriu dazu gedrängt, Volkswirtschaft zu studieren. Das tat sie auch; einen Job, der ihrem Studium entspricht, hatte sie aber nie. Denn ihr Beruf hat zwar mit Ökonomie zu tun, ihre Berufung aber ist, anderen zu helfen. Das war schon immer so. Als Kind klaute sie Geld von zuhause und gab es ärmeren Kindern. Sie träumte davon, nach Somalia zu gehen und den Kindern dort zu helfen. Dann kam sie aber darauf, dass Hilfe überall benötigt wird — auch bei ihr im Land, in Rumänien. Und so blieb sie hier und gründete von zehn Jahren den gemeinnützigen Verein Sens Pozitiv (www.senspozitiv.ro).



Das Wortspiel deutet es schon an: Alina Dumitriu und ihre Kollegen kümmern sich um Menschen, die dem Risiko der HIV-Infizierung ausgesetzt sind: Stra‎ßenkinder, Obdachlose, Prostituierte, Heroinsüchtige. Neuerdings betreut Alina Dumitriu auch HIV-positive Frauen aus Nairobi. Um die Kinder und Erwachsenen, mit denen sie arbeitet, besser verstehen zu können, ging Alina Dumitriu wieder studieren — diesmal Psychotherapie. Als sie HIV-infizierte Kinder und Jugendliche zu therapieren begann, hatte sie einen ersten Schock: Diese Menschen hatten keine Ahnung über ihren eigenen Zustand. Die meisten hatten noch kein AIDS, sondern waren nur HIV-positiv.



Bei der Betreuung dieser Kinder und Teenager, manche waren 15, 16, habe ich ihre Bedürfnisse erkannt. Sie hatten keinen guten Kontakt zu den Ärzten, kommunizierten nicht richtig mit ihnen und glaubten, kranker zu sein als sie es tatsächlich waren — obwohl viele ein fast normales Leben führen konnten“, erinnert sich Alina Dumitriu. Sie stellte fest, dass diese Menschen nicht sehr viel über AIDS und HIV wussten, sie warteten einfach auf ihren Tod. Das hat sie beeindruckt und sie begann, intensiv über HIV und AIDS zu recherchieren. Dann übersetzte sie, denn ihr wurde klar, dass es au‎ßer den Präventionsratschlägen keine Aufklärungsliteratur in rumänischer Sprache gab. Man sagte den Menschen, wie sie einer Infizierung vorbeugen können — aber für die, die schon infiziert waren, gab es nichts auf Rumänisch. Die Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern war gar nicht einfach.



Das Fachpersonal dort war eigentlich ziemlich renitent, denn erstens sprachen wir anders als sie. Ein Infektionsarzt sah, dass ich Bescheid wusste und schickte mir immer mehr Patienten. So musste ich selbst immer mehr lernen, denn die Menschen hatten allerhand Fragen und ich musste nachrecherchieren, um antworten zu können“, sagt Alina Dumitriu.




Um mit dem Ansturm fertig werden zu können, bildete sie junge HIV-Infizierte zu Multiplikatoren aus. Ihre Ideen stie‎ßen erwartungsgemä‎ß auf Widerstand von Ärzten und Krankenhausmanagern — aber mit der Zeit verdiente sich der Verein Respekt. Seit fast einem Jahr ist Alinas Verein das Geld für Löhne und Aktionen ausgegangen. Vereinzelt zahlt ein Pharmaunternehmen ein bescheidenes Beratungshonorar. Alina Dumitriu stört aber, dass der Staat unter keiner der vielen Regierungen das Problem der HIV-Infizierten zu lösen vermochte. Diese Menschen haben keinen Zugang zu medizinischen Dienstleistungen. Durch die Korruption verschwindet auch das wenige Geld“, empört sich Alina Dumitriu. In meinem Arbeitsfeld gibt es keine Dienstleistungen. Von staatlicher Seite bekommen die HIV-Infizierten, die obdachlosen Menschen und Kinder rein gar nichts. Alles was getan wird, tun Vereine. Der Staat müsste diese bereits erfolgende Sozialarbeit Freiwilliger unterstützen, denn wir haben bereits eine Menge Erfahrung“, klagt die junge Frau.




Hilfreich wären für diese Arbeit auch Aufklärungsaktionen. Alina Dumitriu arbeitet seit zehn Jahren pausenlos mit hilfsbedürftigen Menschen. Für sie war und ist die Dankbarkeit der Menschen extrem wichtig. Auch heute freut sie sich, wenn Menschen etwas besser leben, nachdem sie von ihr selbst oder von einem anderen Verein betreut wurde. Und es geht nicht nur um HIV-Infizierte. Seit vier Jahren organisiert Sens Pozitiv in der Weihnachtszeit ein kulinarisches Event — beim ersten Mal kochten Alina und ihr Team, das Verstärkung von anderen Freiwilligen bekommen hatte, für 150 Menschen: obdachlose und hilfsbedürftige Kinder und Erwachsene. In diesem Jahr ist die Zahl der Gäste auf 600 gestiegen.



In anderen Bereichen hat der Staat weniger Berührungsängste. Vor sechs Monaten gründete Iarina Ştefănescu ein Erziehungsprogramm (http://www.ajungemmari.ro) und es gelang ihr, in kürzester Zeit mit vier der sechs Jugendämter in Bukarest Partnerschaftsvereinbarungen abzuschlie‎ßen. Ziel des Programms ist es, den Kindern mehr Selbstvertrauen zu geben, sie mehr kommunikations- und teamfähig zu machen und ihnen dabei auch andere interessante Informationen auf den Weg zu geben. In einem der Projekte innerhalb des Programms besuchen sie über 160 freiwillige Erzieher wöchentlich, um ihnen anhand von Spielen bestimmte Lernbereiche schmackhaft zu machen — Literatur, Kino, Tanzen, Englisch, Geschichte, Biologie oder Musik. Im Rahmen eines anderen Projekts gehen die Kinder ins Museum, in den Park, ins Theater oder in die Oper.




Ein Projekt für etwas ältere Kinder versucht, ihnen die Arbeitswelt näher zu bringen: Sie besuchen Arbeitsplätze in Betrieben und Unternehmen. Anca Mihaela Tudose, eine der vielen Freiwilligen im Projekt, ist von der Urheberin Iarina begeistert. Sie ist ein Paket geballter Energie und ist überall mit ihrem Fahrrad da. Sie liebt es, zu helfen — und das Leben dieser Kinder ist besser geworden. Die gute Nachricht ist auch, dass Iarinas Initiative ständig wächst. Die Freiwilligenarbeit wird immer mehr ermutigt, glaubt Iarina Ştefănescu selbst. Die Eltern und die Lehrkräfte unterstützen das. Wir arbeiten jetzt zunehmend mit Gymnasiasten und Studenten und spüren eine stärkere Bereitschaft bei den Elitegymnasien in Bukarest, wo auch unsere Freiwilligen zumeist herkommen. Ich habe gespürt, dass sie dabei ermutigt werden“, sagt Iarina Ştefănescu, die sich immer mehr auch über die Ergebnisse ihrer Arbeit freut:



Dass es besser wird, stellen die Freiwilligen von Stunde zu Stunde klarer fest. Mit den Kindern zu arbeiten ist es mal leichter, mal schwerer, es kommt auf die Lebensumstände an — manche wohnen in Kinderheimen, manche in armen Familien. Auf jeden Fall sind die Fortschritte an den Schulergebnissen dieser Kinder zu sehen. Die Kinder sehen die Freiwilligen aber auch als Vorbilder, also gibt es auch Fortschritte, was das Verhalten der Kinder angeht. Die Kinder sind offener, kreativer, teamfähiger. Noch bessere Resultate werden wir höchstwahrscheinlich nächstes Jahr sehen“, freut sich Iarina Ştefănescu, die zur Freiwilligen des Jahres im Bereich Erziehung auf der Nationalen Gala der Volontariatsarbeit gekürt wurde. Solche Auszeichnungen sind wichtig — wenn der Staat selbst die Arbeit nicht würdigt, kann ein wenig Lob von Kollegen perfekt für die Motivation sein.

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