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Hilfe gegen Schulabbruch in Rumänien

Laut dem europäischen Statistikamt Eurostat brechen EU-weit im Durchschnitt 12,8% der Schüler vorzeitig die Schule ab. 2011 waren es noch 13,5%. In Rumänien lag der Schulabbruch 2010 bei 18%, letztes Jahr sank er auf 17%.

Hilfe gegen Schulabbruch in Rumänien
Hilfe gegen Schulabbruch in Rumänien

, 08.05.2013, 18:24

Es gibt viele Gründe, warum Kinder die Schule vor dem Ende der Ausbildungspflicht abbrechen. Meistens hat es mit der Armut und einem Milieu zu tun, das die Bildung überhaupt nicht schätzt. Viele Male haben die Eltern das notwendige Geld für Hefte und Schulbücher nicht, andere Male werden die Kinder von den Eltern nicht unterstützt, ihren gesellschaftlichen Aufstieg durch Bildung zu fördern.



Laut dem europäischen Statistikamt Eurostat brechen EU-weit im Durchschnitt 12,8% der Schüler vorzeitig die Schule ab. 2011 waren es noch 13,5%. In Rumänien lag der Schulabbruch 2010 bei 18%, letztes Jahr sank er auf 17%.



Diese Daten widerspiegeln aber nicht das ganze Ausma‎ß des Phänomens in Rumänien. Hier gibt es andere Definitionen des Schulabbruchs und folglich andere Datenerfassungen. Die Definition der EU ist folgende: Die Schulabbruchs-Quote wird als Prozentsatz der Personen im Alter von 18 bis 24 Jahren ermittelt, die höchstens die Mittelschule abgeschlossen haben und nicht mehr im Bildungs- oder Berufsausbildungs-System registriert sind.“ Bogdan Georoceanu, Bildungsspezialist bei der Organisation World Vision“ in Rumänien, erläutert:



Diese Definition wird durch unsere Bildungspraxis als vorzeitiger Schulabbruch hervorgehoben. Wenn wir in Rumänien von Schulabbruch sprechen, beziehen wird uns auf den Abbruch der pflichtigen Bildungsperiode. Die Zahlen betreffend den vorzeitigen Schulabbruch schauen in Rumänien viel schlechter aus als in den anderen EU-Ländern. Die Zahlen sind sehr unterschiedlich, es hängt davon ab, wer sie ausrechnet. Die UNICEF und das Institut für Bildungswissenschaften zählen nach, wieviele Kinder in einem bestimmten Jahr die Schule angefangen haben und berechnen den Anteil derer, die in acht Jahren die pflichtige Bildungsperiode schaffen. Das Bildungsministerium vermisst den Schulabbruch jährlich. Es zählt die Kinder am Anfang des Schuljahres und diejenigen, die das Jahr beenden. Der Unterschied wird als Schulabbruch gemeldet. Um von Schulabbruch sprechen zu können, muss ein Kind die Schule drei Jahre konsekutiv nicht besucht haben. Es gibt eine kritische Masse von Kindern, von denen wir noch nicht wissen, ob sie die Schule abgebrochen haben oder nicht. Die Lage ist sehr unsicher, weil wir den Begriff des Schulabbruch-Risikos nicht definiert haben.“



Abgesehen von der Definition und der Vermessungmethode schauen wir uns die offiziellen Statistiken in Rumänien an. Bogdan Georoceanu von World Vision“:



Laut dem Bericht über die Bildungssituation liegt der Schulabbruch in Rumänien, dem Bildungsministerium zufolge, bei 1,5% im Jahr. Auf dem Dorf steigt dieser Prozentsatz bis zu 1,7-2 %. Wenn wir von den Klassen 9 und 10 diskutieren, sieht es viel schlechter aus. In den armen und isolierten Gemeinden ist die Lage dramatisch.“



In diesen armen und abgelegenen Gemeinden, die zum Gro‎ßteil auf dem Lande leben, aber auch am Rande von Gro‎ßstädten brechen viel mehr Kinder die Schule ab. Viele Schulen wurden geschlossen, der Zugang ist schwer, manchmal müssen die Kinder viele Kilometer zu Fu‎ß zurücklegen, um bis zur nächsten Schule in einem anderen Dorf zu gelangen. Manche Eltern halten ihre Kinder zu Hause zurück, um ihnen bei den Arbeiten zu helfen. Viele Eltern lassen ihre Kinder allein zurück und gehen ins Ausland arbeiten. Manche dieser Kinder verzichten auf die Schule. Sie werden nicht unterstützt. Um diesen zu helfen, implementiert Wolrd Vision“ seit ein paar Jahren das Programm Ich möchte die 9. Klasse besuchen“.



Bis jetzt wurde 277 Kindern, die auf dem Land leben, geholfen, ihre Studien mittels Sponsoren fortzusetzen. Ema ist eine Schülerin, die unterstützt wurde. Sie ist in der 12. Klasse bei einem Lyzeum im Landkreis Ialomiţa. Sie wohnt zusammen mit ihren zwei Brüdern und ihren arbeitslosen Eltern in einer benachteiligten Gegend am Rande einer Stadt.



Ich habe mittels Sozialarbeiter den Kontakt zu ‚World Vision‘ aufgenommen. Sie hatten uns gesagt, wir könnten ein Stipendium bekommen, weil wir gute Schulnoten hatten. Weil ich dieses Stipendium brauchte, wurde es mir beginnend mit der 10. Klasse, seit fast drei Jahren, angeboten. Ich bekomme 100 Lei (umgerechnet ca. 23 Euro) im Monat. Ich kann daraus Schulartikel Kleidung und, wenn nötig, auch Lebensmittel kaufen. Die Summe ist nicht sehr gro‎ß, aber ich freue mich, dass ich sie für meine Schulergebnisse bekomme.“



Trotz der schweren materiellen Lage erklärt Ema, es habe bei ihr nie das Risiko gegeben, die Schule abzubrechen:



Ich würde genauso gute Ergebnisse haben, denn ich kann unter jedwelchen Bedingungen lernen. Dank des Stipendiums habe ich viel bessere Lernbedingungen und kann mir Bücher kaufen. Aber ich bin sicher, meine Zensuren würden genauso gut auch ohne dieses Geld sein.“



Die Sponsoren bleiben dem breiten Publikum unbekannt. Ema kennt sie jedoch.



Nicht direkt, sondern mittels Briefen. Es ist eine sehr schöne Geste. Sie helfen uns nicht nur mit diesem monatlichen Stipendium, sondern auch mit Geschenken an Feiertagen. Wir haben keine Ansprüche, es ist ihre Initiative. Der Sponsor hat uns auch einen PC geschenkt. Unser Horizont wurde dadurch breiter. Andere Probleme? Was kann ich Ihnen sagen… es wurden Schulausflüge organisiert, an denen ich nicht teilnehmen konnte.“



Einem Kind fällt es schwer, über seine Schwierigkeiten zu sprechen. Er trägt keine Schuld daran. Diesen Kindern muss man helfen, wenn die Familie nicht helfen kann.



(Deutsch von Alex Grigorescu)



Audiobeitrag hören:



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