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Häusliche Gewalt: Krisenzentrum für Vergewaltigungsopfer gegründet

Vergewaltigung ist eine der verheerendsten Formen von Gewalt. Eine staatliche Behörde versucht jetzt, den Vergewaltigungsopfern zu helfen und das ganze Verfahren zur Erstattung einer Anzeige einfacher zu machen.

Häusliche Gewalt: Krisenzentrum für Vergewaltigungsopfer gegründet
Häusliche Gewalt: Krisenzentrum für Vergewaltigungsopfer gegründet

, 09.01.2019, 17:30

Vergewaltigung ist ein Trauma mit langfristigen Folgen. Die statistischen Daten der Polizei spiegeln das Phänomen nur zum Teil wider, denn die meisten Opfer erstatten keine Anzeige. Um diese Menschen zu unterstützen, hat die Nationale Agentur für Chancengleichheit für Männer und Frauen kürzlich in der Uni-Klinik in Bukarest das erste Pilot-Krisenzentrum für Vergewaltigungsfälle eröffnet. Opfer von sexuellem Missbrauch werden an diesem Ort die Unterstützung und Hilfe erhalten, die sie brauchen, wie Graţiela Drăghici, Staatssekretärin der Nationalen Agentur für Chancengleichheit für Männer und Frauen, versichert:



Wir wollen, dass dieses Vorgehen ein starkes Signal an alle Frauen in Rumänien sendet, ein Signal der Unterstützung, ein Signal des Vertrauens, indem ein neues Modell guter Praxis für ein integriertes Management der Vergewaltigungsfälle geschaffen wird, ausgehend von einer traurigen Realität. Das hei‎ßt, die meisten Frauen erstatten aufgrund von Stereotypen und Mentalitäten entweder keine Anzeige bei der Polizei oder geben die Schritte auf, die erforderlich sind, damit der Täter schlie‎ßlich betraft wird. Der erste wichtige Schritt bestand darin, das Nationale Institut für Gerichtsmedizin zu bitten, eine Lösung zu finden, die es Ärzten in der Notaufnahmeeinheit ermöglicht, biologische Proben mit Hilfe eines Standard-Kits für biologische Probenahmen zu entnehmen. Das ist in Fällen von sexueller Gewalt unbedingt nötig. Die gesamte Arbeit und das Management wird von der Notaufnahme übernommen, so dass die Frau nicht mehr hin und her muss und ein sehr gro‎ßer Prozentsatz der Opfer diesen Schritt nicht aufgibt und den ganzen Weg für die Bestrafung der Vergewaltiger geht.“




Graţiela Drăghici erklärte uns weiter wie dieses Zentrum funktionieren wird.



Die erste Bedingung ist, dass die Frau die Vergewaltigung anzeigt, dann aktiviert der Arzt in der Notaufnahme die operative Einheit in der Nähe der Uni-Klinik. Das ist eine Einheit, die auf Verbrechen spezialisiert ist. Sie kommen in die Notaufnahme und fordern die Zustimmung des Opfers zur Einreichung der Beschwerde. Mit dieser Beschwerde können wir sagen, dass wir rechtlich einen Vergewaltigungsfall haben. Darüber hinaus werden biologische Proben auf der Grundlage des vom Nationalen Instituts für Gerichtsmedizin zur Verfügung gestellten Standardkits entnommen. Das Opfer wird dann in ein Heim für Opfer häuslicher Gewalt gebracht, wo die Person Unterkunft, psychologische Beratung und Rechtsberatung erhält, so dass es zur Bestrafung des Angreifers kommt.“




Das Projekt wird auf nationaler Ebene erweitert, so dass die Zahl der sexuellen Übergriffe reduziert wird. Momentan ist die Situation besorgniserregend: 46 Frauen und 12 Kinder kamen im vergangenen Jahr aufgrund von Gewalt durch ehemalige oder gegenwärtige Partner oder andere Familienmitglieder ums Leben. Alle zwei Tage gibt es einen Fall, in dem ein Minderjähriger sexuell missbraucht wird, aber viele Fälle werden nicht gemeldet. Schwerwiegender ist, dass 55% der Rumänen Vergewaltigung in bestimmten Situationen für gerechtfertigt halten. Graţiela Drăghici dazu:



Aus den Daten der rumänischen Polizei für 2017 geht hervor, dass über 500 Vergewaltigungsfälle gemeldet wurden, gegen die ermittelt wurde und bei denen es zur Bestrafung des Täters kam. Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Zahlen für 2018 noch nicht endgültig, aber es gab etwa 450 Fälle. Der folgende Aspekt muss aber beachtet werden. Ein signifikanter Prozentsatz der Opfer, wenn wir über das Phänomen der Gewalt sprechen, der laut einigen Statistiken bei 70% liegt, sei es häusliche Gewalt oder sexuelle Gewalt, erstattet keine Anzeige. Daher beziehen sich diese Zahlen nur auf Fälle, die gemeldet wurden, die der Polizei zur Kenntnis gebracht wurden, und auf Fälle, die mit der Bestrafung der Angreifer abgeschlossen wurden.“




Feministische Organisationen in Rumänien begrü‎ßen die Initiative der Nationalen Agentur für Chancengleichheit für die Errichtung des Krisenpilotzentrums für Vergewaltigungsfälle. Andreea Braga, Exekutivdirektorin des Filia Centers, einer feministischen Organisation, die Gender-Ungleichheiten durch Aktivismus, Fürsprache und Forschung bekämpft, meint dazu:



Dies ist ein zusätzlicher Schritt zu dem, was wir bisher hatten, weil es kein Krisenzentrum für Opfer sexueller Gewalt gab. Leider reicht es nicht aus. Wir sind sehr weit entfernt von einer Gesellschaft, in der wir uns auf die Rechte der Opfer konzentrieren und ihnen den richtigen Schutz in dem Sinne bieten, dass ein gro‎ßer Bedarf an Fachleuten besteht, die wissen, wie sie mit sexuellen Traumata umgehen. Es gibt viele Situationen, in denen leider die Vorurteile über die Schuld des Opfers weiterverbreitet werden, und dann befinden sie sich häufig in einer Situation, in der sie erneut traumatisiert werden. Hinzu kommt das Hin und Her, mit dem sich das Opfer konfrontiert, weil es über das Trauma, das es erlebt hat, viele Male berichten muss, und das setzt das Opfer einem Risiko der Retraumatisierung aus. Das hei‎ßt, es ist kein System, das darauf abzielt, das Opfer zu schützen und die Risiken zu minimieren, so wie in anderen europäischen Ländern. Gleichzeitig brauchen wir Bildung und Bildungspolitik, die uns zeigen, was Einwilligung bedeutet. Viele Fälle von sexueller Gewalt, Vergewaltigung, Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen, sexuellen Übergriffen werden nicht gemeldet, da sie im Verborgenen begangen werden.“

(foto: Anqa / pixabay.com)
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