Fettleibigkeit im jungen Alter: gravierende Folgen für die Gesundheit
Im Rumänischen wird im Volksmund der Ausdruck „dick und schön“ verwendet, um eine positive Vorstellung von überflüssigen Pfunden zu erwecken. Unter Berufung auf diese Redewendung geben manche Großeltern oder Eltern ihren Kindern mehr zu essen als nötig, und manchmal ist die Nahrung auch von zweifelhafter Qualität, was den Weg für Übergewicht ebnet, das später im Erwachsenenalter mit verschiedenen Stoffwechselstörungen einhergeht.

Roxana Vasile und Sorin Georgescu, 02.04.2025, 17:30
Zu viele Kinder und Jugendliche in Rumänien sind heute übergewichtig oder fettleibig. Nach Altersgruppen aufgeschlüsselt zeigen die Statistiken, dass 32 % der Jungen und 28 % der Mädchen in der Altersgruppe 7–9 Jahre übergewichtig sind. In der Altersgruppe 11–15 Jahre sind 22 von 100 Jungen und 14 von 100 Mädchen ebenfalls übergewichtig.
Experten sprechen von einer Adipositas-Epidemie, wie die Ärztin Sandra Alexiu, Präsidentin der Vereinigung der Hausärzte in Bukarest und im Landkreis Ilfov, in einem Interview mit Radio Rumänien eröffnete:
„Es handelt sich um einen internationalen Trend, der offensichtlich auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist. Einerseits denke ich, dass die wichtigsten Umstände die Gewohnheiten im Haushalt sind. Wir sollten nicht vergessen, dass Familienmitglieder in der Regel gemeinsam zu Tisch gehen und dass Rezepte und Gewohnheiten irgendwie von Generation zu Generation weitergegeben werden. Wer also gelernt hat, auf eine bestimmte Art und Weise zu kochen, wird dies auch an die nächste Generation weitergeben. Andererseits dürfen wir natürlich auch die genetische Komponente nicht vernachlässigen. Doch die Tatsache, dass schlechte Gewohnheiten von Kindesbeinen an erlernt werden, hat auch einen kulturellen Hintergrund.“
Experten raten Erwachsenen, über folgenden Fragen nachzudenken: Warum sind immer zuckerhaltige Limos im Kühlschrank vorhanden? Warum kaufen Mama oder Papa jeden Tag Süßigkeiten? Warum haben sie einen Schrank voll mit Leckereien? Warum geben sie ihren Kindern Brezeln und anderes Gebäck oder stopfen sie mit Fast-Food-Menüs voll? Wissen die Eltern, welche Lebensmittel ihre Kinder in ihren Schulranzen haben? Wissen sie, was sie am Kiosk in der Nähe der Schule kaufen? Warum bringen die Großeltern, wenn sie zu Besuch kommen, hauptsächlich Süßigkeiten für ihre Enkelkinder mit? Wenn einige Kinder fettleibig sind, ist es hauptsächlich die Schuld der Erwachsenen, denn kleine Kinder sind das Spiegelbild der Erziehung, die sie erhalten haben – so die Experten. Mit der Zeit kann die Unwissenheit oder Gleichgültigkeit der Eltern jedoch zur Erkrankung ihrer Kinder führen, erläutert weiter die Ärztin Sandra Alexiu:
„Natürlich weiß jeder, dass es einen Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und kardiovaskulärem Risiko gibt. Das ist bereits bewiesen! Und diese Kinder werden schon früh mit Kreislaufproblemen zu kämpfen haben, sie werden Knochenschmerzen erleiden, und die wohl folgenreichste Auswirkung der Fettleibigkeit wird das Herz-Kreislauf-System betreffen. Und es ist zu erwarten, dass wir in den heutigen Generationen, in denen die Fettleibigkeit hoch ist, viel früher mit kardiovaskulären Erkrankungen rechnen müssen. Ich spreche hier vom Herzinfarkt, der wahrscheinlich das bekannteste und schwerwiegendste Ereignis ist, das bei einem Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten kann. Schon jetzt ist das Alter des Eintritts eines Herzversagens stark gesunken, es gibt viele Herzinfarkte bei jungen Menschen, und sie werden bei Kindern immer häufiger auftreten, gerade wegen der Fettleibigkeit.“
Was sollten die Eltern also tun? Zum Beispiel den Verzehr von Brot, Kartoffeln, Reis und Getreideprodukten bei Kindern einschränken. Sie sollten keine zuckerhaltigen Limos oder Smoothies mehr kaufen. Generell wäre es ratsam, alle zuckerhaltigen Produkte aus dem Haushalt zu verbannen und zur Angewohnheit von vor 30–40 Jahren zurückzukehren, nur einmal pro Woche am Samstag oder Sonntag in den Süßwarenladen oder die Konditorei zu gehen. Und nicht zuletzt sollte man Kindern hausgemachte Speisen anbieten. Doch diese gesunden Essgewohnheiten sollten von den Kindern nicht als Strafe empfunden werden, mahnt die Ärztin Sandra Alexiu, Präsidentin der Vereinigung der Hausärzte in Bukarest und dem Umland Ilfov:
„Eltern machen vor allem deshalb einen Fehler, weil sie nicht bedenken, dass man bei einem heranwachsenden Menschen, bei einem Kind, auf eine gesunde Ernährung achten muss. Nicht nur, damit das Kind mit den richtigen Nahrungsstoffen aufwächst, die es braucht, um sich harmonisch zu entwickeln, sondern auch, um seine Denkweise zu entwickeln und die gesunden Ernährungsprinzipien später in seinem persönlichen Leben anzuwenden. Es ist sehr schwierig, ein Kind auf Diät zu setzen. Ein Erwachsener kommt besser damit zurecht, wenn er eine restriktive Diät machen muss. Einem Kind kann man nicht sagen: »Das darfst du nicht essen!« – während der Rest der Familie Ungesundes isst. Enthaltsamkeit ist auf diese Weise nur sehr schwer herüberzubringen. Kinder müssen auch mehr Sport treiben, mehr an die Luft gehen, sich mehr bewegen, mehr herumlaufen dürfen, auch wenn sie sich dabei verletzen und schmutzig werden könnten. Das ist viel gesünder als alle möglichen Einschränkungen und Diäten, die dazu führen, dass sie das Verweigerte oder Verbotene begehren und es sich letztendlich von anderswo besorgen.“