Fernwanderweg „Via Transilvanica“: Betreiber hat große Pläne für die Zukunft
Der Verein Tășuleasa Social“ verbindet in seiner über 20-jährigen Aktivität Naturschutz mit Kultur und Volontariat im sozialen Bereich.
Roxana Vasile, 02.11.2022, 17:30
Die NGO hat ihren Sitz in der Nähe des Tihuța-Passes in den Ostkarpaten und hat sich auch die Bewahrung der kulturellen Diversität auf die Fahne geschrieben. Tășuleasa Social“ half jungen Menschen zu verstehen, dass Freiwilligenarbeit etwas Normales ist, dass Mentalitäten durch Bildung verändert werden können und dass Bürgersinn wichtig für die Gemeinschaft ist. Zu Beginn machte sich die Organisation mit Aufforstungen landesweit bekannt — zumal in Rumänien Abholzungen oft chaotisch und unter Missachtung der Gesetze erfolgten. Die Jugendlichen lernten, wie man Setzlinge pflanzt, welche Rolle Bäume und Wälder spielen, warum es notwendig ist, Flussbetten sauber zu halten, und welche Lösungen es für die getrennte Müllsammlung gibt. Zu den Aktivitäten der NGO gehört auch Sozialarbeit zur Unterstützung der von Armut gefährdeten ländlichen Gemeinschaften.
Der Höhepunkt in den Aktivitäten des Vereins ist jedoch das jüngste Projekt, das auch das weitläufigste im wahrsten Sinne des Wortes ist: der Wanderweg Via Transilvanica“, eine Strecke, die nur zu Fuß, mit dem Fahrrad oder zu Pferd zurückgelegt werden kann. Die Route beginnt in der Bukowina, im malerischen Nordosten Rumäniens, durchquert das Land diagonal durch Siebenbürgen und endet im Südwesten in Turnu Severin an den Ufern der Donau. Kurz gesagt ist die Via Transilvanica“ eine 1.400 Kilometer lange, mit Meilensteinen und Wegweisern versehene Route für herzhafte Wanderer, die dazu einlädt, Rumänien so zu entdecken oder wiederzuentdecken, wie es wirklich ist.
Alin Ușeriu ist der Vorsitzende des Vereins Tășuleasa Social“; im Interview mit Radio Rumänien erzählt er, wie die Idee zur Wanderroute Via Transilvanica“ entstanden ist:
Der Name »Tășuleasa Social« kommt zum einen vom nahe gelegenen gleichnamigen Berg Tășuleasa, doch zum anderen ist auch das Wort »sozial« wichtig, denn wir haben uns sehr bemüht, eine Lösung für die Wiederbelebung von beinahe verlassenen oder stark entvölkerten Dörfern zu finden. Das war unser erster Gedanke. Im Zuge der Projektentwicklung stellten wir fest, dass die Zahl der Wanderer auf den Fernwanderwegen zugenommen hatte. Und sicherlich hatten wir auch große Vorbilder aus der ganzen Welt vor Augen: den Pacific Trail, den Appalachian Trail, oder den Camino de Santiago… Diese Form des Tourismus ist eine große Freude, an der jetzt ganz Rumänien teilhaben kann; es ist die Wonne des nachhaltigen Tourismus, was meiner Meinung nach eine unglaublich interessante und gesunde Entwicklung ist. Und Rumänien ist ein Land, das sehr gut darauf vorbereitet ist. Das ländliche und das natürliche Erbe sind unglaublich gut erhalten und mit jedem anderen Land in der Welt konkurrenzfähig, ohne dass wir etwas anstreben, von dem wir nicht wüssten, wie es geht. Ich denke, die Tatsache, dass wir derzeit über eine nationale Infrastruktur von 1.400 Kilometern verfügen, könnte vor allem für Osteuropa ein Vorzeigeprojekt werden. Und, wenn alles gut geht und es nicht nur ein Projekt der Ușeriu-Brüder bleibt, wird daraus wahrscheinlich einer der wichtigsten Langwanderwege weltweit entstehen.“
Im Laufe von viereinhalb Jahren haben Alin Ușeriu und sein Bruder Tibi, ein Ausdauer- und Ultramarathonläufer, mehr als zehntausend Freiwillige für ihr großes Abenteuer namens Via Transilvanica“ gewonnen. Die französische Nachrichtenagentur AFP stellte kürzlich fest, dass diese Strecke entvölkerten rumänischen Dörfern neues Leben einhaucht und damit eine beispiellose Initiative im osteuropäischen Raum darstellt; denn Rumänien ist trotz eines starken Wirtschaftswachstums immer noch mit einer massiven Abwanderung der jungen Generationen und der von ihnen hinterlassenen Leere konfrontiert — insbesondere in ländlichen Gebieten. Andererseits sind es ebenfalls die jungen Menschen Rumäniens, die sich durch freiwillige Arbeit der Wiederbelebung dieses besonderen ländlichen Raums verschrieben haben. Alin Ușeriu kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:
Wir sind nunmehr seit 22 Jahren aktiv und haben recht viele Freiwillige, weil immer mehr Menschen diese Lebensweise zu schätzen gelernt haben. Und der Verein »Tășuleasa Social«, der in so vielen Bereichen konsequent und erfolgreich arbeitet, hat natürlich viele Anhänger und Fans gewonnen, die vor keinem Projekt zurückscheuen. Unsere Lebensweise, unsere Art, Dinge zu tun, hat uns entlang der Zeit wahrscheinlich insgesamt über 150.000 Volontäre beschert, die an unterschiedlichen Projekten teilgenommen haben. Und wir haben sicherlich einen harten Kern von mehreren hundert Freiwilligen, die jederzeit bereit sind, mit uns überall hinzugehen und die Dinge richtig zu machen.“
Die Dinge richtig zu machen — das heißt, z.B. durch das Land zu wandern, einschließlich über die Via Transilvanica, bei der Einrichtung einer Dorfbäckerei zu helfen, anderswo ein verfallenes Haus einem neuen Zweck zuzuführen, historische Bausubstanz zu retten oder bei nachhaltiger Forstwirtschaft mitzumachen. Es bleibt jedoch noch viel zu tun, bevor Rumänien einen festen Platz auf der Weltkarte der Länder mit Fernwanderwegen findet, sagt zum Schluss Alin Ușeriu vom Verein Tășuleasa Social“:
Wir haben intern in unserem Team immer wieder das Ende von verschiedenen Projekten gefeiert, und dann haben wir gemerkt, dass ein Ende eigentlich der Anfang von etwas Neuem ist; daraufhin haben wir auch die Art und Weise unserer Kommunikation komplett geändert. In den nächsten Jahren werden wir also diesen Weg weiterverfolgen und auf Qualität, Sicherheit und Wartung setzen. Die heimische und internationale Förderung ist sehr, sehr wichtig. Wir müssen auf diesen Weg weitergehen, um diese neue Form des Tourismus zu fördern — den Aktivtourismus, der in Rumänien ein riesiges Potenzial hat.“