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Familienausgaben in Zeiten der Pandemie: Viele sind knapp bei Kasse

Mehr als ein Drittel der rumänischen Haushalte kommt nur schwer mit den laufenden Lebenskosten zurecht, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Familienausgaben in Zeiten der Pandemie: Viele sind knapp bei Kasse
Familienausgaben in Zeiten der Pandemie: Viele sind knapp bei Kasse

, 14.10.2020, 17:30

Die neulich vom Nationalen Statistischen Amt durchgeführte Studie zu den Lebensbedingungen der rumänischen Bevölkerung bezieht sich auf das Jahr 2019 und stellt fest, dass zu diesem Zeitpunkt 34% der rumänischen Familien Schwierigkeiten hatten, den Alltag finanziell zu stemmen. Leichte Schwierigkeiten bei der Deckung der täglichen Ausgaben hatten jedoch bereits über 77% der befragten Haushalte. Die Lage in diesem Jahr wird sich wohl insbesondere im ländlichen Raum vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie verschlechtert haben. Eine soziologische Studie der Stiftung World Vision Rumänien bestätigt dies.



Oana Şerban ist Sprecherin der Stiftung, deren Aufgabe es ist, den Menschen im ländlichen Raum zu helfen: In armen ländlichen Gemeinden haben die Menschen keine Jobs wie wir sie haben und am öftesten übernehmen sie Gelegenheitsarbeiten“, sagt die Aktivistin. Andere bleiben zu Hause und verlassen sich allein auf das Kindergeld. In diesem Frühjahr hat Word Vision die Studie durchgeführt und das Ergebnis war nicht überraschend. Mehr als 60% der Eltern im ländlichen Raum haben nicht gearbeitet, während 40% der Befragten nicht oder nur teilweise das notwendige Minimum an Nahrungsmitteln, Medikamenten und Hygieneprodukten für ihre Kinder bereitstellen konnten. Praktisch sprach ein Fünftel der Befragten über Einkommensverluste, weil sie entweder entlassen wurden oder keine Beschäftigung als Tagelöhner mehr gefunden haben. Daher sahen sich über 40% der Eltern gezwungen, die bereits geringen Ausgaben im eigenen Haushalt während des Lockdowns zu senken. 26% gaben an, keinen Arbeitsplatz und keine Einkommensquelle mehr zu haben. Das bedeutet, dass die Pandemie erhebliche Auswirkungen auf das Leben auf dem Land hatte, sagt Oana Şerban.


Das Nationale Statistische Amt hat festgestellt, dass in 48% der Haushalte, die im letzten Jahr nur schwer die laufenden Ausgaben decken konnten, das Familienoberhaupt ein Landwirt war. Bei der Bewertung eigener Bedürfnisse und Ausgaben, gaben 5% der Landbewohner an, ein monatliches Einkommen von 1000 Lei oder 205 Euro zur Deckung der laufenden Ausgaben zu benötigen. Städtische Haushalte denken in anderen Grö‎ßenordnungen: 86% von ihnen brauchen mehr als das Doppelte, also 2000 Lei oder 410 Euro für das absolute Minimum. Dies deutet auf enorme Unterschiede zwischen den Bedürfnissen der einzelnen Milieus hin, stellen die Fachleute des Instituts fest. Man könnte auch sagen, dass die Menschen dort, wo die Lebensbedingungen eher prekär sind, weniger Wünsche und Bedürfnisse haben, weil alles schwieriger zu erreichen ist.


Im Gespräch mit Kindern haben wir festgestellt, dass sie sich nicht zu sehr beschweren, aber das ist der Tatsache zu verdanken, dass sie Entbehrungen gewohnt sind“, konstatiert auch Oana Şerban von World Vision Romania — sie geben sich mit wenig zufrieden, denn das hat ihnen das Leben beigebracht, und das ist sehr traurig, findet sie.



Ob Stadt oder Land, das zweite Halbjahr des letzten Schuljahres fand zudem hauptsächlich online statt. Besser gesagt, es hätte so sein sollen. Wie üblich gibt es gro‎ße Unterschiede zwischen der Welt auf dem Papier und der Realität vor Ort, stellte die Stiftung World Vision Rumänien fest. Rund 40% der Schüler am Land haben nicht an Online-Kursen teilgenommen und nur 64% der Lehrer haben im Internet unterrichtet, der Rest schickte Hausaufgaben per SMS, auf WhatsApp oder Messenger. Wieder andere gingen von Haus zu Haus, um den Kindern gedruckte Unterlagen auszuhändigen. Mehr als 55% der Eltern verfügen über kein digitales System für jedes Kind in der Familie“, rechnet Oana Şerban vor.



Dabei haben die meisten Familien mehr als ein Kind, möglicherweise zwei, drei oder sogar vier. Anstatt gleichzeitig Online-Kurse zu belegen, mussten sie abwechselnd den Unterricht auf dem gleichen Handy besuchen. Es war also sehr schwierig, die Kontinuität der Bildungsprozesse zu gewährleisten. Das ist sehr ernst, sagt Şerban, denn von dort aus ist es nur ein Schritt bis zum Schulabbruch. Nur 20% gaben an, dass ihre Kinder die vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlten Fernsehkurse besucht hätten, da einige Familien nicht einmal über einen Fernseher verfügen.


Übrigens Schule: Neue Erkenntnisse stellen den Ablauf des neuen Schuljahres infrage, das am 14. September begonnen hat und in dem wieder zunehmend Online-Kurse angeboten werden. Nach Gesprächen mit 62 Schulleitern im ländlichen Raum kamen die Experten der Stiftung World Vision Rumänien zu dem Schluss, dass derzeit jede vierte Schule nicht ans Internet angeschlossen ist, 9 von 10 Schulen keine Computer oder Laptops oder Tablets für Online-Kurse haben, und 12% der Schulleiter glauben, dass das Risiko des Analphabetismus aufgrund der Coronavirus-Pandemie zunehmen wird.

(foto: Anqa / pixabay.com)
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