Discount-Buchmessen: Bücher für jede Brieftasche
Knapp 25.000 neue Bücher werden jährlich in Rumänien veröffentlicht. Für ein Land wie Rumänien ist das sehr viel. Nicht alle können sich aber die Bücher leisten. Es gibt aber auch die Möglichkeit, Bücher viel günstiger zu kaufen.
Christine Leșcu, 12.11.2014, 17:27
In Rumänien werden seit Jahren in der Hauptstadt, aber auch in weiteren wichtigen Städten, mehrere Buchmessen veranstaltet. Die bekanntesten sind Bookfest und Gaudeamus, die im Juni bzw. im November stattfinden. Die Gaudeamus-Buchmesse wurde vor Jahren von Radio Rumänien ins Leben gerufen. Sie ist eine wandernde Messe, im Land werden während des Jahres mehrere Gaudeamus-Karawanen organisiert.
Die Leser können die letzten Veröffentlichungen kaufen, können an Buchvorstellungen und Pressekonferenzen teilnehmen, können Autoren treffen und Bücher im Angebot kaufen. Der rumänische Buchmarkt bietet den Literatur-Liebhabern viele Titel an, der Umsatz der Branche entspricht aber nicht dieser Vielfalt. Die Bücherpreise sind für viele Rumänen hoch: zwischen 20 und 60 Lei (5-16 Euro). Der Durschnittlohn in Rumänien liegt bei nur 1700 Lei im Monat, umgerechnet 380 Euro.
Seit zehn Jahren findet in Bukarest die Buchmesse Kilipirim“ statt, bei der die Besucher preisreduzierte Bücher kaufen können. Wir haben Oana Boca-Stănescu, PR-Verantwortliche der Kilipirim-Buchmesse, gefragt, warum eine solche Messe organisiert wird.
Wir haben auch andere Buchmessen — Bookfest, Gaudeamus –, wo es auch solche Reduzierungen gibt. Da gibt es aber viele neue Titel. Auf der Kilipirim-Messe gibt es eher alte Titel, die die Besucher preisreduziert kaufen können. Diese Reduzierungen sind nicht auf anderen Messen zu finden. In Rumänien werden jährlich 24.000 Titel veröffentlicht. Ein Leser ist an etwa 100 interessiert. Vielleicht kann er diese nicht kaufen und bleibt mit dem unerfüllten Wunsch der letzten Jahre. Diese Bücher bleiben in unserem Gedächtnis und deshalb gibt es die Kilipirim-Buchmesse: Du besuchst die Messe und findest vielleicht ein Buch, das du vor einem halben Jahr oder vor zwei Jahren kaufen wolltest. Damals hattest du kein Geld, jetzt kannst du es aber für 5 Lei kaufen.“
Die Buchmessen helfen auch den Verlagen und lösen eines ihrer größten Probleme: das Vertriebsproblem.
Wir brauchen Buchmessen u.a. aus einem ziemlich traurigen Grund. Es gibt wenige Vertriebsfirmen und diese können mit der großen Buchproduktion der einheimischen Verlage nicht Schritt halten. Man veröffentlicht enorm viel im Vergleich zur Leserzahl. Viele Buchläden-Ketten wurden geschlossen, andere sind verschwunden. In kleinen oder mittelgroßen Städten gibt es keine Buchläden mehr, oder wenn es diese noch gibt, handelt es sich mehr um Papierwarenläden, wo in einer Ecke noch in Buch zu finden ist.“
Auch dieses Jahr wurde die Kilipirim-Buchmesse gut besucht. Welche sind aber die Eindrücke der Besucher?
Ich besuche seit mehreren Jahren die Kilipirim-Buchmesse. So kann meine Bibliothek größer werden und zugleich kann ich sehen, was neu auf dem Markt ist. Es ist eine sehr gute Idee, weil Bücher für eine bestimmte Kategorie von Personen unzugänglich sind. Darüber hinaus ist das Angebot größer, wenn mehrere Verlage zusammen kommen, und man hat größere Chancen, gute Titel auszusuchen.“
Die zugänglichen Preise und das große Angebot haben auch den nächsten Gesprächspartner überzeugt, die Messe zu besuchen:
Seit vielen Jahren besuche ich die Kilipirim-Messe, die Gaudeamus-Messe und die Sommer-Buchmesse. Sie sind, insbesondere jetzt, willkommen. Jetzt gibt es auch Online-Buchläden, so dass ich vor dem Messe-Besuch im Internet schaue, um zu sehen, was mir fehlt. Jetzt bin ich auf der Suche nach einem Geschenk. Es ist ein Aufwand, der mir Freude bringt, meine Freundin kann sich das nicht leisten. Ich habe Freundinnen, die in Rente sind, die keinen Internetzugang haben. Ich informiere sie über die Messe.“
PR-Managerin Oana Boca-Stănescu gibt uns Auskunft über die Preise der Bücher in Rumänien:
Ich habe neun Jahre für ein Verlagshaus gearbeitet und ich weiß, warum in Rumänien die Bücher so viel kosten. Die Auflagen sind klein und wir drehen uns im Kreis. Die Leser können sich die Bücher nicht leisten oder erfahren nichts darüber — weil enorm viel veröffentlicht wird — und deshalb kaufen sie nichts. Und weil sie nicht kaufen, bleibt die Auflage klein. Die Bücher haben die Preise, die sie haben müssen. Die Verlagshäuser sind Unternehmen, die keine Verluste schreiben möchten. Im Endpreis finden sich die Kosten mit dem Papier, der Übersetzung, den Redakteuren, des PRs wieder. Alle diese zusammen sind Teil der Preise der Bücher in den Bücherläden.“
Die Discount-Büchermesse findet zweimal im Jahr statt. Sowohl die Leser als auch die Verlagshäuser gewinnen dabei. Die Leser kaufen billiger ein und die Verlagshäuser verkaufen mehr.