Der Europäische Monat des Gehirns
In der EU beziffern sich die Kosten der Behandlungen von Hirnerkrankungen auf 1,5 Millionen Euro pro Minute. Der Monat Mai des Jahres 2013 wurde europaweit zum Europäischen Monat des Gehirns“ erklärt.
Ana-Maria Cononovici, 13.06.2013, 12:52
In der EU beziffern sich die Kosten der Behandlungen von Hirnerkrankungen auf 1,5 Millionen Euro pro Minute. Der Monat Mai des Jahres 2013 wurde europaweit zum Europäischen Monat des Gehirns“ erklärt. Als die Initiative gestartet wurde, teilte die Europäische Union Finanzmittel in Wert von 150 Millionen Euro für 20 internationale Forschungsprojekte im Bereich des zentralen Nervensystems zu. Somit stieg die von der EU zugewiesene Gesamtsumme für Gehirnforschung auf über 1,9 Milliarden Euro seit 2007.
Die 20 von der EU finanzierten Projekte zielen darauf ab, neue Informationen in Schlüsselbereichen der Gehirnforschung wie Gehirntraumata, psychische Störungen, Epilepsie und pädiatrische Verhaltensstörungen zu liefern. Somit versuchen Initiatoren der Projekte, Innovationen zu stimulieren und infolgedessen die Lebensqualität zu verbessern. Warum die Steigerung der Investitionen in diesem Sektor erforderlich war, erfahren wir vom Facharzt für Neurologie Iustin Ionescu. In der letzten Zeit wurde eine zunehmende Zahl der Patienten festgestellt, die an gehirnbezogenen Krankheiten leiden, so der Facharzt:
Unter den häufigsten Krankheiten des zentralen Nervensystems und vor allem denen des Gehirns fallen vor allem die Gefäßkrankheiten auf, die in den meisten Ländern vermehrt auftreten. Und von den Gefäßkrankheiten stechen die Schlaganfälle hervor, immer häufiger sind auch die degenerativen Krankheiten, die generell als Demenzen vom Typ Alzheimer bezeichnet werden. Diese Krankheiten, die immer häufiger sind, sind auf mehrere Risikofaktoren zurückzuführen. Davon können wir etwa vier große Kategorien von Faktoren identifizieren, die auch als ‚die vier apokalyptischen Reiter‘ bezeichnet werden. Diese sind Diabetes oder die Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, der überhöhte Cholesterinspiegel und das Rauchen. Ein weiterer Faktor, der sich auf die Verbreitung der Fälle auswirkt, ist die immer höhere Lebenserwartung. Die Beschwerden des Gehirns treten also auch vor dem Hintergrund alternder Nervenzellen und Gefäße auf.“
Studien haben gezeigt, dass ungefähr 165 Millionen Europäer für bestimmte Hirnerkrankungen anfällig sind. Von daher ist die Suche nach besseren Präventions- und Behandlungsmethoden für Gehirnkrankheiten zur dringenden Angelegenheit geworden.
Obwohl Rumänien in Sachen Forschung mit den internationalen Erfolgen mithalten kann, ist das Problem der Häufigkeit von Gehirnerkrankungen noch lange nicht behoben. Neurologe Iustin Ionescu erläutert:
Was man tun müsste: In erster Linie müsste man die Prävention gewährleisten, durch medizinische Erziehung, durch die Wahrnehmnung der Risikofaktoren, durch Routineuntersuchungen, die regelmäßig stattfinden müssten, und die Einbeziehung des Staates aus verwaltungstechnischer und — noch wichtiger — aus finanzieller Sicht einfordern. Ärztliche Versorgung ist teuer: Die Ausstattung ist außerordentlich teuer. In entwickelten Ländern werden rund 10-12% des BIP dafür zugewiesen, während es bei uns nur rund 4% des BIP sind. In dieser Hinsicht muss es Bemühungen von beiden Seiten geben: von Seiten der Bevölkerung, die all diese Risikofaktoren kennen muss, und von Seiten des Staates, der den Zugang zu solchen Untersuchungen zwecks Vorbeugung gewährleisten muss. Denn sobald sich ein Zwischenfall ereignet, insbesondere ein Schlaganfall, wird der Staat vor dem Hintergrund der Behinderung dieser Patienten mehr ausgeben. Die heutigen Zustände sind auf diese allgemeine Tatenlosigkeit zurückzuführen.“
Gesundheit zählt 2013 zu den acht länderspezifischen Empfehlungen für Rumänien. Die Europäische Kommission stellt fest, dass ein beträchtliches Ungleichgewicht im rumänischen Gesundheitssystem herrscht, insbesondere wegen des ineffektiven Ressourceneinsatzes und der mangelhaften Verwaltung“.
Rumänien wird empfohlen, sich zusätzlich anzustrengen, um das Kosten-Effizienz-Verhältnis des Systems durch die Reduzierung der exzessiven Krankenhausaufenthalte und durch die Verbesserung der medizinischen Versorgungsdienstleistungen zu steigern.