RRI Live!

Hören Sie Radio Rumänien International Live

Demenzkranke in Rumänien

Die Demenz muss in Rumänien als Problem der allgemeinen Gesundheit gelten“ – so die Botschaft der Nationalen Alzheimer-Konferenz 2014, die vor einigen Wochen stattfand.

Demenzkranke in Rumänien
Demenzkranke in Rumänien

, 19.03.2014, 19:21

Die Demenz muss in Rumänien als Problem der allgemeinen Gesundheit gelten“ — so die Botschaft der Nationalen Alzheimer-Konferenz 2014, die vor einigen Wochen stattfand. Dabei wurde die Umsetzung eines landesweit geltenden Demenz-Plans gefordert, unter dem Titel Nationale Ma‎ßnahmen-Strategie bis 2020“.



Weltweit wird alle vier Sekunden ein Mensch mit der Alzheimer-Krankheit diagnostiziert. In Rumänien sind von den geschätzten 270.000 Alzheimer-Erkrankten lediglich 35.000 diagnostiziert, die meisten davon im Spätstadium. Obwohl Fachärzte vor allen Dingen an einer Diagnose in frühen Stadien interessiert sind, begünstigt die Struktur des Gesundheitswesens dies in keinster Weise, wie die Ärztin Cătălina Tudose, Vorsitzende der Rumänischen Alzheimer-Gesellschaft, berichtet:



Der erste Schritt wäre die Gründung einer interministeriellen Abteilung mit Vertretern der 5-6 Ministerien, die an der Planung der finanziellen und menschlichen Ressourcen beteiligt sind, um ein Betreuungssystem auf die Beine zu stellen. Und dann sollte diese Abteilung über Arbeitsgruppen verfügen, die die derzeitige Lage bewerten. Wenn wir an die Anzahl der derzeit arbeitslosen Medizin-Absolventen allein denken — Neurologen, Psychiater, Geriatriker — vielleicht wäre das die Lösung für die Gründung einiger Diagnose-Zentren mit geringem Aufwand. Andererseits muss ein Nationales Demenz-Register erstellt werden. Ferner bedarf es einer Änderung der bestehenden Gesetzgebung bzw. Initiativen für den Schutz der Rechte von Demenzkranken. Das wird nicht in einem Monat oder einem Jahr geschehen. Wir nehmen uns vor, unseren Plan bis 2020 umzusetzen. Aber bis dahin können viele wichtige Dinge erreicht werden, man kann etwa die massenhafte Auswanderung rumänischer Ärzte stoppen. Und das scheint mir von wesentlicher Bedeutung im Hinblick auf den Plan über das System ärztlicher Betreuung.“




Dr. Bogdan Popescu, Vertreter der Neurologie-Gesellschaft Rumäniens, erklärt uns den Krankheitsverlauf der Demenz-Patienten uns ihre Bedürfnisse.



Man geht davon aus, dass bei einem Gro‎ßteil der Erkrankten die Diagnose fehlt. Um die Krankheit diagnostizieren zu können, müssen Ärzte verfügbar sein, allerdings sind nicht genügend Experten hier, die eine Demenz-Diagnose stellen können. Au‎ßerdem braucht man bestimmte technische Kapazitäten, denn jede Demenz-Diagnose setzt kostspielige Untersuchungen voraus. Danach beginnen die Probleme mit der Betreuung. In der ersten Phase der leichten Demenz umfasst die ärztliche Versorgung im Allgemeinen die Verabreichung bestimmter Medikamente, die zum Glück von dem Gesundheitsministerium bzw. der Staatlichen Krankenkasse bezahlt werden. Nach der ersten Phase ist die medikamentöse Behandlung nicht mehr ausreichend, die Patienten gehen in eine Etappe über, in der sie nicht mehr alleine für sich sorgen können — angesichts ihrer Verfassung ist die Einlieferung in ein Krankenhaus allerdings noch nicht notwendig. In vielen europäischen Staaten gibt es das Konzept des Betreuers. Schlie‎ßlich folgt die Endphase, in der die Demenzpatienten so hilflos sind, dass sie eingeliefert werden müssen. Es müssen also genügend Betten für die Patienten in der Terminalphase vorhanden sein — in diesem Zusammenhang braucht man Institutionen, die langfristig diese Patienten unterbringen können und über das qualifizierte Personal verfügen.“




Experten für neurodegenerative Erkrankungen warnen vor der steigenden Häufigkeit der Demenz angesichts der alternden Bevölkerung. Und die Entwicklung wird 2050 nicht zu Ende sein. Aus den weltweit durchgeführten Studien geht hervor, dass 10% der Über-65-Jährigen an einer Form von Demenz leiden, während bei den Über-85-Jährigen die Häufigkeit 40% erreichen kann.



Der Arzt Gabriel Preda, Vorsitzender der Rumänischen Geriatrie-Gesellschaft, bezog sich auf das zunehmende Ausma‎ß des Phänomens vor dem Hintergrund der alternden Weltbevölkerung:



In Rumänien hatten im Jahr 1990 etwa 10% der Bevölkerung ein Alter von über 65 Jahren, 2008 schätzte man, dass dieser Anteil 15% betragen wird, also einer von sieben Bürgern, und 2011 hat man festgestellt, dass 16,1% der Bevölkerung älter als 65 Jahre waren. Es ist also ein recht beachtlicher Anstieg, ein fast steiler Anstieg der Anzahl der Personen, die irgendwie für diese Art von Erkrankung anfällig sind. In Rumänien, wie in den meisten Staaten überhaupt, steigt der Anteil der Personen im extremen Alter, über 80-85 Jahren. Deshalb ist ein kohärentes und progressives Betreuungs-System notwendig. Das hei‎ßt, ein System, das an die unterschiedlichen Etappen des Krankheitsverlaufs angepasst sind, beginnend mit den leichten Formen und bis hin zu den schwierigsten Formen.“




Die Demenz ist auch auf der europäischen Agenda zu finden. Es gibt bestimmte Richtlinien, die die Mitgliedsstaaten dazu bewegen sollen, die Betreuung der Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen zu regeln. Annette Dumas vertritt den Verein Alzheimer Europe:



Auf europäischer Ebene stellt die alternde Bevölkerung eine Herausforderung für alle Mitgliedsstaaten dar. Das, weil sie die Gründung von langfristigen Betreuungsformen voraussetzt sowie den Zugang zu Diagnose und Behandlungsmethoden für diese Personen. Die alternde Bevölkerung müsste in dieser Hinsicht als Chance angesehen werden und nicht als Last, aber wir müssen dafür auch unsere Mentalitäten ändern.“




In Europa leiden etwa 13 Millionen Menschen an Alzheimer. Die Demenz ist an siebter Stelle in der Rangliste der häufigsten Todesursachen in den Ländern mit hohen Einkommen. Etwa die Hälfte der Patienten mit neuropsychischen Beschwerden stirbt an Alzheimer.



Audiobeitrag hören:



(foto: Anqa / pixabay.com)
Sozialreport – der rumänische Alltag Mittwoch, 30 Oktober 2024

Reproduktive Gesundheit: 35 Jahre seit Freigabe der Verhütungsmittel

Für frühere Generationen war der Zugang zu Verhütungsmitteln während der kommunistischen Zeit an der Grenze der Legalität. Ein...

Reproduktive Gesundheit: 35 Jahre seit Freigabe der Verhütungsmittel
Ambasada Sustenabilității în România
Sozialreport – der rumänische Alltag Mittwoch, 23 Oktober 2024

Sustenlandia: Die Konferenz zur Nachhaltigkeit der Wirtschaft

Wer sich weigert, neue Standards zu erfüllen, wird außen vor bleiben. Das behaupteten die Redner bei der Konferenz Sustenlandia: Unternehmen...

Sustenlandia: Die Konferenz zur Nachhaltigkeit der Wirtschaft
Fotoquelle: pixabay@Vertax
Sozialreport – der rumänische Alltag Mittwoch, 25 September 2024

Arbeitsmigration aus Drittländern: immer mehr asiatische Arbeitnehmer in Rumänien beschäftigt

  RadioRomaniaInternational · Arbeitsmigration aus Drittländern: immer mehr asiatische Arbeitnehmer in Rumänien beschäftigt   Rumänien...

Arbeitsmigration aus Drittländern: immer mehr asiatische Arbeitnehmer in Rumänien beschäftigt
Publikationsprojekt mit Jugendlichen: Teenies sind sehr mitteilungsbedürftig

Publikationsprojekt mit Jugendlichen: Teenies sind sehr mitteilungsbedürftig

  RadioRomaniaInternational · Publikationsprojekt mit Jugendlichen: Teenies sind sehr mitteilungsbedürftig   Doch ist dem auch so? Die...

Publikationsprojekt mit Jugendlichen: Teenies sind sehr mitteilungsbedürftig

Zivilgesellschaft unterstützt Bildung am Land

In nur vier Jahren hat Bookland 80 Schulen und Kindergärten saniert und ausgestattet. Den Anstoß dazu gaben Statistiken über massive...

Zivilgesellschaft unterstützt Bildung am Land

Generation Z: Wandel in der Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Dynamik

  RadioRomaniaInternational · Generation Z: Wandel in der Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Dynamik   Interessant sind auch die veränderte...

Generation Z: Wandel in der Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Dynamik

Rumäniens Pfandsystem hebt ab

Rumänien ist in Europa Schlusslicht beim Recycling. Da die EU alle Mitgliedstaaten aufgefordert hat, bis 2025 eine Quote von 55 % zu erreichen und...

Rumäniens Pfandsystem hebt ab

Medizinische Versorgung auf Rädern: die Ärztekarawane

  RadioRomaniaInternational · Medizinische Versorgung auf Rädern: die Ärztekarawane   Die NGO „Save the Children“ hat bei ihren...

Medizinische Versorgung auf Rädern: die Ärztekarawane

Partner

Muzeul Național al Țăranului Român Muzeul Național al Țăranului Român
Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS
Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online
Institului European din România Institului European din România
Institutul Francez din România – Bucureşti Institutul Francez din România – Bucureşti
Muzeul Național de Artă al României Muzeul Național de Artă al României
Le petit Journal Le petit Journal
Radio Prague International Radio Prague International
Muzeul Național de Istorie a României Muzeul Național de Istorie a României
ARCUB ARCUB
Radio Canada International Radio Canada International
Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti” Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti”
SWI swissinfo.ch SWI swissinfo.ch
UBB Radio ONLINE UBB Radio ONLINE
Strona główna - English Section - polskieradio.pl Strona główna - English Section - polskieradio.pl
creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti
italradio italradio
Institutul Confucius Institutul Confucius
BUCPRESS - știri din Cernăuți BUCPRESS - știri din Cernăuți

Mitgliedschaften

Euranet Plus Euranet Plus
AIB | the trade association for international broadcasters AIB | the trade association for international broadcasters
Digital Radio Mondiale Digital Radio Mondiale
News and current affairs from Germany and around the world News and current affairs from Germany and around the world
Comunità radiotelevisiva italofona Comunità radiotelevisiva italofona

Provider

RADIOCOM RADIOCOM
Zeno Media - The Everything Audio Company Zeno Media - The Everything Audio Company