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Cyberbullying gegen Frauen: Rumänien hat keine klare Gesetzgebung gegen Gewalt im Internet

Mobbing oder Bullying ist an sich kein neues Phänomen. Mit der Verbreitung von Internet und Handy findet das systematische Belästigen, Bloßstellen, Fertigmachen oder auch absichtliches Ausgrenzen zusätzlich im virtuellen Raum“ statt.

Cyberbullying gegen Frauen: Rumänien hat keine klare Gesetzgebung gegen Gewalt im Internet
Cyberbullying gegen Frauen: Rumänien hat keine klare Gesetzgebung gegen Gewalt im Internet

, 17.01.2018, 17:30

Cyberbullying kann rund um die Uhr erfolgen, erreicht ein gro‎ßes Publikum und die Täter, die sog. Bullies, agieren anonym. Vor allem Frauen werden im virtuellen Raum angegriffen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat im November 2017 die Ergebnisse einer Ipsos-Mori-Umfrage veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen die Erfahrungen von Frauen im Internet und den sozialen Medien mit digitaler Gewalt (abuse or harassment online“). Befragt wurden jeweils 500 Frauen zwischen 18 und 55 Jahren in Dänemark, Italien, Polen, Spanien, Schweden, Gro‎ßbritannien, Neuseeland und den USA. Die Stichproben wurden so ausgewählt, dass die Ergebnisse der jeweiligen Länder für die Gruppe der Frauen repräsentativ sind.



Ein Viertel der Frauen erlebte bereits Angriffe im Netz, fast ein Viertel der Befragten ist bereits mit sexistischen, frauenfeindlichen, beleidigenden und bedrohenden Kommentaren konfrontiert gewesen. Fast die Hälfte der Frauen, die eine Art der Online-Gewalt erlebt haben, fühlte sich daraufhin in ihrer eigenen Sicherheit oder um die ihrer Angehörigen bedroht. 60% der von digitaler Gewalt Betroffenen berichten, dass sie als Folge mit Schlafproblemen, Konzentrationsschwierigkeiten und regelmä‎ßig mit Panikattacken und Angstzuständen zu kämpfen hätten. Auch auf das Selbstbewusstsein wirkt sich die digitale Gewalt negativ aus. Bedeutend ist au‎ßerdem, dass mehr als drei Viertel der Frauen Verhaltensänderungen bei sich im Alltag und im Umgang mit der digitalen Welt feststellten.



Gewalt im virtuellen Raum ist keineswegs weniger schädlich als direkte Gewalt, und Frauen werden sehr oft Opfer von Cyberbullying. Jurgita Peciuriene, Expertin beim European Institute for Gender Equality (EIGE), wei‎ß mehr:



Es gibt verschiedene Formen von Online-Gewalt: Cyberstalking, Cyberbullying, nichtkonsensuelle Pornographie, Anlockung von Mädchen und Frauen zwecks sexueller Ausbeutung. Vor allem nichtkonsensuelle Pornographie (die sog. ‚Rachepornographie‘) ist im virtuellen Raum besonders verbreitet. Die Täter sind in der Regel die ehemaligen Lebenspartner der betroffenen Frauen, die ihre Ex-Partnerinnen öffentlich demütigen wollen. Männer werden auch im virtuellen Raum verfolgt, beleidigt oder bedroht, aber die Online-Angriffe gegen Männer sind doch seltener. Die meisten Opfer von Cyberbullying und Rachepornographie im Internet sind Frauen.“




Das European Institute for Gender Equality unterscheidet zwischen Cyberstalking und Cyberbullying. Cyberstalking ist ein Verbrechen, bei dem der Angreifer ein Opfer elektronisch belästigt. Dazu zählen beispielsweise E-Mails, Instant-Messaging-Botschaften oder auch Nachrichten, die auf einer Webseite oder in einer Diskussionsgruppe veröffentlicht werden. Ein Cyber-Stalker setzt auf die Anonymität, die ihm das Internet verschafft, um sein Opfer unentdeckt zu verfolgen. Cyberbullying oder Cybermobbing ist, wenn über das Handy, soziale Internet-Netzwerke, Videoportale, Foren oder Blogs Texte, Bilder oder Filme verbreitet werden, um andere Personen zu verleumden, blo‎ßzustellen oder zu belästigen. Cyberbullying ist zum Beispiel: das gezielte Veröffentlichen von Nacktfotos oder heimlich aufgenommen Sex-Bildern, die die Leute, die darauf zu sehen sind, beschämen; üble Nachrede und gehässige Beschimpfungen, die anderen Angst machen und bei ihnen Ohnmachtsgefühle auslösen; das Verbreiten von sexuellen oder anderen peinlichen Intimitäten, die andere demütigen und beschämen. Frauen, vor allem Jugendliche und junge Frauen, sind die meisten Cyberbulling-Opfer; laut einer Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte haben 20% der Frauen zwischen 18 und 29 Jahren schon ab 15 Jahren Cyberbullying erlitten. Die Online-Gewalt kommt bei den meisten Opfen als Folge von tatsächlichen physischen Gewaltangriffen, meinen die Experten vom European Institute for Gender Equality.



Trotz dieser gravierenden Situation gibt es noch keinen europäischen gesetzlichen Rahmen zur Definierung und Bestrafung von Cyberbullying. Die EU-Staaten müssen selbst entscheiden, wie sie gegen dieses Phänomen vorgehen. In Rumänien gibt es weder statistische Angaben noch eine Gesetzgebung in Bezug auf Cyberbullying. Andreea Bragă ist Geschäftsführerin des Zentrums Filia für feministischen Aktivismus:



In Rumänien gibt es leider keine spezifische Gesetzgebung in puncto Cyberbullying. Es gibt aber gewise Gesetzesartikel, die dieses Verbrechen bestrafen würden. Im Artikel 208 des neuen Strafgesetzbuches wird der Begriff ‚Belästigung‘ definiert; dazu gehören auch wiederholte Angriffe zwecks Einschüchterung, einschli‎ßlich durch Online-Kommunikation. Cyberbullying kann auch dazu gehören, aber es wird nicht strikt als Online-Gewalt gegen Frauen definiert. Wir haben Gesetze über Internetkriminalität, aber nur in Bezug auf Pornographie und Diebstahl von persönlichen Daten zwischen ehemaligen Lebenspartnern, die dazu benutzt werden, um jemanden zu erpressen, in einer Beziehung zu bleiben. Nichts über Cyberbullying.“




Eine klare Definition und eine entsprechnde Gesetzgebung über Cyberbullying würde nicht nur dazu helfen, die Täter zu bestrafen, sondern auch den Opfern klar zu machen, was mit ihnen passiert. Die Angriffe und die Demütigungen sagen nichts über den persönlichen Wert der Opfer, aber sie sagen sehr viel darüber, wieviel Schaden die Bullies verursachen können. Durch klare Definierung und Bestrafung von Cyberbullying könnten Tragödien vermieden werden, die geschehen, weil die Opfer ihre Selbstachtung verloren haben. Andreea Bragă, vom Zentrum Filia für feministischen Aktivismus:



Cyberbullying steht in enger Verbindung mit Selbstmordversuchen. Wenn ein Opfer über lange Zeit schikaniert wird, verliert diese Person ihre Selbstachtung, wird ängstlich und depressiv. Es gab Fälle von Cyberbullying-Opfern, junge Frauen und Männer, die Selbstmord begangen haben. Abgesehen davon, dass wir eine klare Gesetzgebung brauchen, welche Cyberbullying bestrafen sollte, müssen wir auch den Opfern klar machen, was dieses Phänomen bedeutet, was mit ihnen passiert.“




Die Informierung und Erziehung ist nicht nur für die Opfer wichtig; das Publikum im virtuellen Raum mu‎ß genau informiert werden und auf Cyberbullying reagieren, um der Online-Gewalt ein Ende zu bereiten.

(foto: Anqa / pixabay.com)
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