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Biblionet: EDV-Systeme für Bibliotheken in ländlichen Gebieten

Seit sieben Jahren wird durch das Programm Biblionet die EDV-Ausstattung der rumänischen Bibliotheken in ländlichen Gebieten vorangetrieben. Ursprünglich wurde das Projekt von einer privaten Stiftung angestoßen.

Biblionet: EDV-Systeme für Bibliotheken in ländlichen Gebieten
Biblionet: EDV-Systeme für Bibliotheken in ländlichen Gebieten

, 18.03.2015, 17:59

Laut dem neuesten Kulturbarometer lesen 47% der Rumänen ein Buch im Monat, sei es im Buchhandel gekauft oder von der Bibliothek ausgeliehen. Unter diesen Bedingungen ist es selbstverständlich, dass der rumänische Buchmarkt keine gro‎ßen Erträge erwirtschaftet und auch keine beeindruckenden Auflagen herausgibt. Die Umsätze auf dem rumänischen Buchmarkt wurden 2013 auf 60 Millionen Euro geschätzt. Das entspricht dem Gesamtvolumen an verkauften Büchern, sowohl online als auch offline. In anderen Ländern, insbesondere im Westen, beträgt dieser Wert mehrere hundert Millionen Euro. Der Verkauf und die Bearbeitung von elektronischen Büchern sind die einzigen Bereiche, die sich in den letzten Jahren auf Aufwärtstendenz befanden: Im Buchhandel kaufen die Leser im Schnitt ein Buch im Jahr. Im Internet beträgt der Durchschnitt 10 Stück jährlich. Viele benutzen die prohibitiven Preise der Bücher als Vorwand für ihr mangelndes Interesse, Bücher zu kaufen.



Von den Lesern bevorzugt scheinen Bibliothek-Abos zu sein. Aber auch den Bibliotheken geht es nicht blendend. Einige davon, besonders jene in ländlichen Gebieten, haben ihre Türen geschlossen. In den letzten Jahren sind von 3.300 ländlichen Bibliotheken nur 3.000 geblieben. Wie zieht man aber Besucher zu Krisenzeiten oder während der digitalen Revolution in die Bibliothek an? Indem man die Rolle der Bibliothek in der Gemeinschaft neu erfindet. Genau das hat die Rumänische Nationalbibliothek durch das Programm Biblionet“ getan. Hören wir Claudia Șerbănuță, die Generalleiterin dieser Institution:



»Biblionet« ist ein Projekt, das in Rumänien vor 7 Jahren ins Leben gerufen wurde. Die Finanzierung kam von der Stiftung Bill und Melinda Gates. Verwaltet wurde das Projekt in Rumänien durch die Nichtregierungsorganisation IREX. Diese involvierte sich in dieses Projekt, wodurch 2.200 rurale Bibliotheken EDV-Systeme erhalten haben. Die Lokalverwaltung musste das nur anfordern und einen entsprechenden Raum für die Bibliothek zur Verfügung stellen, der sauber und einer solchen Institution gewachsen war. Au‎ßerdem musste sie für die Internetkosten aufkommen. Überraschenderweise haben dieses Projekt nicht alle Lokalverwaltungen angenommen. Dennoch sind 2.200 Bibliotheken von den 2.800 ein guter Anteil. Durch das Biblionet-Projekt wurden die Bibliothekare eingewiesen, diese Ausstattung zu verwenden und ihrerseits andere einzuweisen.“




Obwohl das Programm Biblionet aus dem Nichtregierungsbereich kommt, wurde es von der Nationalbibliothek übernommen. Diese verwaltet das Programm heute mit guten Ergebnissen, wie wir von der Generalleiterin Claudia Șerbănuță erfuhren:



Die Besucherzahl ist in dieser Zeit gestiegen. Darüber hinaus haben wir auch die Dienstleistungen diversifiziert. Wenn bis zur Umsetzung des Biblionet-Projekts einige Bibliotheken nur einen Lektüresaal und einige alte Bücher bieten konnten, ist die Besucherzahl nach der Einführung der Rechner gestiegen. Die Besucher sind nicht unbedingt an Lektüre interessiert, aber mit Sicherheit an Bildung. Zwischen 2011 und 2014 haben 116.000 Landwirte allein in 400 dieser Bibliotheken ihre Anträge für landwirtschaftliche Subventionen online gestellt.“




Die über 2.000 ländlichen Bibliotheken sind zu wahrhaftigen Labors der Gemeinden geworden“, so die Europa-Abgeordnete Renate Weber. Auf Einladung der Nationalbibliothek in Zusammenarbeit mit dem Programm Biblionet“ und der Initiative Public Libraries 2020“ der niederländischen Stiftung Reading & Writing besuchte sie zwei davon. Renate Weber war im Landkreis Sibiu (Hermannstadt), in den Ortschaften Marpod und Avrig (Freck). Sie war beeindruckt von dem, was sie dort gesehen hat.



Diese Bibliotheken sind zu regelrechten Labors für verschiedene Vorhaben der Lokalgemeinden geworden. Ich z.B. habe in Avrig eine Gruppe von Kindern gesehen, die sich selbstorganisieren. Sie laden aus dem Internet Theaterstücke herunter, passen diese an und inszenieren sie. Sie schaffen das ganz allein. Ihr Repertoire beinhaltet nicht weniger als 12 Theaterstücke. Es gibt aber auch die Gruppe der Älteren. Diese wollen die Traditionen wahren und versammeln sich in der Bibliothek, um den Kleinen das Spinnen und das Weben beizubringen. Hier ist auch der Verband der Tierzüchter ins Leben gerufen worden. Dieser tagt hier, weil die Leute hier Zugang zu Informationen haben. Ebenfalls in der Bibliothek finden die Sitzungen des Lokalrates statt, denn sowohl in Marpod als auch in Avrig zeigten die Lokalbehörden eine gro‎ße Offenheit. Hier werden Fremdsprachkurse ohne zusätzliche Kosten veranstaltet. Bibliotheken sind zu einer Art Antrieb der Gemeinden geworden.“




Diese Antriebe der Gemeinden benötigen jedoch auch Geld, um sich unterhalten zu können. Einiges kann sogar von den EU-Anstalten selbst kommen, wenn man dieses rechtzeitig und korrekt bezieht. Renate Weber:



Auch wenn Kultur- und Bildungsfragen nicht auf Ebene der Union, sondern nach dem Subsidiaritätsprinzip gesetzlich geregelt werden, können EU-Fonds bezogen werden. Ich möchte mich bei den Haushaltsverhandlungen im Europa-Parlament vergewissern, dass Rumänien Gelder zugewiesen werden, die z.B. für die Neuausstattung der Bibliotheken genutzt werden.“




Um die Ausbildung der Bibliothekare für ihre neuen Rollen kümmern sich sowohl die Nationalbibliothek als auch die Lokalbehörden, soweit sie das möchten. Claudia Șerbănuță:



80% der öffentlichen Bibliotheken in Rumänien befinden sich auf dem Land. Das ist ein sehr hoher Prozentsatz. Die Mehrheit der Bibliothekare arbeitet in kleinen Gemeinden und hat spezifische berufliche Anforderungen. Die Nationalbibliothek unterstützt sie in diesem Sinne, soweit sie es kann. Der Ball liegt aber bei den Lokalbehörden, um Finanzierungen für Berufsausbildung zu finden. Sie stehen aber in diesem Prozess nicht allein da. Als wir Frau Weber nach Sibiu eingeladen haben, war es sehr schwierig, den geeignetsten Ort auszuwählen, denn es gibt so viele Erfolgsprojekte im ganzen Land. Z.B. haben wir auch in Medgidia neue Dienstleistungen. Da gibt es eine Unterstützungsgruppe der Frauen, die Brustkrebs überlebt haben. Es handelt sich um eine Initiative der dortigen Bibliothekarin, die keine finanzielle Unterstützung dafür hat. Die Menschen in der Gemeinde lieferten eine entsprechende Antwort. Am meisten brauchen sie Informationen und wissen nicht, wo sie diese beziehen können. Deshalb müssen die Bibliotheken innerhalb der Gemeinden bleiben und sich aus Buchlagern in Institutionen verwandeln, die relevant für die Gemeinde sind.“




Wenn man die Leute für ihre alltäglichen Angelegenheiten in die Bibliotheken lockt, könnte schlie‎ßlich auch deren Appetit für Lektüre erwachen, so die Hoffnung der rumänischen Bibliothekare.

(foto: Anqa / pixabay.com)
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