Arbeitsmarkt: Moderate Stellenangebote, Präsenzarbeit wieder im Trend
Anfang Januar haben die Betreiber der Arbeitsvermittlungsplattform e-jobs neue Zahlen und Statistiken zum Arbeitsmarkt veröffentlicht. Dabei wurden sowohl die Entwicklungen 2023 berücksichtigt als auch die Perspektiven des Jahres 2024 skizziert.
Luiza Moldovan, 14.02.2024, 17:42
Nach Angaben von e-jobs richteten sich fast 40 % der im vergangenen Jahr ausgeschriebenen Stellen an Berufsanfänger, d. h. Arbeitsuchende oder Arbeitnehmer, die zwischen 0 und zwei Jahren Berufserfahrung haben. Über 28 % der Jobangebote zielten auf Bewerber mit mittlerer Berufserfahrung ab. Nur 8,4 % der Angebote waren für erfahrene Arbeitskräfte mit der als 5 Jahren Berufserfahrung gedacht, und 2,6 % der Jobangebote richteten sich an Führungskräfte. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 370 000 Stellen auf der Plattform e-jobs ausgeschrieben.
Berufseinsteiger waren nicht nur am meisten gefragt, sondern bewarben sich auch selber am häufigsten. Mehr als die Hälfte der fast 12 Millionen Bewerbungen im letzten Jahr betrafen Stellen auf Entry Level, wie Einstiegspositionen im Fachjargon der Personaler genannt werden. Das vierte Jahr in Folge blieb die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen die zweitaktivste auf dem Arbeitsmarkt, knapp vor den 25- bis 35-Jährigen, die den ersten Platz belegten. Es ist auch das Segment, das in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 im Vergleich zur ersten Hälfte eine steigende Dynamik aufwies, während die Bewerbungen der 25- bis 35-Jährigen in den verbleibenden Monaten im Vergleich zum Beginn des letzten Jahres leicht rückläufig waren.
Die meisten Bewerbungen von Berufsanfängern kamen aus den Bereichen Einzelhandel, Callcenter, Dienstleistungen, IT oder Telekommunikation, Banken, Tourismus, Werbung und Marketing sowie der Lebensmittelindustrie. Ana Călugăru ist Leiterin der Kommunikationsabteilung bei der E-Jobs-Group und beschreibt im folgenden den Arbeitsmarkt des letzten Jahres:
Im Jahr 2023 hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Bezug auf die Zahl der Arbeitsplätze entspannt. Es gab zwar einem Rückgang von etwa 12 % im Vergleich zu 2022, aber gleichzeitig auch 370 000 neue Stellen, die auf der Plattform ausgeschrieben wurden und für die fast 12 Millionen Bewerbungen eingingen. Unter diesem Gesichtspunkt hatten wir einen Anstieg der Bewerbungen um mehr als 10 % gegenüber 2022. Die meisten Neueinstellungen gab es im Einzelhandel, im Dienstleistungssektor, bei den ausgelagerten Dienstleistungen, im Baugewerbe und im Tourismus. Es war ein Jahr, das gegen Ende ziemlich viel Druck auf die Arbeitgeber in den Bereichen IT, Lebensmittelindustrie, Landwirtschaft und Bauwesen ausübte, weil die Steuervergünstigungen für Arbeitgeber gestrichen wurden. Das war natürlich eine finanzielle Belastung für die Arbeitgeber, die das Nettoeinkommen ihrer Arbeitnehmer nicht gerne schmälern wollten. Lohnerhöhungen wie 2022 haben wir zwar nicht erlebt, doch für Schlüsselpositionen in Unternehmen mussten die Arbeitgeber die Löhne dennoch leicht anheben, um diese Mitarbeiter nicht zu verlieren.“
In einer turbulenten Wirtschaft wie der gegenwärtigen sind die Prognosen für 2024 eher von Vorsicht geprägt. Ältere und erfahrene Arbeitnehmer haben es nicht eilig, den Arbeitsplatz zu wechseln, und die Arbeitgeber überlegen es sich zweimal, bevor sie eine neue Stelle ausschreiben. Hinzu kommt, dass Arbeitgeber zunehmend weniger bereit sind, Telearbeit oder Arbeit im Homeoffice zuzulassen. Ana Călugăru erläutert weiter:
Für den Arbeitsmarkt beginnt das Jahr 2024 ähnlich wie 2023. Die Arbeitgeber sind sehr vorsichtig mit neuen Stellenausschreibungen, und so wird es wahrscheinlich bis Mitte des Jahres bleiben; jeder schaut auf genau auf die wirtschaftlichen Signale, die der Markt aussendet. Niemand will ein unkalkulierbares Risiko eingehen, aber es werden immer noch neue Mitarbeiter eingestellt. In der ersten Januarhälfte wurden über 20 000 Stellen ausgeschrieben, es gibt also durchaus Potential auf dem Markt. Bei den Fernarbeitsplätzen haben wir den niedrigsten Stand seit den letzten Jahren zu verzeichnen. Die Arbeitgeber sind offensichtlich nicht mehr so bereit, Arbeitskräfte für Homeoffice oder Fernarbeit einzustellen. Zwar sind die Bewerber immer noch sehr daran interessiert, auf diese Weise zu arbeiten, nur geht der Trend auf dem Markt wieder in Richtung Büroarbeit.“
Für Bewerber über 40 Jahren könnte es dieses Jahr schwieriger werden, eine neue Stelle zu finden. Sie werden nicht mit Angeboten überschwemmt, und wenn sie eine Umschulung in Erwägung ziehen, raten Fachleute aus der Branche, vorsichtig zu sein und genau hinschauen, welche Jobs auf dem Markt gefragt sind. Außerdem ist nach einer Umschulung die Einstellung in einem neuen Bereich möglicherweise mit einer niedrigeren Position verbunden. Zum Schluss hören wir nochmals Ana Călugăru, Kommunikationsbeauftragte der Arbeitsvermittlungsplattform e-jobs:
Wer einen Job sucht und über 40 ist, sollte sich darüber im Klaren sein, dass es in diesem Jahr etwas länger als in den Vorjahren dauern kann, eine Stelle zu finden, weil nicht so viele Angebote auf dem Markt vorhanden sind. Es kann sogar ein halbes Jahr dauern, bis man die richtige Stelle gefunden hat. Wenn es sich um einen Berufswechsel handelt, brauchen Sie auch hier viel Geduld, um sich gut genug in dem neun Bereich zurechtzufinden. Auch sollte man damit rechnen, dass es möglich ist, bei einem Jobwechsel in einer Juniorposition anzufangen. Natürlich ist man gut beraten, immer ein Auge darauf zu haben, welche neuen Stellen auf den Markt kommen.“