Zukunftsfähig und nachhaltig: Geodätische Kuppelhäuser
Für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung ist nachhaltiges Bauen ein wichtiger Erfolgsfaktor. Nachhaltig und zukunftsorientiert sind z.B. die Vorschläge eines rumänischen Bauingenieurs, der geodätische Kuppelhäuser als Alternative anbietet.
Ana-Maria Cononovici, 06.10.2016, 17:31
Viele Menschen wünschen sich, in einem ein-, höchstens zweistöckigen Haus zu wohnen. Vermutlich aus Sicherheitsgründen, denn die Wohnhäuser sind stabiler als z.B. Hochhäuser, demnach auch sicherer im Falle eines Erdbebens. Womöglich auch wegen des erhöhten Komforts, den ein solches Haus anbietet. Allerdings kann ein Haus nicht von heute auf morgen errichtet werden. Sämtliche Schritte müssen sorgfältig geplant werden. Baustoffe, Transportmöglichkeiten, Bauarbeiter, geeignete Bauzeit — alles muss genau überlegt werden.
Für die Zukunft sind Nachhaltiges Bauen und erneuerbare Energien von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang wird auch in Rumänien zunehmend Wert auf geodätische Kuppelhäuser gelegt. Alexandru Dinulescu ist Bauingenieur. Er beschloss, Bauwesen zu studieren, um sein eigenes Haus bauen zu können. Während des Studiums stieß er auf die Bauwerke des amerikanischen Architekten Buckminster Fuller, die ihn tief beeindruckten. Er entwickelte die Technologie der geodätischen Kuppeln weiter und benutzte dabei erstmals den Begriff Geodesic“ (dt. geodätisch, abgeleitet von Geodäsie). Alexandru Dinulescu erkannte unverzüglich die Vorteile der von Fuller vorgeschlagenen Architektur:
Die geodätische Kuppel weist viele Vorteile auf, sowohl aus technischer wie auch aus wirtschaftlicher Sicht. Geodätische Kuppeln zeichnen sich durch ihre hohe Stabilität (Erdbebensicherheit) und Windstabilität aus. Geodätische Kuppeln sind Konstruktionen von sphärischen Kuppeln mit einer Substruktur aus Dreiecken. Das heißt, für die Konstruktion werden weder Stützbalken noch Stürze gebraucht. Daher ist der Innenraum flexibler zu gestalten. Als Baustoffe werden Holz und Bindeglieder aus Metall eingesetzt. Demnach ist das Gewicht der Konstruktion viel kleiner. Das Bauwerk braucht kein massives Fundament, so wie bei den üblichen Häusern. Das günstige Verhältnis von Material zu Volumen stellt einen finanziellen Vorteil dar. Bei der Konstruktion einer geodätischen Kuppel werden lediglich 60% der Baustoffe eingesetzt, die bei einer gewöhnlichen Würfelkonstruktion gebraucht werden.“
In den USA werden Kuppelhäuser von den Menschen vorgezogen, die sich vor Taifune absichern wollen. Geodätische Kuppeln sind außerdem erdbebensicher, sie weisen eine höhere Stabilität auf im Vergleich zu herkömmlichen klassischen Wohnhäusern. In den USA gibt es etwa 2 Millionen solcher Kuppelhäuser. Der Preis für ein Haus beginnt bei 80.000 USD. Alexandru Dinulescu recherchierte über die Kuppelarchitektur. Er nahm sich vor, Kuppelhäuser zu einem vernünftigen Preis als Alternative zu den Wohnungen in Hochhäusern anzubieten.
Die geodätische Kuppel steht im Einklang mit meiner Denkweise. Kuppelhäuser bieten mir die Möglichkeit, die Innenräume flexibel zu gestalten. So kann ich auch den Kundenwünschen entsprechend entgegenkommen. Ich kann die Innenräume so gestalten, wie sie sich das vorstellen.“
Alexandru errichtete bis jetzt Kuppelhäuser mit einer Innenoberfläche von etwa 100 Quadratmetern. Er strukturierte den Innenraum zweistöckig. Im Erdgeschoss ist der Wohnbereich mit Wohnzimmer und Küche, im ersten Stock sind die Schlafzimmer. Der von ihm entworfene Bauplan setzt auf einen hohen Komfortgrad. Alexandru Dinulescu baut geodätische Kuppeln und lässt einen Traum Wirklichkeit werden. Schon als Jugendlicher faszinierten ihn atypische Bauwerke wie z.B. Pyramiden, Iglus und Jurten. Einen Traum zu erfüllen, bringt eine große Genugtuung:
Ich erfuhr zum ersten Mal von geodätischen Kuppeln in der Hochschule. Wir lernten damals deskriptive Geometrie. Danach lernte ich das im Bukarester Sportpark »Tei« errichtete Bauwerk kennen. Ich scherzte mit meinen Freunden und sagte ihnen, das werde ich irgendwann einmal selber machen. Und das tue ich derzeit. Ich glaube, im Leben ist alles schon vorbestimmt. Ich nahm mir also vor, Kuppelstrukturen zu bauen. Doch dann brach die Wirtschaftskrise aus, es kamen viele Schwierigkeiten auf, wir mussten viele Baustellen schließen. Die Wirtschaftskrise bot mir die Gelegenheit, nach innen zu schauen, meine Pläne zu hinterfragen. Ich versuchte herauszufinden, wo ich hinwollte, im Vergleich zu dem, was ich schon erreicht hatte.“
Wir wollten von Alexandru Dinulescu wissen, ob er selber in einer geodätischen Kuppel wohnt. Seine Antwort darauf:
Wer 100% seiner Energie in Projekte seiner Kunden steckt, findet oftmals keine Zeit für eigene Projekte oder mit anderen Worten: ‚Der Schuster hat die schlechtesten Schuhe.‘ Derzeit arbeite ich an meinem eigenen Haus — ein weiterer spektakulärer Bauplan. Allerdings baue ich keine Häuser, sondern jedes Mal ein Zuhause.“
Anfangs war es nur ein Traum. Alexandru Dinulescu ließ sich aber von einer bereits umgesetzten Idee inspirieren, nutzte eine Krisensituation zur Selbstbetrachtung aus und änderte das Hauskonzept grundsätzlich um.