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Waschmaschinen von anno dazumal: der Waschmörser mit Triebrad

Früher war das Wäschewaschen eine mühsame Arbeit, die heutige Technologie erleichtert unser Leben erheblich. Heute erfahren wir, was für eine Waschanlage sich die Dorfbewohner Siebenbürgens vor 100 Jahren ausgedacht hatten.

Waschmaschinen von anno dazumal: der Waschmörser mit Triebrad
Waschmaschinen von anno dazumal: der Waschmörser mit Triebrad

, 23.01.2020, 17:30

Sie kennen wohl die Tage, an denen wir kaum Zeit haben zum Ein- und Ausatmen. Wir laufen hin und her, um möglichst viele Angelegenheiten im Haushalt zu erledigen. An solchen Tagen wissen wir die moderne Technologie am besten hochzuschätzen. Wir hei‎ßen die voll automatisierten, leistungsfähigen Waschmaschinen hoch willkommen. Doch wie kamen die Menschen in der Vergangenheit, vor etwa 100 Jahren, zurecht, als es keine automatischen Waschmaschinen gab?



Die Antwort auf diese Frage ist meistens in Museen zu finden. Im Bukarester Dorfmuseum Dimitrie Gusti“ können zum Beispiel ein hölzerner Waschmörser und das dazugehörige Triebrad gesehen werden, die früher zum Kleiderwaschen verwendet wurden. Die Haushaltgegenstände stammen aus dem Dorf Borlova im Kreis Caraş-Severin (im Südwesten des Landes). Die Waschmörser und Triebräder waren gänzlich aus Holz hergestellt und wurden durch Wasserkraft angetrieben. Derartige Waschmörser wurden meistens in den Regionen eingesetzt, wo die Menge Wasser ausreichte, um das Rad konstant anzutreiben. Wünschenswert war auch, dass das Wasser im Winter nicht erfror. Daher die unerlässliche Bedingung der ausreichenden Wassermenge. Die Waschmörser wurden meistens aus Buchen-, Eichen- oder Erlenholz gefertigt. Das im Dorfmuseum Dimitrie Gusti“ ausgestellte Exponat wurde Anfang des 20. Jahrhunderts hergestellt.



Vielleicht hört sich das unwahrscheinlich an, doch im Kreis Alba, in Westen des Landes, gibt es immer noch eine solche funktionierende Waschanlage. Sie befindet sich im Besitztum der Familie Avram, im Dorf Dobra de Jos. Die hölzerne Waschanlage ist 101 Jahre alt und immer noch betriebsfähig. Ioana Avram erzählte uns, wie die Waschmaschine läuft — allerdings ohne Waschmittel und ohne Strom:



Die Kleider werden da hineingelegt und gedreht. Wir lassen sie dort drinnen und das Wasser schlägt zwei Tage lang darauf ein. Mit dieser alten Waschanlage waschen wir Bettdecken, Teppiche — eigentlich alles Mögliche! Das Gebirgswasser ist das bessere Wasser. Meine Schwiegermutter pflegte zu sagen, dass das Schneewasser die Wäsche am besten reinigt. Im Frühjahr kam immer das wei‎ße Wasser, das Ergebnis des geschmolzenen Schnees. Dieses Wasser reinigt die Wäsche am besten!“




Der Waschmörser ist eine für die Subkarpaten typische Waschanlage. Sie besteht aus folgenden Teilen: ein Holzrad mit mehreren Schaufeln, eine waagerechte Spindel (die Welle) und zwei oder mehrere Hämmer (Stampfer). Die Konstruktion stützt sich auf mehrere Holzbalken. Das Dach wurde aus Schindeln gebaut. Das Triebrad ist Bestandteil der Anlage und hat die Form eines stumpfen Kegels, wobei die kleinere Seite im Boden eingebaut ist. Das Triebrad umfasst mehrere Bretter, die innerhalb des kegelförmigen Trogs eingebaut sind. Das Wasser flie‎ßt mit hoher Geschwindigkeit in die Gosse hinein und treibt das Triebrad an, so dass es sich zu drehen beginnt. Somit wird eine Schleuderbewegung in Gang gesetzt, ähnlich wie bei den modernen Waschmaschinen.



Mircea Avram erbte die Anlage von seiner Familie. Er kennt ihren Mechanismus in- und auswendig. Er erzählte uns mehr über den Waschmörser:



Wichtig sind die zwei gro‎ßen Hämmer. Die werden erstmals hoch gehoben und dann hinunter gelassen. Danach wird die Wäsche in die Anlage hinein gesteckt. Wir legen Holz unter den Kessel, um Feuer zu machen und das Wasser zu erhitzen. Das Wasser erreicht eine Temperatur von 37–40 Grad Celsius. Danach lassen wir das Rad frei laufen. Die Hämmer sind so gebaut, dass sie zwei–drei Tage in Bewegung bleiben.“




Mircea Avram wei‎ß ganz genau, wie hoch die Investition in eine solche Waschanlage vor 100 Jahren war. Denn er besitzt noch die Originalurkunden.



Das sind die Ausgaben meines Vaters. Er nahm sogar ein Darlehen von der Bank, um den Waschmörser zu bauen. In den Unterlagen kann gelesen werden, wie viel Zinsen er für ein halbes Jahr zahlte. Es werden alle Zahlungen aufgezählt, die er tätigen musste, wie viel er an wen zahlte und für welche Dienstleistung. Und dafür zahlte er auch Gebühren an den Staat. Alles ist dokumentiert.“




Insgesamt zahlte Mircea Avrams Vater damals 19.608 Lei für die Herstellung des Waschmörsers. Die Waschanlage ist Teil des Kulturvermögens im Kreis Alba — das muss noch dazu gesagt werden. Mircea Avram wei‎ß ganz genau, wie ein solches Wunderwerk instandgehalten wird:



Am schwierigsten ist, das Triebrad instand zu halten. Die Randelemente, die sie zum Drehen antreiben, müssen öfter ausgetauscht werden. 1994 ersetzten wir die Spindel, das Hauptrad, das einen Durchmesser von 130 cm hat. Den Bottich, in dem die Wäsche gesteckt wird, ersetzten wir erst 2006 mit einem Kessel aus Eichenholz, den wir aus der Umgebung von Mediasch holten.“




Nach dieser Reise in die Geschichte des Wäschewaschens wissen wir mit Sicherheit die modernen Waschmaschinen entsprechend zu schätzen. Denn die Arbeit im Haushalt ist heutzutage viel einfacher als früher. Und das ist eine gro‎ße Erleichterung.

foto: facebook.com/sapunulcheia/
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