Von Falknern und ihren Greifvögeln
Die Falknerei ist ein uraltes Jagdhandwerk. Die Tradition der Jagd mit abgerichteten Greifvögeln entstand vor 3.500 Jahren. Doch Falkner finden auch im heutigen Leben ihren Platz.
Ana-Maria Cononovici, 17.12.2015, 18:05
Heute wollen wir einen Einblick in die Welt der Falken und der Falkner gewinnen. Falken abzurichten, ist ein Sinnbild für Perfektion, für den Umgang mit den zahlreichen Möglichkeiten, die einem das Leben anbietet. Die Jagd mit abgerichteten Greifvögeln entstand vor fast 3.500 Jahren in Mittel- und Nordasien, wo in unendlichen Steppen ein reicher Jagdbestand zu finden ist. Die Hunnen, die Mongolen und die Araber haben vermutlich die Beizjagd nach Europa gebracht. In den rumänischen Fürstentümern wurde die Falknerei viel später erwähnt, sie wies aber bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine starke Entwicklung auf.
Der Biologe Dorin Cărăbeţ, Präsident des Falkner-Bunds Peregrinus“, spricht über die Anfänge der Falknerei in Rumänien:
Die Falknerei wurde auf rumänischem Territorium erstmals vor mindestens 700 Jahren erwähnt. 2010 wurde diese Tradition zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO erklärt. Das stellt die weltweite Anerkennung einer alten Tradition dar, die viele Menschen anlockt und zusammenbringt. Die aktiven Falkner verknüpfen enge Freundschaftsbeziehungen, die besondere Nähe zur Natur fasziniert sie, denn man taucht einfach in die Natur ein und wird Teil davon. Wer einen Greifvogel zähmt, bleibt nicht bloßer Beobachter der Natur. Falkner verstehen die Natur, die Tiere, ihre Rolle in der Natur und werden sich dessen bewusst, dass jedes Wesen seinen Platz in der Welt hat. Im Vergleich zu anderen Menschen verabschieden sie sich von der Idee, dass ein Wesen nützlich und ein anderes nutzlos sei. Die Natur ist ein einheitliches System und so muss sie auch bleiben. Man kann die Falknerei nicht lieben, ohne die Greifvögel zu lieben und ohne zu versuchen, ihr natürliches Milieu zu bewahren. Zum einen wollen wir also zum Teil bedrohte Greifvögel retten, zum anderen fördern wir die Kunst der Beizjagd. Wir beteiligen uns an erzieherischen Aktivitäten, die sich an Kinder und Jugendliche richten, und nehmen auch an Festivals mittelalterlicher Kunst teil. Wir bleiben im Kontakt mit den Falknern aus anderen Ländern, wir beteiligen uns mit unseren Falken auch an Festivals im Ausland und setzen uns dafür ein, dass die Falknerei auch bei uns gesetzlich geregelt wird.“
Wer sind die aktiven Falkner von heute? Auf diese Frage antwortet in den folgenden Minuten unser Gesprächspartner:
Die Falkner sind Menschen, die ihre Leidenschaft für Greifvögel und Natur entdeckt haben. Wir haben uns über das Internet miteinander in Kontakt gesetzt und diesen Verband gegründet. Im kommenden Jahr wollen wir an einigen Fachveranstaltungen teilnehmen: Im März gib es ein Kongress der Falkner, der bereits zum achten Mal stattfindet. Seit 2009, als wir den Verband gegründet haben, kommen wir jedes Jahr zusammen und unternehmen vieles gemeinsam: Dieses Jahr haben wir die mittelalterlichen Schlösser in Eisenmarkt (Hunedoara) besucht, wir schließen uns zudem erzieherischen Projekten an — wir nehmen am Biologieunterricht teil und stellen den Kindern jedes Mal 2 oder 3 Greifvögel vor. Wir vermitteln den Kindern Wissenswertes über Falken, ihr Verhalten und ihre Lebensgewohnheiten, erklären ihnen, welche Rolle die Greifvögel in der Natur spielen, halten auch Vorführungen im Schulhof, denn die Kinder wollen wissen, wie sich ein Greifvogel bewegt. Somit haben sie auch die Möglichkeit, den Falken zu rufen und sie sind jedes Mal sehr begeistert, das zu machen. Die Kinder halten Augen und Ohren offen und das ist sehr wichtig für ihre Erziehung. Solche Lektionen langweilen sie nie, sie verfolgen sie sehr aufmerksam.“
An Veranstaltungen mit historischem oder traditionellem Charakter tragen die Falkner mittelalterliche Kostüme und sie machen Flugvorführungen mit ihren Greifvögeln bei mittelalterlichen Schlössern oder Burgen. Die Vögel fliegen über die Mauer der Burg, dann kehren sie nach ihren Flügen zum Falkner zurück. Die Zuschauer bestaunen jedes Mal die atemberaubende Flugschau der Greifvögel.
Wo kann man Falken in der heutigen modernen und verschmutzen Welt, die den Kontakt zur Natur verloren hat, noch zähmen? Dazu unser Gesprächspartner Dorin Cărăbeţ:
Überall kann man einen Greifvogel abrichten. Jeder offene Raum ist dafür geeignet, man kann auch in der Innenstadt mit einem Greifvogel arbeiten, auch in einem Hof, neben einem Haus, auf einem Feld. Einen Greifvogel abzurichten benötigt zuallererst das Vertrauen des Vogels, den man jedes Mal belohnen soll. Bestrafen kann man ihn überhaupt nicht. Der Greifvogel akzeptiert nur den Falkner als Teil seines Teams, einschließlich bei der Jagd, wird dennoch den Menschen nie als seinen Chef akzeptieren. Der Vogel ist der wahre Chef, der Besitzer. Das ist allerdings auch die Haltung, die der Greifvogel zum Ausdruck bringt, das kann ich Ihnen versichern. Denken sie nur daran, wie oft Greifvögel auf die Wappen verschiedener Länder vorkommen.“
Der Bund für Falknerei setzt sich für den Greifvogelschutz und die Rettung bedrohter Greifvögel ein. Vor kurzem haben sie einen Schwarzstorch gerettet. Die aktiven Falkner stellen auch die Zähmung der Raben und der Habichte in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit.