Spielzeugmuseum in Kronstadt: Spielsachen von früher waren auch komplex
Hier ist die Geschichte mehrerer Spielzeug-Artikel, die aus den unterschiedlichsten Epochen stammen und heute doch zusammen sind. Sie wurden mit größter Sorgfalt von Menschen zusammengetragen, denen die damit verbundenen Emotionen am Herzen liegen.
Ana-Maria Cononovici, 11.05.2017, 18:35
Ein Veranstalter — der Verein des Spielzeugmuseums, ein Gastgeber — das Museum Casa Mureşenilor“ in Kronstadt, eine Ausstellung: das Spielzeugmuseum. Als Eigentümer der Initiative Spielzeugmuseum“ ist der Ingenieur Dumitru Cristian bekannt. Wir trafen ihn und fragten als erstes, wie er denn auf die Idee gekommen sei, Spielzeug zu sammeln, das dann in einem Museum präsentiert werden soll?
Die Idee ist praktisch mit meiner Sammlung entstanden. Wie jedes Kind der 60er-70er Jahre musste auch ich sorgfältig mit meinem Spielzeug umgehen, denn ich wusste, dass, wenn die Spielsachen kaputt gehen, ich keine neuen bekommen würde. Ich habe also mein Spielzeug aufbewahrt, dann auch das meiner Geschwister, und langsam wurde daraus in den 80ern bereits eine kleine Sammlung. Es waren gewisse Artikel, die im Handel erhältlich waren, in den Buchläden. Wer jene Zeiten erlebt hat, kann sich noch erinnern, dass das Spielzeugangebot recht beschränkt war. Der Glücksfall war, wenn irgend ein Bekannter, der als LKW-Fahrer arbeitete oder Matrose war, dir ein japanisches Spielzeug brachte. Und so ist die Sammlung gewachsen und vor etwa 20 Jahren habe ich dann gemerkt, dass sie recht umfassend ist und ich damit etwas ernsthaft machen kann. Nur musste ich mit Bedauern feststellen, dass die Sammlung nur Spielzeug für Jungs enthielt — Flugzeuge, Züge, Boote, Autos; ich hatte überhaupt keine Puppe, keine Figuren, die typisch sind für die Spielzeugsammlung der Mädchen. Und da habe ich angefangen, für einen Ausgleich zu sorgen. Seit etwa 20 Jahren ergänze ich meine Sammlung ständig.“
Er habe sich gewünscht, dass seine Sammlung einen Teil der Kindheit in Rumänien beleuchte, sagt Dumitru Cristian.
Genau das war meine Idee, Spielzeug zu sammeln, mit dem die Kinder in Rumänien gespielt haben. Heute ist es ja einfach, mit so vielen Möglichkeiten, dem Internet, kann man sich ein Spielzeugmuseum innerhalb von einigen Monaten im Internet zusammenzusuchen. Aber ich wollte das Spielzeug unbedingt auf Floh- und Trödelmärkten kaufen, von älteren Menschen, 95% davon sollte rumänisches Spielzeug sein oder Spielzeug, mit dem man seine Kindheit in Rumänien verbracht hat. Unsere Sammlung ist nicht wertvoll, sie ist keine Tausende von Euro wert, sondern eine persönliche, emotional geladene Sammlung, die einen Teil der Kindheit in Rumänien darstellen soll. Es sind bislang ungefähr 14.000 Artikel zusammengekommen, ich habe die Übersicht bereits verloren, es sind Spielzeugautos, Eisenbahnen, Puppen, Spiele, Babyrasseln und anderes Spielzeug für Neugeborene, Gummifiguren, Schulspiele… Wir haben auch eine kleine Federkasten-Sammlung, etwa einige Dutzend, sowie Bleistiftspitzer. Mit all diesen Dingen versuchen wir das Gesamtbild einer rumänischen Kindheit zu schaffen. Mit den Büchern, den Heften, den Andenkenheften der Mädchen von 1900 bis 1980. Dann Erdgloben für Schüler, viele Artikel für den Unterricht im damaligen Rumänien.“
Indes genießt die Sammlung auch eine gewisse Anerkennung, etwa anlässlich des Weltkindertags oder während der Weihnachtsfeiertage, wenn der Verein des Spielzeugmuseums eingeladen wird, eine Ausstellung zum Thema zu veranstalten. Mehrere Museen ließen sich durch den Erfolg der Ausstellungen inspirieren und beherbergen jetzt auch das ganze Jahr über Spielzeug-Ausstellungen, wie auch in Kronstadt in diesem Fall, berichtet Dumitru Cristian.
Wir wählen hin und wieder einige Hundert Stück aus, mit denen wir in ein Museum gehen oder auf die Initiative irgendeiner Behörde antworten und so eine schöne Ausstellung planen. Dabei wird eine Auswahl präsentiert, sehr repräsentative Artikel, etwa 30% dieser Ausstellung hier wurden zum ersten Mal ausgestellt. Es handelt sich um restauriertes Spielzeug, das unsere Sammlung am besten repräsentieren sollte. Auch haben wir eine schöne Zusammenarbeit mit dem Museum »Casa Mureşenilor« am Rathausplatz in Kronstadt. Diese Ausstellung ist am 6. April eröffnet worden und kann bis zum 26. Mai besichtigt werden. Danach sind wir in Arad zu Gast, im weniger bekannten Museum »Preparandia«, für das wir gerne beim Publikum werben möchten. Und ich hoffe, dass die Ausstellung dort ebenso viel Erfolg haben wird wie bislang in Kronstadt.“
Abschließend wollten wir von Dumitru Cristian wissen, an wen sich die Sammlung überhaupt richtet.
Alle, die uns bislang eingeladen haben, dachten, es sei vor allem eine Ausstellung für Kinder — und das ist auch so. Nur konnten wir zu unserer größten Freude beobachten, wie die Kinder von Müttern, Vätern und Großeltern begleitet werden, die ihrerseits einen Teil der eigenen Kindheit in unserer Sammlung wiederfinden. Es ist wirklich interessant, einige Stunden in einer solchen Ausstellung zu verbringen und den Kommentaren der Eltern zuzuhören. Die Kinder hatten dieses 30-40 Jahre alte Spielzeug vielleicht nicht, oder manche sagen, sie hätten es bei der Großmutter gesehen, irgendwo in einer Ecke ihres Hauses auf dem Lande oder auf einer Truhe. Auch die Reaktion der Erwachsenen ist interessant und das hat uns in unserem Vorhaben beruhigt, denn anfangs stellten wir unsere Spielzeugsammlung mit teilweise 40 Jahre alten Artikeln den Kindern von heute vor, die bereits mit vier einen Tablet-PC haben. Da können wir mit der modernen Technologie nicht mithalten.“
Nichtsdestotrotz würden sich auch Kinder mit Tablet-PCs an der Sammlung erfreuen, sagte unser Gesprächspartner noch.
Sie freuen sich, es ist eine Flucht aus ihrer alltäglichen Welt und vielleicht ist es auch eine gute Flucht. Fast alle Generationen glauben, dass alles erfunden wurde, als sie zur Welt kamen. So ist es auch mit den Kindern von heute, sie können sich nicht vorstellen, dass es auch zu Zeiten ihrer Großeltern komplexes Spielzeug gab.“
Dumitru Cristian bedankte sich zum Schluss bei allen, die mit ihren Spenden einen Beitrag zur Entstehung der Spielzeugsammlung geleistet und somit ihr Leben verlängert haben.