Spieltag für Eltern und Kinder
Der stürmische Alltag lässt nur noch wenig Zeit für Familie und Freizeitaktivitäten zu. Die Zeit, die man mit den eigenen Kindern verbringt, ist daher umso wertvoller.
Ana-Maria Cononovici, 28.07.2016, 17:30
Der stürmische Alltag lässt nur noch wenig Zeit für Familie und Freizeitaktivitäten zu. Die Zeit, die man mit den eigenen Kindern verbringt, ist daher umso wertvoller. Vor diesem Hintergrund wird auf Privatinitiative ein Spieltag für Eltern und Kinder organisiert. Eltern und Kinder aus unterschiedlichen Familien setzen sich zusammen, spielen gemeinsam und tauschen sich aus. Eine gute Gelegenheit zum Sozialisieren und Entspannen.
Außerschulische Bildungsangebote sind derzeit reichlich vorhanden auf dem rumänischen Markt. Fremdsprachen, Musik, Entwicklung praxisorientierter Fähigkeiten oder Selbstentwicklung — all diese Bereiche werden abgedeckt. Eine Einladung zum Spielen gab es bislang allerdings noch nicht. Vor Kurzem stieß ich aber auf eine Einladung besonderer Art. Ich erfuhr zufällig darüber, dass ein Spieltag für Eltern und Kinder“ organisiert wird, und wurde gleich neugierig. Daher hakte ich nach, um mehr darüber herauszufinden. Und entdeckte Folgendes: Die Eltern werden am Wochenende für zweieinhalb Stunden eingeladen, zusammen mit den eigenen Kindern sowie mit anderen Eltern und Kindern zusammenzuspielen. Grundsätzlich werden Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren erwartet, doch werden auch Ausnahmen zugelassen. Die teilnehmenden Familien werden aufgerufen, einige Lieblingsspiele mitzubringen — Rommé, Schach, Catan usw.
Es sei eine gute Gelegenheit zum Sozialisieren und Entspannen. Zugleich verbringe man auch Zeit zusammen mit der Familie. Und man könne auch noch etwas dazu lernen, sich informieren und sich mit anderen Eltern und Kindern austauschen, erzählte Claudia Suhov, die Veranstalterin des Events. Sie habe sich von einer ähnlichen Erfahrung inspirieren lassen, die sie selbst in den Niederlanden gemacht habe, so die Organisatorin:
Diese Art von Veranstaltung habe ich bei einem Familientreffen in Den Haag entdeckt. Mehrere Familien aus verschiedenen Ländern — darunter auch unsere Familie — sind zusammengekommen. Eine Gruppe von Expats, die ihre Ehepartner, Kinder und Freunde mitbrachten. Und bei dieser Gelegenheit spielten wir zusammen. Es war sehr interessant. Die Teilnehmer wollten voneinander lernen, die Eltern tauschten sich aus über den derzeitigen Wohnort, über die Ausbildung der Kinder. Alle waren daran interessiert, neue Bekanntschaften zu machen, zu sozialisieren und sich gegenseitig kennzulernen. Ich fand das eine sehr gute Idee, denn auch hier in Bukarest gibt es viele Eltern, die gerne mal andere Eltern zu unterschiedlichen Themen befragen würden. Etwa in welchen Kindergarten das Kind geht oder zu welcher Schule oder welcher Hort der beste sei. Oder was die anderen noch so lesen, was für Spiele in einem gewissen Alter passend seien. Ich habe diese Tätigkeit entwickelt, um Eltern miteinander in Verbindung zu setzen. Aber auch für die Kinder, damit sie auch neue Kinder kennenlernen, außer ihren Mitschülern. Sie haben hier die Gelegenheit, neue Spiele zu entdecken, von anderen Eltern zu lernen und mit diesen zusammen zu spielen, andere Familienbeziehungen und –modelle kennenzulernen. Eine entspannte Tätigkeit, bei der sich alle wohl fühlen — das bezweckte ich mit diesem Projekt.“
Wir fragten Claudia Suhov, die Urheberin des Projektes, was eine derartige Veranstaltung von einer gewöhnlichen Interaktion zwischen Familienfreunden unterscheide:
Wenn man sich mit Freunden unterhält, kommen immer wieder die gleichen Themen auf und es werden meistens keine neuen Informationen ausgetauscht. Bleibt man nur bei den Freunden, so findet man nur schwer neue Aktivitäten oder Ausbildungsformen für das eigene Kind. Man sollte auch über den Bekanntenkreis hinaus schauen, um Neues zu erfahren, um sich intellektuell weiter zu entwickeln.“
Es ist wohl bekannt, dass sich die Kinder ein Beispiel an den Eltern nehmen. Diese wiederum schaffen für ihre Kinder Lernerfahrungen. Sie habe festgestellt, dass auch in Rumänien die Eltern bereit wären, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen, erzählte Claudia Suhov:
Die Eltern sind immer weltoffener, sie wollen dazu lernen und die angeeigneten Kenntnisse ihren Kindern übermitteln. Ich denke, eine derartige Aktivität, ein Spieltag für Eltern und Kinder, könnte landesweit Fuß fassen. Es ist eine einfache Tätigkeit, sie setzt keine besonderen Bedingungen voraus. Hauptsache ist, es werden Informationen ausgetauscht, die Teilnehmer entspannen sich und es herrscht eine angenehme Stimmung. Eltern und Kinder finden somit zueinander.“
Claudia Suhov teilt mit großer Freude auch anderen Leuten die Erfahrungen mit, die sie im Ausland gemacht hat. Sie erzählt uns über die Bedeutung des Spiels innerhalb der Familie und lädt uns ein, diese Erfahrung auch in Rumänien zu genießen:
Die von uns organisierte Veranstaltung erstreckte sich über zwei Tage. Wir haben einen Konferenzsaal von 80 Quadratmetern für die zwei Spieltage entsprechend eingerichtet und ausgestattet. Die Eltern, die zusammen mit ihren Kindern teilnehmen wollten, mussten sich über ein Formblatt anmelden und ein paar Spiele mitbringen, die sie gerne mit anderen Teilnehmern gespielt hätten. Alles Mögliche kann mitgebracht werden: Legosteine, Kartenspiele, Schach, »Die Siedler von Catan« oder andere Spiele, die sie zu Hause spielen und gerne auch mit uns spielen würden. Wir tauschen uns hier gerne aus. Es kann sein, dass manche Kinder noch nie Schach gespielt haben. Und vielleicht gibt es andere Eltern oder Kinder, die ihnen das gerne beibringen. Es ist ein Lernaustausch zwischen Eltern und Kindern. Wir erwarten mehr Kinder als Eltern, ich hoffe aber, dass alle Spaß daran haben werden. Wir werden die Aktivität ein bisschen steuern, wir wollen versuchen, ihr Appetit aufs Spielen zu erregen.“
Das Wichtigste dabei sei, die Fantasie der Kinder anzuregen, so dass sie ihre Fähigkeiten weiterentwickeln. Doch sollten auch die Eltern angeregt werden, mehr zur Ausbildung ihrer Kinder sowie zur Bildung der Gemeinschaft allgemein, beizutragen. Das zumindest glauben die Veranstalter des Spieltags für Eltern und Kinder.