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Rumänische Geigenfabrik in Reghin wurde 65

In der Fabrik für Musikinstrumente in Reghin (dt. Sächsisch-Regen) werden seit 65 Jahren Geigen hergestellt. Nach der Wende wurde die Fabrik für Musikinstrumente Hora“ in Reghin privatisiert.

Rumänische Geigenfabrik in Reghin wurde 65
Rumänische Geigenfabrik in Reghin wurde 65

, 09.02.2017, 17:59

Es sind 65 Jahre her, seitdem die erste rumänische Geige in einer Fabrik für Musikinstrumente hergestellt wurde. Der Jahrestag wurde in der Fabrik für hölzerne Musikinstrumente Hora“ in Reghin (dt. Sächsisch-Regen) feierlich begangen. Die Fabrik für Musikinstrumente in Reghin wurde 1951, zu Zeiten des Kommunismus gebaut. Es ist die einzige Fabrik ihrer Art in Rumänien und die grö‎ßte in ganz Europa. Nach der Wende wurde die Fabrik für Musikinstrumente Hora“ in Reghin privatisiert. Die Belegschaft übernahm die meisten Anteile. Die Fabrik entwickelte sich mit der Zeit zum grö‎ßten Hersteller von Musikinstrumenten aus Holz in Europa, nachdem sich andere europäische Hersteller gespalten oder ihre Tätigkeit gedrosselt hatten.



Bis 1951, als die erste Fabrik zur Herstellung von Streichinstrumenten aus Holz gegründet wurde, gab es in Rumänien lediglich vereinzelte kleine Geigenbauer-Ateliers. Internationale Anerkennung erwarb sich die Fabrik allerdings erst nach Beginn der Exporttätigkeit im Jahr 1959. Nicolae Bâzgan ist Maschinenbauingenieur von Beruf. Seit 1967 leitet er die Musikinstrumentenfabrik in Reghin. Er erläuterte uns die Geschichte der Geige:



Die Geige ist die Königin der Streichinstrumente. Die Decke und der Boden werden aus Fichtenholz, die Zargen und der Hals, im Allgemeinen aus Ahorn hergestellt. Das Holz, aus denen die Streichinstrumente gefertigt werden, muss im Voraus aufbereitet werden. Es muss langsam und einheitlich abtrocknen. Daher werden die notwendigen Holzstücke frühzeitig geschnitten. Wie gesagt, die Geige wird aus Fichten- und Ahornholz hergestellt. Es darf weder Innenspannungen aufweisen, noch Holzknoten oder andere Verformungen. Im Idealfall verlaufen die Holzfasern gradlinig. Der Geigenklang kann durch die Holzqualität beeinflusst werden, daher spielt die Qualität des Rohstoffs eine wichtige Rolle für die Geigenbauer. Die Geigenbaumeister verwenden schon seit eh und je Fichten- und Ahornholz zur Fertigung von Geigen. Seit 600 Jahren erweist sich dies als erfolgreiche Kombination.“




Wir fragten Nicolae Bâzgan, ob für die Herstellung von Geigen die Leidenschaft für den ausgeübten Beruf relevant sei.



Selbstverständlich — Leidenschaft, Geduld und guter Geschmack sind unerlässlich. Die Geige steht für den barocken Stil, sie widerspiegelt die Perfektion. Schauen wir uns eine Geige an, so müssen wir feststellen, dass sie dem weiblichen Körper ähnelt — mit ihren Schultern, der Taille, den Hüften. Dem barocken Stil ist zu verdanken, dass diese Form seit mehreren Hunderten Jahren nicht verloren ging. So stark hat sie sich eingebürgert.“




Die Hochwertigkeit der in Reghin hergestellten Geigen erwarb internationale Anerkennung im Jahr 1967, als der berühmte sowjetische Geigenspieler Dawid Oistrach beim George Enescu Festival in Bukarest mit einer Geige auftrat, die in Reghin gefertigt wurde. Warum die in Reghin hergestellten Streichinstrumente so beliebt sind und hochgeschätzt werden, erfahren wir nun von Nicolae Bâzgan:



Wir arbeiten mit hochwertigem Holz. Unsere Vorräte reichen für weitere 10 Jahre. Die Lagerung ist auch sehr wichtig. Nach dem Fällen wird das Holz in Scheunen zum Abtrocknen gelagert. Der Trockenprozess muss langsam verlaufen. Vor der Bearbeitung wird das Holz künstlich getrocknet, bis es eine Feuchtigkeit von 6-8% erreicht. Die zusätzliche Trocknung ist notwendig, damit die Klimaveränderungen, denen die Geige künftig ausgesetzt wird, ihr nicht schaden.“




Im Zeitraum 1986-1987 gab es Versuche, Panflöten in der Fabrik in Reghin herzustellen. Die Versuche erwiesen sich als nicht besonders erfolgreich, demnach wurde die Panflötenherstellung aufgegeben. Bis vor knapp 15 Jahren, als ein neuer, diesmal erfolgreicher Anlauf startete. Mittlerweile werden hier Panflöten aus unterschiedlichen Holzarten gefertigt. Am teuersten ist die Panflöte aus Ebenholz, mit einem Ab-Werk-Preis von rund 1.000 Euro. Der berühmte Panflöten-Spieler Gheorghe Zamfir spielt eine Panflöte, die aus der Fabrik in Reghin stammt. Das Gleiche gilt für den verstorbenen Musiker Radu Simion sowie für seine Schülerin Cornelia Tihon, so der Leiter der Fabrik für Musikinstrumente. Neben geigen und Panflöten werden in Reghin mehr als 200 weitere Musikinstrumente gefertigt sowie mehr als 300 Zubehörteile für verschiedene Musikinstrumente, die sowohl im In- wie auch im Ausland für ihre Hochwertigkeit hochgeschätzt werden. Mehr Einzelheiten dazu bringt Nicolae Bâzgan:



Wir stellen in Reghin alle möglichen Streichinstrumente her — Geigen, Bratschen, Cellos, klassische und elektrische Kontrabasse. Wir fertigen auch Gitarren, sowohl für Kinder wie auch für Erwachsene, und Holzschlagzeug für Kinder und Profis. Au‎ßerdem stellen wir Panflöten her — klassische rumänische und peruanische Panflöten. Wir haben auch eine Hybridform der Panflöte entwickelt, die das Stimmen der Musikinstrumente wesentlich erleichtert. Die Panflöte ist ein Blasinstrument und muss bei Temperaturschwankungen immer neu gestimmt werden.“




Wir werden die Tradition weiter führen“, sagte zum Schluss Nicolae Bâzgan, der Leiter der Fabrik Hora“ in Reghin. Eine Geschichte über Leidenschaft, Hingabe und die Kunst, hochwertige Dinge zu schaffen.

foto: facebook.com/sapunulcheia/
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