„Planetarisch“: Science-Fiction-Literaturkreis neugegründet
Der 1992 gegründete Literaturkreis Planetar“ bot rumänischen Sci-Fi-Autoren eine gute Gelegenheit dar, sich professionell zu entfalten. Obwohl seine Tätigkeit mit der Zeit verblasste, wurde der Literaturkreis vor kurzem wieder ins Leben gerufen.
Ana-Maria Cononovici, 20.06.2019, 17:30
Der Literaturkreis Planetar“ wurde 1992 gegründet und war ein wichtiges Sprungbrett für rumänische Science-Fiction-Autoren. Mehr als 10 Jahre versammelte der Schriftsteller Constantin Pavel jede Woche eine Handvoll Wissenschafts- und Sci-Fi-Enthusiasten wie Traian Bădulescu, Codru Păun, Răzvan Varlan, Andrei Ionescu, Cătălin Ştefan, Liviu Surugiu u.a.m. Es war ein Ort, der eine große Anzahl von Schriftstellern, Wissenschaftlern, Journalisten und Grafikern beeinflusste. Diese erlangen später Anerkennung in ihren jeweiligen Tätigkeitsbereichen.
Nachdem sie ihre eigenen Wege gingen und Erfolg ernteten, überlegten sie, den Planetarischen Literaturkreis wiederzueröffnen. Denn auch neue, junge Talente sollten die Möglichkeit haben, ihre Leidenschaft weiterzuentwickeln. Bei der Auftaktveranstaltung baten wir den Gründer Constantin Pavel, uns ein paar Details über seine Geschichte zu erzählen:
Wir wollten einen literarischen Kreis gründen. Doch es war durchaus nicht einfach. Schließlich fand ich Unterstützung bei einem Geschichtslehrer an unserem damaligen Gymnasium. Ich stellte überall Flyer auf, wir leiteten die Nachricht über die Gründung an unsere Freunde weiter. Und unsere Freunde kamen. Es war ein ziemlich kleines Klassenzimmer. Ich trug einen blauen Anzug, ein Hemd und eine Krawatte, hatte auch eine schicke Aktentasche dabei. Und die Kinder liebten es. Die Gruppe bildete sich sofort.“
Die Gruppe traf sich an verschiedenen Orten, unter anderem in einer Sportarena im Bukarester Stadtviertel Giuleşti. Constantin Pavel erzählte uns, wie sich das alles entwickelte:
Am Ende landeten wir, mit Unterstützung des Astronomen Harald Alexandrescu, dem Direktor des Astronomischen Observatoriums, im Bukarester Observatorium »Admiral Vasile Urseanu«. Dort blühte der literarische Kreis auf, wir hatten zwei wunderbare Jahre und sechs oder sieben weitere, bis er verblasste, aber während dieser Zeit nahm das 60 oder 70 Mann starke Team an den meisten Sci-Fi-Veranstaltungen im Land teil, und »Planetar« machte sich einen Namen.“
Constantin Pavel erzählte uns auch, wie sich der Name für den Literaturkreis aus einer verspielten Idee wie von selbst kam:
Ich hatte die Idee, mit Legosteinen zu spielen. Ich bekam das Set von einem Onkel, der Pilot war. Es war ein Lego-Set mit Astronauten. Sie hatten eine Flagge, und auf der Flagge hatten sie ihr Logo, einen Planeten und ein Pfeil, der den Weg eines Schiffes darstellte, das den Planeten verließ. So kam ich auf die Idee, einen literarischen Kreis namens »Planetar« (dt. »Planetarisch«) zu gründen. Das Leben hat uns alle in verschiedene Richtungen geführt, aber ich war sehr glücklich, dass einige außergewöhnliche Menschen von dort groß hinausschossen in ihrer Karriere als Schriftsteller. Was wir weiterhin tun werden, wird sich ein wenig von dem unterscheiden, was wir im alten Literaturkreis getan haben, aber es geht in die gleiche Richtung. Es wird ein Zentrum sein, in dem wir jeweils einen Satelliten übernehmen können. Wir planen, in verschiedenen Schulen Kreise zu eröffnen. Ich denke, die Leute sind gespannt darauf.“
Traian Bădulescu war 15 Jahre alt, als er in den Kreis kam, der ihm half, sich zu entfalten:
Ich bin sehr froh, dass wir den Literaturkreis neugegründet haben. Als wir uns 1992 zum ersten Mal trafen, waren wir keine 20 Jahre alt. Es war eine Zeit, in der sich die Menschen häufiger trafen, vor der Internet-Ära, vor den Mobiltelefonen. Es war sehr interessant, doch ich glaube nicht, dass wir zu dem Zeitpunkt die Bedeutung des ganzen Vorhabens begriffen. »Planetar« hat mein Leben verändert. Es ging nicht nur um Science Fiction, es ging auch um Avantgarde. Es hat uns allen im Leben sehr geholfen. Ich erinnere mich, dass ich 1991 mit einem Kollegen in den Bukarester Veranstaltungssaal »Dalles« gegangen bin, wo Mihai Bădescu und Alexandru Mironov jeden Sonntag einen Sci-Fi-Film zeigten und dann darüber diskutierten. Das war wirklich interessant. Ich habe zu Beginn mit dem Schreiben nur geflirtet, aber danach habe ich angefangen, ernsthaft zu schreiben. Irgendwann hatten wir zweimal pro Woche Sitzungen, und wir dachten, es sei unsere Pflicht, für jede Sitzung etwas zu schreiben. Wir waren die Kritiker des jeweils anderen und wir schrieben viel.“
Ein weiterer Name, der unter den Mitgliedern des Literaturkreises herausragte, war Liviu Surugiu, dessen Debüt in der Science-Fiction-Literatur 1994 stattfand. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Sein jüngstes veröffentlichtes Werk, Pulsar“, verkaufte sich bis 2017 über 6.000 Mal. Er erzählte uns von dem Kreis:
Ich blicke mutig in die Zukunft, wir haben viel Zeit, um von jetzt »lang und in Frieden« zu leben. Wir sollten die Bedürfnisse derjenigen ermitteln, die beitreten wollen, die wir anziehen wollen. Ich liebe Assoziationen. Wenn ich den Buchstaben A sehe, denke ich an das Bild in der Fibel, das ein Tier abbildete, dessen Namen mit dem Buchstaben A begann. Wenn ich ein B sehe, denke ich an einen Ballon. Wenn ich an den Literaturkreis »Planetar« denke, denke ich nicht zuerst an den Verlag, auch wenn er eine Vormachtstellung in der Veröffentlichung der einschlägigen Literatur hat. Ich denke an die Satelliten-Literaturkreise, die wir erschaffen werden.“
Der literarische Kreis wird Zugriff zur Bibliothek Ion Hobană“ haben. Die Bibliothek ist eine Stiftung des gleichnamigen berühmten Science-Fiction-Autors und eine Quelle seltener Fachbücher, die allen Mitgliedern zur Verfügung stehen werden.