Niederländisches Ehepaar züchtet Islandpferde in Rumänien
Heute wollen wir Ihnen mit einem niederländischen Ehepaar Bekanntschaft machen. Familie Vos de Groot zog vor gut 15 Jahren nach Rumänien und begann hier ein neues Leben.
Ana-Maria Cononovici, 15.04.2021, 17:30
Janneke Vos de Groot ist Journalistin, Schriftstellerin und Naturliebhaberin. Sie kommt aus den Niederlanden. Vor 15 Jahren kam sie nach Rumänien und wenig Zeit später ließ sie sich hierzulande nieder. Sie und ihr Mann hatten schon in ihrer Heimat eine Leidenschaft für Islandpferde. Nebenbei sei gesagt, die beiden lernten sich tatsächlich bei einem Reitturnier kennen. Sie ließen sich in Rumänien in einem Dorf namens Oarba de Mureș nieder und begannen, den lokalen ländlichen Tourismus zu entwickeln.
Janneke Vos de Groot erzählte uns, wie sie und ihr Mann auf die Idee kamen, Landwirte zu werden. Weil in den Niederlanden ein Stück Land so teuer ist, sahen sie sich in Europa um und entschieden sich für Rumänien. Ganz so einfach war es dann doch nicht, und wir fragten sie, was die größte Schwierigkeit war:
Die Sprache, mit Sicherheit! Wir hatten einen Lehrer in den Niederlanden, einen sehr guten, der die Sprache spricht. Wir waren sehr froh, in ein sehr kleines Dorf zu ziehen, aber dort spricht niemand Englisch oder Deutsch, so dass wir uns vom ersten Tag an in Rumänien zurechtfinden mussten. Am Anfang war die Sprache sehr schwer. Schwer war auch, eine andere Kultur ohne weiteres zu akzeptieren und tagtäglich zu leben. Und dann — die Bürokratie. Das waren die größten Probleme.“
Janneke erzählte uns von ihrer Leidenschaft für Pferde:
Die Islandpferde waren schon immer unser Hobby, auch als wir in den Niederlanden lebten. Mein Mann und ich reiten viel. Die Zucht von Islandpferden war schon immer eine Leidenschaft von uns. Wir kamen mit neun Pferden hierher und haben jetzt 23. Wir haben drei oder vier, die wir reiten, aber die meisten haben wir für Besucher. Ein Islandpferd zu reiten, ist anders, denn sie haben eine andere Art zu gehen. Ein normales Pferd hat einen Schritt, einen Trab und einen Galopp, aber Islandpferde haben nur zwei Arten des Schreitens, die man kennen muss, sonst kann man sie nicht reiten.“
Islandpferde sind die einzigen auf der Welt, die einen sogenannten Tölt haben, was bedeutet, dass das Pferd zu einem bestimmten Zeitpunkt drei Hufen auf dem Boden hat. Dadurch haben die Pferde einen leichten Gang, der für den Reiter sehr stabil ist, und sie können auch sehr leicht vom Trab zum Galopp beschleunigen. Janneke erzählte uns, dass sie einen sehr guten Platz für die Pferde, aber auch für die Menschen gefunden habe:
Zu Hause haben wir immer in der Stadt gearbeitet, aber auf dem Land gelebt. Wir sind an weite, offene Flächen gewöhnt. Wir haben vielmehr an die Pferde gedacht, als wir hier in Rumänien weite Flächen gesucht haben, und einen Platz, um Landwirtschaft zu betreiben. Die Pferde sind immer draußen, sie haben viel Platz zum Bewegen, auch im Winter, das ist sehr gesund für sie. Alle sagen, dass wir hier in Oarba de Mureș viel saubere Luft haben. Ich weiß nicht, ob das mehr der Fall ist als an anderen Orten, aber das ist ein kleines Dorf, die Landschaft ist wunderschön, wir haben viele Wildtiere. Nicht direkt im Dorf, aber in der Umgebung leben Bären, Wölfe, Schakale, Füchse, Rehe. Es ist wunderschön! Vor allem den Gästen aus Holland erzähle ich immer, wie schön es ist.“
Janneke ist stark in die Entwicklung der Gegend involviert, deshalb sprach sie mit uns über Dinge, die sie stören und die sie ändern will:
Die eine Sache, die mich stört, ist, dass Müll überall hingeworfen wird. Auch direkt aus den vorbeifahrenden Autos. Das ist etwas, das wir in diesem Jahr in Oarba de Mureș in Ordnung bringen müssen: eine Kampagne zum Aufräumen. Es gibt keinen Wald ohne Totholz, aber in den Niederlanden sind wir es einfach gewohnt, den Müll aufzuräumen, ihn zu speziellen Plätzen zu bringen und nicht herumliegen zu lassen. Aber hier ist es ein bisschen anders, und es gibt viele Leute, die einfach Sachen aus dem Autofenster werfen. Das meiste davon sind Plastikflaschen, die etwa 100 Jahre lang herumliegen. Es ist schade, ich sage den Leuten hier immer, dass ich dieses Dorf nicht erben werde, meine Kinder auch nicht, aber ihre Kinder werden es tun, und deshalb müssen sie den Müll aufsammeln und an die richtige Stelle werfen. In diesem Sinne müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen.“
Janneke Vos de Groot hat sechs Bücher über Rumänien geschrieben, vor allem über die Gegend, in der sie und ihr Mann sich niedergelassen haben. Ihre Werke verlocken viele Touristen zu einem Besuch. Sie versicherte uns, sie nehme ihre Gäste überall mit, wenn sie in der Gegend ankommen:
Normalerweise fahre ich mit ihnen nach Brașov (Kronstadt) oder Cluj (Klausenburg). Das sind tolle Städte. Aber dann frage ich sie, was ihnen am besten gefallen habe. Sie sagen mir immer, dass es das Dorf war, Oarba de Mureș, wo sie einfache Leute arbeiten und leben sahen. Normalerweise bereiten die Dorfbewohner für die Gäste ein einfaches rumänisches Essen zu, und das sorgt für eine ganz besondere Stimmung. Nicht einmal der Parlamentspalast in Bukarest ist so beliebt wie ein gutes Mittagessen in Oarba de Mureș.“
Wir fanden auch heraus, dass Janneke traditionelles rumänisches Essen liebt. Sie isst ganz gerne Sülze, Kuttelsuppe, Krautrouladen mit Fleisch oder Fleischknödelsuppe. Allerdings koche sie zu Hause immer noch holländisches Essen, wie sie uns eröffnete.
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