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Mnemonics-Projekt: Rumänien stellt kommunistische Stadtraumgestaltung in Venedig aus

Die 16. Architektur-Biennale findet Ende November 2018 unter dem Motto Freespace“ in Venedig statt. Rumänien beteiligt sich mit einem Projekt, das die zwischen grauen Wohnblöcken erlebte Kindheit zu kommunistischen Zeiten veranschaulicht.

Mnemonics-Projekt: Rumänien stellt kommunistische Stadtraumgestaltung in Venedig aus
Mnemonics-Projekt: Rumänien stellt kommunistische Stadtraumgestaltung in Venedig aus

, 31.05.2018, 17:30

Irina Gudană, Raluca Sabău, Roxana Pop, Romeo Cuc, Mihai Gheorghe und Vlad Tomei hatten Lust, zu spielen. Sie dachten zurück an ihre Kindheit und passten dementsprechend ihr Projekt perfekt an die diesjährige Thematik der Biennale in Venedig an — denn heuer geht es um das Thema Freespace. Sie meldeten sich für die Projektauswahl an und vertreten nun Rumänien bei der renommierten Kunstschau. Die 16. Architektur-Biennale findet vom 26. Mai bis 25. November 2018 unter dem Motto Freespace“ in Venedig statt. Die „Biennale di Venezia“ gilt als eine der wichtigsten Kunstschauen der Welt. Irina Petra Gudană, Projektteilnehmerin, schilderte uns den Weg des Projekts bis ins Finale:



Die Architektur-Biennale in Venedig ist eine der wichtigsten Architektur-Veranstaltungen der Welt. Rumänien nimmt jedes Jahr teil, sowohl an der Kunstschau wie auch an der Architektur-Ausstellung. Dieses Jahr beteiligt sich Rumänien mit dem Projekt Mnemonics. Das Projekt liegt uns, den Autoren, sehr am Herzen, denn wir haben unsere Kindheitserinnerungen zusammengelegt, um es zu gestalten. Unser Vorhaben untersucht die Entwicklung des Urbanismus und der Architektur in Rumänien und betrachtet sie durch das Filter des kollektiven Gedächtnisses. Das kollektive Gedächtnis fungiert als roter Faden und wird durch die Erinnerungen mehrerer Generationen von Kindern und Erwachsenen definiert. Diese sind in Städten, zwischen grauen Hochhäusern und Wohnblöcken gro‎ßgewachsen. Damit antworten wir auf das Rahmen-Thema der diesjährigen Ausgabe — Freespace, freier Raum. Die Ausstellung Rumäniens in Venedig umfasst eigentlich zwei Räume — der eine setzt den anderen fort. Es geht einerseits um das Pavillon Rumäniens in Giardini de la Biennale, wo wir die urbane Architektur in Rumänien mit den engen Räumen zwischen den Wohnblöcken nachzustellen versuchen. Die zweite Ausstellung ist in der Galerie des Rumänischen Kulturinstituts in Venedig untergebracht. Hier gibt es viel weniger Platz, also versuchten wir, nur ein Treppenhaus nachzubauen. Denn das Treppenhaus ist emblematisch für den Eingang in jedweden Wohnblock in Rumänien.“




Vlad Tomei trat später dem Projekt bei, denn er hatte andere Beschäftigungen und sein Interesse lag eigentlich anderswo.



Ich bin Journalist von Beruf. Und diese ist eine der ersten Ausstellungen, die ich sehe, von der ich behaupten kann, sie ist einfach, inklusiv und verständlich für viele Besucherkategorien. Die Ausstellung ist so aufgebaut, dass sie den engen Raum zwischen verschiedenen Wohnblöcken in rumänischen Städten wiedergibt.“




Wir fragten Petra Gudană, was die Besucher sehen und erleben werden:



Das Pavillon wurde umgewandelt, es besteht aus zwei wichtigen Teilen — zum einen die Wände des Pavillons, die Gegenstand der Urbanismus-Studie sind. Diese Wände stehen für die Wohnblock-Fassaden und erinnern an den Raum zwischen den Wohnblöcken, wo wir als Kinder spielten. Wir untersuchen die Entwicklung der Architektur im Laufe der Jahrzehnte und erklären ihren Werdegang. Im Mittelpunkt stehen die Elemente, an die wir uns alle erinnern: der Teppichschläger, die Schaukeln, das Rad, der Tischtennistisch. Das sind Elemente, die überall in Rumänien im Raum zwischen den Wohnblöcken vorkamen. Es war das städtische Zubehör im öffentlichen Raum vor ein paar Jahrzehnten. Nach der Wende sind all diese Elemente mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Für uns fungieren sie als Gedächtnisanreize. Sie sind die »Mnemonics« für unsere Geschichten. Die Besucher betreten unser Pavillon und bekommen einen Überblick über den Urbanismus. Sie haben die Möglichkeit, sich mit all diesen Elementen auseinanderzusetzen. Ganz interessant: Die von uns vorgeschlagene Chronologie endet mit einer Frage über die Zukunft. Die Frage wurde den Kindern im Rahmen einiger von unseren Partnern organisierten Werkstätte gestellt. Einer unserer Partner ist der Verein »De-a arhitectura« (»Wir spielen Architektur«). Über die von ihnen gelieferten Antworten machen wir uns einen Eindruck über die Meinung der Kinder im Hinblick auf die Zukunft der Hochhäuser in Rumänien. Die Antworten wurden von den Kindern in Form von Zeichnungen ausgedrückt. Sie strahlen eine gro‎ße Kreativität aus.“




Vlad Tomei fügte darüber hinaus Folgendes hinzu:



Die Kinder wurden aufgefordert, die Wohnblöcke der Zukunft zu zeichnen. Als ich ihre Zeichnungen sah, wusste ich gleich, ich würde gerne in so einem Gebäude wohnen. Die von ihnen vorgeschlagenen Wohnblöcke waren mit Rutschen versehen. In unmittelbarer Nähe gab es Spielplätze und viele andere spannende Elemente, die sie sich vorgestellt hatten. Es stimmt, dass es kindische Ideen sind, doch es ist unsere Pflicht, diese in Betracht zu ziehen. Denn wir müssen den öffentlichen Raum zukunftsorientiert umgestalten.“




Was die ausgestellten Elemente betrifft, abgesehen von den Fassaden, seien auch die Kindheitsspiele ein wesentlicher Bestandteil der Ausstellung, so Vlad Tomei:



Ein wichtiges Element sind die Spielkärtchen. In jeder Wand sind Kasten eingebaut, die Spielanweisungen von Spielen enthalten, die wir in unserer Kindheit spielten. Das erläutert auch die Projektdokumentation. Das lebendigste Bild in all unseren Köpfen sind die Kinder, die drau‎ßen vor dem Treppenhaus oder hinter dem Wohnblock miteinander spielen. Und sie stellen sich ganze Welten vor, obwohl der von ihnen bewohnte Raum leer ist.“




Ein glückliches Treffen, gespickt mit Gedanken über die Kindheit und einen Raum der Freiheit, so wie er von den Kindern von früher wahrgenommen wurde. Sie spielten zwischen grauen Wohnblockwänden und verwandelten jeglichen Raum in einen magischen Ort.

foto: facebook.com/sapunulcheia/
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