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Kunstmuseum „Anastase Simu“ virtuell rekonstruiert

Die touristische Informationsstelle der Stadt Bukarest bietet seit kurzem die Möglichkeit, das in Form von virtueller Realität rekonstruierte Simu-Kunstmuseum zu besichtigen.

Kunstmuseum „Anastase Simu“ virtuell rekonstruiert
Kunstmuseum „Anastase Simu“ virtuell rekonstruiert

, 19.03.2020, 17:30

Das Simu-Museum war ein international anerkanntes Kunstmuseum in der Zwischenkriegszeit. Im Kommunismus wurde es leider abgerissen. Nun kann es wieder besichtigt werden, allerdings nur virtuell. Die Bauarbeiten am zentral gelegenen Gebäude in Bukarest, erbaut im ionischen Stil, ähnlich wie die griechischen Tempel, gingen 1910 zu Ende. Anastase Simu –Doktor der Politik- und Verwaltungswissenschaften, Kunstsammler und Ehrenmitglied der Rumänischen Akademie — stiftete hier ein Museum, das seinen Namen trug — das Simu-Museum. Bis 1927 lag das Museum in privater Hand, danach spendete es Anastase Simu, der Eigentümer, dem rumänischen Staat. Das Gebäude wurde 1960 — zu Zeiten des kommunistischen Regimes — abgerissen. An seiner Stelle wurde ein für die damalige Zeit berühmtes Bekleidungsgeschäft eröffnet. Das Geschäft war unter dem Namen Eva“ bekannt.



Die im Museum untergebrachten Sammlungen waren in fünf Abteilungen unterteilt. Sie umfassten Kunstwerke der Antike sowie rumänische, französische und byzantinische Kunstwerke. Im fünften Raum konnten graphische Darstellungen sowie die Miniaturen-Sammlung bewundert werden. Zahlreiche Werke verschiedener französischer Maler und Bildhauer aus dem 18. und dem 19. Jahrhundert befanden sich im Museum und konnten von den Besuchern betrachtet werden. Neben anderen Exponaten konnten hier auch italienische Gipsabdrücke aus dem 16. Jahrhundert oder byzantinische Ikonen gesehen werden.



Derzeit kann das Simu-Museum wieder besucht werden, allerdings nur virtuell. Mihai Guţanu, Leiter der für die Bukarester Museen und touristischen Sehenswürdigkeiten zuständigen Abteilung bei der Stadt Bukarest, lieferte uns mehr Einzelheiten zum Thema:



Wir müssen uns bei den Vertretern der Architekturhochschule »Ion Mincu« in Bukarest bedanken. Dort ist schon seit dem letzten Jahr ein virtuelles Museum im Untererdgeschoss in Betrieb. Die Vertreter der Architekturuniversität wollten schon immer dieses virtuelle Museum in einen öffentlichen Raum bringen, es aus der Universität herausholen. Kein anderer Ort wäre passender gewesen als die touristische Auskunftsstelle der Stadt Bukarest in der Unterführung am Universitätsplatz.“




Die Architekturuniversität Ion Mincu“ rekonstruierte das Äu‎ßere des Museums Simu als virtuelle Realität. An der Initiative beteiligten sich auch das Museum der Stadt Bukarest, das Nationale Kunstmuseum, das Nationale Archiv Rumäniens und die Institution Manifest Cultural“ (dt. Kulturmanifest). Das als virtuelle Realität nachgebaute Gebäude wurde anhand alter Baupläne und Archivfotografien rekonstruiert. Gegenstände aus dem Museum wurden dreidimensional fotografiert und vermessen. Somit wurden realitätsgetreue virtuelle Darstellungen erzeugt.



Zweck des Projekts ist, eines der bedeutendsten Bukarester Kunstmuseen der Zwischenkriegszeit so getreu wie möglich zu rekonstruieren. Das Äu‎ßere des Museums sowie der erste Raum — gewidmet der Antike — wurden mit gro‎ßer Sorgfalt nachgebaut. Die Exponate fanden hier entsprechend ihren Platz, in einem reich verzierten Raum, so wie es aus den Fotos der damaligen Zeit hervorging. Die Gäste der touristischen Auskunftsstelle erhalten auf Anfrage Kopfhörer, welche ihnen den Zugang in die virtuelle Realität des Simu-Museums ermöglichen. Darüber hinaus wurde eine online zugängliche Version auf die Plattform Sketchfab hochgeladen.



Mihai Guţanu, Leiter der für die Bukarester Museen und touristischen Sehenswürdigkeiten zuständigen Abteilung bei der Stadt Bukarest, lieferte uns mehr Einzelheiten zu den Besucherzahlen:



Tag für Tag besuchen immer mehr Gäste das Museum. Wir sind von einem Durchschnitt von 10–15 Besuchern am Tag losgegangen. Gestern waren es schon 30. Wir verfolgen mit Interesse die Entwicklung und das Interesse für das Museum und für die Darstellung als virtuelle Realität. Falls das Interesse hoch ist, werden wir die Zeit verlängern, in der das Simu-Museum virtuell besichtigt werden kann. Wir können diese Zeit um einen, sogar zwei Monate verlängern.“




Oder sogar um 6 Monate — versprach Mihai Guţanu. Er erzählte uns, was wir bei einem Besuch des Museum beobachten können:



Das Museum an und für sich war ein griechischer Tempel, ein Nachbau des Zeustempels in Olympia. Anastasie Simu war ein leidenschaftlicher Sammler. Er brachte eine gro‎ßartige Sammlung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zusammen. Er sammelte Fotos, die in der Zeit geschossen wurden, als das Fotografieren erst am Anfang war. Au‎ßerdem sammelte er graphische Darstellungen, Gemälde rumänischer Maler — wie z.B. von Theodor Aman (1831–1891), Alexandru Severin oder Rudolf Schweitzer Cumpăna (1886–1975)unter dem Strich, eine reiche Kunstsammlung, die internationalen Ruf genoss. Erst lange Zeit, nachdem das Museum abgerissen und die Kunstsammlungen aus dem Gebäude entfernt worden waren, machte Anastase Simu das bekannt. Es kamen Touristen aus Italien, Frankreich, Spanien und erkundigten sich über die Möglichkeit, das Museum zu besuchen oder zumindest die Sammlungen zu betrachten. Die Grafikwerke von Camil Pissaro waren besonders gefragt. Die kann man nicht überall sehen, es gibt einige wenige Werke im Louvre-Museum. Und einige andere Pissaro-Grafiken gab es im Simu-Museum. Diese Werke können derzeit virtuell bewundert werden. All dieser Reichtum an Kunstwerken kann nirgendwo mehr physisch gesehen werden, nur virtuell.“




Die Sammlung des Museums umfasste etwa 1200 Teile zu dem Zeitpunkt, als sie dem rumänischen Staat gespendet wurden. Anastase Simu war der erste Kunstsammler, der die Errichtung eines Kunsttempels vorschlug. Zweck eines solchen Gebäudes wäre es damals gewesen, den Einwohnern der Stadt die Kunst näher zu bringen, gemä‎ß dem Motto Nicht nur für uns, sondern auch für die anderen!“

foto: facebook.com/sapunulcheia/
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