Jassyer Tram: Mehr als nur Straßenbahn
Die Stadt Iaşi feiert dieses Jahr 120 Jahre seit der Einführung des elektrifizierten öffentlichen Verkehrs. Zu diesem Anlass veranstalteten die öffentlichen Behörden in Zusammenarbeit mit dem Straßenbahnverein Tram Club Iaşi eine Jubiläumsausstellung.
Ana-Maria Cononovici, 29.03.2018, 18:00
Iaşi ist eine geschichtsträchtige Kulturstadt. Kultur ist hier dermaßen wichtig, dass sogar der Straßenbahnverkehr der Stadt mehrmals zum Angel- und Drehpunkt verschiedener Kulturveranstaltungen wurde. Vor einiger Zeit fielen die Straßenbahnwagen auf, die Künstler schön bemalt hatten. Eine Weile fuhren sie so durch die Stadt. Danach folgte das Projekt Die Straßenbahnbibliothek“. Und nun findet eine Jubiläumsausstellung statt, veranstaltet vom Straßenbahnverein Tram Club Iaşi in Zusammenarbeit mit der Stadt Iaşi. 120 Jahre elektrifizierter Stadtverkehr — das steht im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Die Ausstellung präsentiert die Geschichte des Straßenbahnverkehrs in einer innovativen Art und Weise. Einzelheiten dazu lieferte uns Silviu Teodor Stanciu, der Vorsitzende des Vereins Tram Club Iaşi:
Gegenstand der Ausstellung ist der öffentliche Straßenbahnverkehr in Iaşi. Eine derartige Ausstellung war schon lange Zeit notwendig. Vor zwei Jahren haben wir eine ähnliche Ausstellung in der Zentralen Universitätsbibliothek veranstaltet, allerdings im Kleinformat. Zu dem Anlass wurde uns wieder einmal bewusst, dass die Stadtbewohner von Iaşi viel zu wenig über die Geschichte der Straßenbahn wissen. Deshalb setzten wir uns damals, also im Jahr 2016, das Ziel, 2018 eine Großausstellung zum Thema Geschichte der Straßenbahn in Iaşi zu veranstalten. Denn heuer feiern wir 120 Jahre seit der Einführung des elektrifizierten öffentlichen Verkehrs in Iaşi. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Öffentlichen Verkehrsbetrieb veranstaltet. Sie zeigt eine umfassende Geschichte der Straßenbahn in Iaşi.“
Austragungsort der Ausstellung ist diesmal das Museum der Stadt Iaşi, das großzügige Ausstellungsräume bietet:
Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Hauptgalerien und eine Außengalerie. Letztere zeigt auseinandergebaute Teile von alten Straßenbahnen, große Teile, wie z.B. einen Radsatz, einen Hemmschuh, einen Stromabnehmer, ein Anschlusssystem sowie ein in der ehemaligen Sowjetunion hergestelltes Bahnfahrzeug mit Hebebühne. Im Erdgeschoss des Museums wurden zwei Räume der Ausstellung gewidmet. Im ersten Raum sind sehr alte Teile ausgestellt, die von den ersten Straßenbahnen, die durch Iaşi gefahren sind, stammen. Das waren die deutschen Straßenbahnen vom Typ AEG. Außerdem kann hier noch eine Kontrollvorrichtung und ein Ketten-Bremssystem gesehen werden. Das Kettenbremssystem sieht wie ein Schiffsrad aus. Ein derartiges System kann im Museum betrachtet werden. Auch ein Drehgestellwagen mit Kompressor wird hier gezeigt. Im zweiten Raum können mehrere Straßenbahnmodelle im Kleinformat bewundert werden. Es sind Nachstellungen von Straßenbahnen, die früher durch Iaşi gefahren sind. Darüber hinaus können mehrere Prototyp-Modelle gesehen werden, die, wenn sie umgesetzt worden wären, das Gesicht des öffentlichen Straßenbahnverkehrs hätten ändern können. Es können auch mehrere Projekte gesichtet werden, Architekturpläne für die Konstruktion eines Museums des öffentlichen Verkehrs, das künftig in Iaşi eventuell gebaut werden sollte.“
Danach werden wir eingeladen, in das erste Stockwerk zu steigen. Das Treppenhaus umfasst auch verschiedene Exponate, Kuriositäten aus der Geschichte der Straßenbahn. Die Reise in die Vergangenheit geht im ersten Stockwerk weiter. Mit Einzelheiten dazu Silviu Teodor Stanciu:
Die Galerie umfasst 10 Straßenbahnsitze. Dieser Teil der Ausstellung ist interaktiv, die Besucher können sich auf die Stühle setzen, um sich einen Eindruck über die Art und Weise zu machen, in der man vor 80 Jahren mit der Straßenbahn fuhr. Und wie sich alles bis heute geändert hat. In diesem Raum kann die allmähliche Entwicklung des Innenraums einer Straßenbahn verfolgt werden — das ist höchst interessant. In diesem Saal haben wir außerdem vier mechanische Entwertungsgeräte ausgestellt, die im Zeitraum 1978–1996 in Straßenbahnen eingesetzt waren.“
Die Besucher haben die Möglichkeit, Fahrkarten zu entwerten. Somit wird die einstige Stimmung wieder ins Leben gerufen. Und das ist nicht alles. Dazu Silviu Teodor Stanciu, der Vorsitzende des Tram Clubs Iaşi:
Nachdem die Besucher die Fahrkarte entwertet haben, werden sie eingeladen, in die Mansarde des Museums zu steigen. Dort befindet sich das Herzstück der Ausstellung — eine Fotogalerie, bestehend aus 25 2,5 m großen Plakaten. Diese bilden die gesamte Geschichte der Straßenbahn in Iaşi ab. Es werden alle Straßenbahnen dargestellt, die seit 1900 bis heute jemals in Betrieb waren. Außerdem wird anhand einer Karte die Entwicklung der Straßenbahninfrastruktur präsentiert. Dazu gibt es noch Straßenbahnschilder, eine Fahrkarten-Sammlung, die Fahrkarten aus der kommunistischen Zeit bis heute zusammenbringt, kleinere oder größere Teile, die von verschiedenen alten Fahrzeugen stammen, Anschlusselemente, Bordgeräte, ein Straßenbahn-Bord, unterschiedliche Uhren und Anzeiger.“
Die Ausstellung hat sich bislang als großer Erfolg erwiesen. Die Veranstalter denken aus diesem Grund, eine ständige Ausstellung in einem derzeit noch geplanten Museum des Öffentlichen Stadtverkehrs in Iaşi zu eröffnen.