Interaktives Theater mit Mensch und Tier: „Märchen mit Pferden“
Ein neues künstlerisches Projekt lässt Mensch und Tier auf der Bühne zusammen auftreten und lädt zu einer Reise ins Universum rumänischer Volksmärchen ein.
Ana-Maria Cononovici, 02.06.2016, 18:46
Eine nachgebaute mittelalterliche Burg, die sich auf 4.000 Quadratmetern erstreckt, eine bedeckte Tribüne, 15 Schauspieler und Stuntmänner, die in Filmen mitmachten, die für den Oscar oder die Golden Globes nominiert wurden. Und eine neue Theatersaison, gestartet von einer enthusiastischen Truppe… einfach märchenhaft! Kurz und knapp, ein künstlerisches Projekt, das uns in die Welt der rumänischen Märchen einlädt. Das Projekt umfasst verschiedene Aufführungen, in denen Mensch und Tier zusammen auf der Bühne auftreten und durch ihre künstlerische Interaktion das Universum rumänischer Volksmärchen ins Leben rufen. Valentin Vasilescu ist der Stifter des Projektes. Er förderte es unter dem Namen Märchen mit Pferden“. Wir baten ihn, uns mehrere Einzelheiten zu seiner Initiative zu liefern:
Unsere Truppe bringt solche Aufführungen seit mehr als 12 Jahren auf die Bühne. Nur traten wir im Laufe der Zeit an unterschiedlichen Orten im Land auf, im Rahmen verschiedener mittelalterlicher Festivals oder zu anderen Anlässen. Nach etwa 6 Jahren wünschten wir uns, einen eigenen Schauplatz zu haben. Letztes Jahr, Ende Juni, fanden wir endlich den richtigen Standort. Dieses Jahr hatten wir am 23. April unsere Erstaufführung. Und wir setzen unsere Tätigkeit fort.“
Die Aufführungen finden unter freiem Himmel am Wochenende statt. Sie bereiten große Freude sowohl den Kindern wie auch den Erwachsenen, vor allem durch den überraschenden Inhalt, so Valentin Vasilescu:
Derartige Aufführungen kommen etwas seltener auf die Bühne in unserem Land. Sie sind nicht extra für Kinder gedacht. Wir haben uns von den Cartoons inspirieren lassen, die sowohl Witze für Kinder wie auch einen anspruchsvolleren Humor für Erwachsene beinhalten. Hauptsache, niemand langweilt sich. Wir versuchen, die Volksmärchen, so wie sie in einem Film dargestellt werden, auf die Bühne zu bringen. Die Handlung, die sie in einem historischen Film im Fernseher oder im Kino sehen, erleben sie nun direkt vor ihren Augen. Es wird ein etwas unterschiedlicher Eindruck erweckt — nur ein paar Meter vor ihnen sehen die Zuschauer Pferde, Wölfe, Falken, Drachen, Prinzessinnen und Ritter.“
Die Drachen, Prinzessinnen und Ritter werden in der Tat von Schauspielern und Stuntmännern verkörpert, die Tiere, die im Schauspiel mitwirken, sind echte Tiere und wurden nicht zwangsweise gezähmt. Sie würden gerne mitmachen, hieß es. Dazu Valentin Vasilescu:
Die Schauspieler reagieren besser als die Zuschauer. Während der Aufführung fliegt der Falke frei über die Bühne. Der Wolf springt auf die Pferde und kommt auf die Bühne, ohne an einer Leine fest gebunden zu sein. Das Publikum reagiert manchmal mit Zurückhaltung darauf, doch bis jetzt gab es keine Beschwerden. Die Leute haben schnell verstanden, dass die Tiere gewöhnt sind, Kontakt mit Menschen zu haben. Unsere Aufführungen kamen sehr gut bei den Zuschauern an. Ich glaube, dass der Umgang mit den Tieren ein Grund dafür ist. Die Tiere werden keineswegs gezwungen, irgendetwas zu tun. Das entspannt alle, die dabei sind. Letztes Jahr brachten wir das Schauspiel »Der Drache« (rum. »Balaurul«) auf die Bühne. Die Wölfe waren lediglich Teil der Kulisse, aus diesem Grund traten sie auf. Sie saßen nur auf Seiner Hoheit dem Grünen Kaiser (der rumänischen Märchengestalt Verde Împărat) und das war alles, was sie zu tun hatten. Doch wir merkten, dass ihnen solche Einsätze sehr gut gefielen. Während des Winters entwarfen wir das Schauspiel »Die Giganten« und ich versuchte ihnen eine wichtigere Rolle zuzuweisen.“
Bei der Schaffung der Schauspiele lässt sich Valentin Vasilescu von den Märchen seiner Kindheit inspirieren. Allerdings nicht von einem einzigen Märchen. Die Märchenfiguren übernimmt er gerne sowie die Hauptidee, dass das Gute gegen das Böse kämpft, wobei das Gute immer triumphiert:
Ich schreibe die Drehbücher selber und übernehme auch die Regie. Wir versuchen die Märchen so zu schaffen, dass wir den Talent der Schauspieler sowie die besonderen Fähigkeiten der Pferde und der anderen Tiere zum Vorschein kommen lassen. Die Aufführungen dauern rund anderthalb Stunden. Wir sind stolz auf unsere Leistung — wir hatten Zuschauer angefangen vom Alter von anderthalb Jahren bis zu 70 Jahren und keiner hat sich bis jetzt gelangweilt. Sogar im Gegenteil, viele Eltern erzählten uns, die Kleinen seien noch nie so still gewesen.“
Der Schauplatz befindet sich in der Chitila-Straße, innerhalb des Gewerbeparks Colosseum. Er umfasst 1000 Plätze. Bis jetzt gelang es ihnen nicht, alle Sitzplätze zu besetzen. Die Veranstalter der Aufführungen Der Drache“ und Die Giganten“ haben nichtsdestotrotz ein gutes Gefühl — bald werden sie vor einem proppenvollen Saal auftreten, hieß es. Wir wollten von Valentin Vasilescu erfahren, wer mehr Freude an der Aufführung habe, die Eltern oder die Kinder?
Am Anfang sind eher die Kinder von der Handlung mitgerissen, doch ab einem bestimmten Zeitpunkt werden die Mütter, Väter und Großeltern sogar enthusiastischer als die Kinder. Sie feuern die Ritter an, klatschen laut Beifall. Die Aufführung wird in gleichem Maße von Groß und Klein genossen!“
Liebe Leute, kommet zuhauf zur Aufführung! Sie haben die einmalige Chance, in eine Märchenwelt einzutauchen, Ritter und Prinzessinnen unmittelbar kennenzulernen, Wölfe und Falken hautnah zu erleben! Lasset uns alle bei gutem Wetter Märchen mit Pferden“ genießen!