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Hausmannskost aus dem Donaudelta: Rezepthefte online veröffentlicht

Ein Verein und zwei Künstlerinnen haben Frauen aus unterschiedlichen ethnischen Gemeinschaften im Donaudelta besucht und ihnen unterschiedliche traditionelle Rezepte entlockt.

Hausmannskost aus dem Donaudelta: Rezepthefte online veröffentlicht
Hausmannskost aus dem Donaudelta: Rezepthefte online veröffentlicht

, 10.12.2020, 17:30

Das Donaudelta (rumänisch Delta Dunării) befindet sich im Mündungsgebiet der Donau in das Schwarze Meer. Das Donaudelta stellt nach dem Wolgadelta das zweitgrö‎ßte Delta Europas dar und umfasst ein Gebiet von 5800 km², wovon mehr als 70% unter Naturschutz stehen. Das Donaudelta ist seit 1990 ein Biosphärenreservat. Das Rezept für das Fischgericht saramura de pește“ (Fisch in Salzlake) — eine für das Donaudelta typische Speise — wurde 2019 von der UNESO ausgewählt, um im Rahmen des Welttages der Artenvielfalt vorgestellt zu werden. Zu diesem Anlass wurden 10 besondere kulinarische Rezepte, die aus verschieden Schutzgebieten der Erde stammten, präsentiert.



Die für das Donaudelta typischen Kochrezepte wurden mit der Zeit zum Gegenstand eines Forschungsprojekts des UNESCO-Vereins Letea. Diese stellten in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für nachhaltige Politik Ecopolis und der Verwaltung des Landeskulturfonds AFCN ein Rezeptheft“ zusammen, das für das Donaudelta typische Kochrezepte umfasst. Donaudelta-Rezeptheft“ — so hei‎ßt das Projekt, über das uns Loredana Pană, Projektleiterin beim UNESCO-Letea-Verein, mehr erzählte:



Wir starteten das Projekt in diesem Sommer, in der Gemeinde C.A. Rosetti — eine weit abgelegene Ortschaft im Donaudelta. Vertreter unseres Vereins reisten dahin, zusammen mit Ana Botezatu und Corina Bucea, zwei Künstlerinnen und Mitgliedern der Mixer-Gruppe. Wir sahen uns vor Ort um und besuchten mehrere Ortsbewohner. Wir unterhielten uns mit 10 Frauen in den 4 Dörfern — Letea, Periprava, Sfiștofca und Rosetti –, die die Gemeinde C.A. Rosetti ausmachen. Wir baten sie, uns mehr über die Gerichte, die sie in der Regel kochen, zu erzählen. Wir fragten sie nach ihren Lieblingsspeisen, woher sie die Rezepte kennen. Wir wollten das Universum der Frauen im Donaudelta erkunden. In der Gemeinde leben mehrere Volksgruppen — Ukrainer, Lipowaner (Mitglieder einer russischsprachigen Minderheit) und Rumänen. Es war spannend zu beobachten, wie die verschiedenen Volksgruppen die Rezepte verändert hatten. Und es wurde uns einmal mehr bestätigt, dass zwischen den verschiedenen Völkergruppen eine rege Kommunikation besteht. Und das schon seit eh und je. Wir erhielten sehr interessante Informationen bei unseren Besuchen vor Ort. Die Ergebnisse können auf unserer Internetplattform gesichtet werden – www.letea.eu/caietulderetete (dt. Das Rezeptheft).“



Wer die Webseite besucht, erfreut sich am Ergebnis der Feldarbeit. Die Forschungsarbeit wurde mit gro‎ßer Sorgfalt für Einzelheiten durchgeführt. Dazu Loredana Pană:



Es gibt Videoaufnahmen, Fotos, Auszüge von unseren Gesprächen mit den Frauen im Donaudelta. Die Rezepte sammelten wir in einem Rezeptheft zusammen. Auch diese können auf der Webseite angeklickt werden. Wir wollen das Rezeptheft auch in gedruckter Form herausgeben. Es werden insgesamt 160 Seiten. Das Heft beinhaltet nicht nur Rezepte, sondern auch Auszüge unserer Gespräche und Fotos der Originalrezepte. Denn das war der Ausgangspunkt im Projekt — die Rezepthefte der Frauen im Donaudelta. Wir wollten wissen, ob sie noch welche hätten, ob sie sie geerbt hätten.“



Wie gesagt, auf der Internetseite können Fotos gesehen werden, die die alten Rezepthefte abbilden. Rezepte, die von Hand geschrieben wurden. Wir finden da drin das Rezept für ein sparsames Omelett — in diesem Fall wird Hefe dazu gegeben, damit es wächst, aber ohne mehr Eier zu verwenden. Es gibt allerdings auch Rezepte für verschiedene Sü‎ßigkeiten wie Nussbonbons, Wabenkuchen oder Eclair. Das Heft umfasst selbstverständlich auch typische Fischrezepte, z.B. Ofenkartoffeln mit Fischroggen und Makrelen-Leber“ oder Karpfenspie‎ß“. Loredana Pană, Projektleiterin beim UNESCO-Verband Letea, erzählte uns mehr Einzelheiten zum Projekt:



Wir kamen auf die Idee des Projekts bei einem Gespräch mit Ana Botezatu und Corina Bucea. Sie hatten ein ähnliches Projekt in Klausenburg (rum. Cluj) umgesetzt. Wir fanden es sehr gut und wollten es auch im Donaudelta versuchen. Ursprünglich hatten wir auch eine Ausstellung in Bukarest und Klausenburg geplant, doch wegen der gegenwärtigen Lage ergab sich das nicht mehr. Daher verlegten wir alle Pläne in den Online-Bereich. Der Vorteil ist, viel mehr Leute haben nun Zugang zu den Forschungsergebnissen.“



Wir baten Loredana Pană, uns zu sagen, was sie so reizend am Donaudelta findet:



Ich stellte fest, dass das Donaudelta in einer gewissen Weise fragil ist. Vermutlich weil es der geologisch jüngste Teil unseres Landes ist, das Jahr für Jahr wächst. Oder weil es inmitten des Wassers liegt. Das alles verleiht dem Donaudelta einen besonderen Charme, der in sämtlichen Traditionen, einschlie‎ßlich dem Kochen, wiederzufinden ist. Die Häuser sind zum Beispiel sehr sparsam gebaut, mit wenigen Baustoffen. Falls die Flut kommen sollte, kann alles liegen gelassen werden und man kann schnell flüchten. Die Küche war auch minimalistisch ausgestattet. Und die Gerichte, sie waren früher ganz einfach gehalten. Fischsuppe z.B. wurde früher nur mit Fisch, Kartoffeln und Zwiebeln zubereitet. Mit der Zeit haben sie das Rezept verfeinert, weil die Touristen höhere Ansprüche und durchaus andere Erwartungen davon hatten. Doch ihre Gro‎ßeltern gaben nichts als Kartoffeln und Zwiebeln in die Fischsuppe. Die Rezepte waren einfach gehalten, weil ihnen das Gemüse fehlte. Und die Fischer kochten ihre Suppe sogar direkt am Kanal, wo sie fischten und wo sie manchmal mehrere Wochen lang verbrachten. Deshalb musste alles so einfach wie möglich gehalten werden. Das Geheimnis einer leckeren Suppe sei der frische Fisch — das erzählten uns all unsere Gesprächspartnerinnen.“



Loredana Pană erzählte uns über ihre Lieblingsspeise, die sie im Donaudelta entdeckte:



Ich liebe die rote Suppe, den russischen Borschtsch. Rote Beete und Kohl sind zwei Hauptzutaten. Fleisch ist optional. Das Rezept können Sie im Rezeptheft auf der Internetseite finden.“

foto: facebook.com/sapunulcheia/
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