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Geschichte der Pharmazie: Museum in Klausenburg bezaubert Besucher

In der Innenstadt von Klausenburg, in einem Gebäude, wo einst die älteste, im Jahr 1573 urkundlich erwähnte Apotheke untergebracht war, kann eine besondere Sammlung besichtigt werden: die pharmaziehistorische Sammlung des Geschichtsmuseums Siebenbürgens.

Geschichte der Pharmazie: Museum in Klausenburg bezaubert Besucher
Geschichte der Pharmazie: Museum in Klausenburg bezaubert Besucher

, 26.01.2017, 17:30

Die Sammlung umfasst Apothekeneinrichtungen und Gerätschaften zur Herstellung von Arzneimitteln in Apotheken. Die mehrere Hundert Jahre alten Gegenstände überraschen durch ihre merkwürdigen Farben und Formen und bieten einen tieferen Einblick in die Geschichte der Pharmazie. Die Museologin Dr. Ana-Maria Gruia lieferte uns mehr Einzelheiten dazu:



Es ist eine seltene, besonders wertvolle Sammlung in Rumänien und sogar europaweit. In Rumänien gibt es noch in Sibiu (Hermannstadt) eine ähnliche pharmaziehistorische Sammlung. Sie ist nicht nur für Fachleute interessant, sondern bringt spannende Informationen auch für Laien. Die Ausstellung veranschaulicht unterschiedliche Aspekte, die nicht ausschlie‎ßlich an die Geschichte der Pharmazie anknüpfen. Sie zeigt Mentalitäten auf, greift den Handel mit Gewürzen im Mittelalter auf, veranschaulicht die Art und Weise, in der die Krankheiten und die Heilprozesse im vormodernen und modernen Siebenbürgen betrachtet wurden. Denn die Sammlung bezieht sich viel mehr auf das 18.-19. Jahrhundert als auf das Mittelalter.“




Die Apotheken von früher waren überall in Europa ähnlich aufgestellt. Im Vorderraum wurden die Arzneimittel verkauft. Die Wände sind im barocken Stil bemalt. Diese Wandmalerei ist einmalig in Rumänien. Sie wurde 1766 beendet. Dr. Ana Maria Gruia erzählt uns, was in der Apotheke in Klausenburg noch zu sehen ist:



Die Besucher treten in die älteste Apotheke der Stadt ein. Der Standort ist also gleich bedeutend wie die Sammlung. Der Innenraum ist im barocken Stil, wie einst, dekoriert. Auch die Aufstellung der Räume und das Labor im Untergeschoss sind erhalten geblieben. Sämtliche Gegenstände werden in einem wirklichkeitsgetreuen Zusammenhang einsatzbereit präsentiert. Der grö‎ßte Teil der Sammlung beinhaltet Labor- und Reagenzgläser, verschiedene Materialien und Gefä‎ße mit lateinischen Inschriften, in denen die Präparate oder Ingredienzien aufbewahrt wurden. Die Besucher können aber auch die für eine Apotheke der damaligen Zeit spezifischen Möbelstücke sehen sowie unterschiedliche Gerätschaften zur Herstellung von Arzneimitteln. Darüber hinaus haben wir eine umfangreiche Sammlung von Büchern und Apothekenunterlagen sowie vielfältigen Rezepten. In einem weiteren Raum sind medizinische Geräte ausgestellt. Es handelt sich um Medizinprodukte, die in den Krankenhäusern in Cluj seit 1900 bis fast heutzutage eingesetzt wurden. Die Besucher erkennen viele Geräte, die wir hier ausstellen, daher auch die überraschend positive Reaktion darauf.“




Wir wollten von Ana-Maria Gruia erfahren, ob die einst in Apotheken verwendeten Ingredienzien heute noch von den Besuchern als Heilmittel betrachtet werden.



Die mit der Naturheilkunde oder mit der modernen Medizin vertrauten Besucher erkennen einfacher manche Gegenstände oder Heilmethoden. Denn die moderne Medizin greift auf alte pharmazeutische Wege zurück: Die in den Arzneimitteln enthaltenen Ingredienzien stammen meistens von Pflanzen. Manche Wirkstoffe enthalten einen exotischen Pflanzenextrakt, andere wiederum werden von Insekten, Tieren oder sogar vom Menschen abgewonnen. Wir haben den berühmten Mumienstaub, ein universelles Heilmittel vergangener Zeitalter. Ausgehend von diesen Ingredienzien können die Besucher auch andere Welten entdecken — z.B. Kunstgeschichte, die Gestaltung der Innenräume in den Apotheken, Stilrichtungen der damaligen Zeit, ursprüngliche Verkaufsstrategien. Die ersten Marketingstrategien gab es in den Apotheken, das waren die ersten privaten Geschäfte. Die Apothekenwelt kann demnach zu unerwarteten Feststellungen führen.“




Mumienpulver wurde mit dem Teelöffel verabreicht. Er war sehr teuer, war aber im Trend. In der Apotheke in Cluj gibt es auch mehrere Schüssel mit syrischem Asphalt, der früher als Heilmittel gegen Rheuma eingesetzt wurde, Korallenpulver sowie Krebsaugen oder Krebssteine. Letztere bilden sich im Magen der Krebse und werden bei der Häutung ausgeworfen. Sie sind eine besonders reiche Kalziumquelle. Theriaca venetica ist ein Gegenmittel gegen Giftstoffe, das in Venedig als Medikament gegen Vergiftungen eingesetzt wurde. Au‎ßerdem erfahren die Besucher der Ausstellung, dass Dachsexkremente zur Herstellung von Arzneimitteln gegen Epilepsie verwendet wurden. Oder dass Körperteile einer aus dem Nahen Osten gebrachten Eidechse in Kombination mit anderen Elementen für die Herstellung von Aphrodisiaka verwendet wurden. Je exotischer das Tier, desto gefragter die Arzneimittel — das war die damalige Meinung.



Wir erkundigten uns bei Ana-Maria Gruia, ob zahlreiche Arzneimittel, die in der Vergangenheit verbraucht wurden, als Vorläufer der heutigen Medikamente betrachtet werden können:



Diesbezüglich fehlt ein erschöpfender wissenschaftlicher Ansatz. Selbstverständlich wird davon ausgegangen, dass manche Arzneimittel von heute Wirkstoffe beinhalten, die auch früher verwendet wurden. Man lernte allmählich dazu. Und so wurden die Medikamente von heute entwickelt. Andere Wirkstoffe wiederum waren nicht nützlich oder sogar schädlich, je nach Region, Frische der Ingredienzien, Art und Weise der Verabreichung. Der Mumienstaub war wahrscheinlich nur ein Placebo.“




Die Besucher einer pharmaziehistorischen Sammlung müssen unbedingt Humor haben, sagte unsere Gesprächspartnerin:



Die Besucher müssen bereit sein, in die Geschichte der Sammlung einzutauchen. Es geht um Alchemie, sie hört sich wie ein Harry-Potter-Roman an. Da muss man neugierig sein, um den Zauber des Museums in Cluj zu genie‎ßen.“




Die Besucher sind herzlichst eingeladen, sich die pharmaziehistorische Sammlung anzuschauen und sich eine zauberhafte Geschichte anzuhören. Und das richtige Heilmittel für die Krankheit unseres Zeitalters — die Eile — zu entdecken. Das alles in Klausenburg, in einem historischen Gebäude, das mit Sicherheit auch einen Besuch wert ist. Über dem Eingang hängt ein entsprechendes Schild in Form eines Mörsers.

Foto: pixabay.com
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