Feenschule: Mütter erfinden altersgerechte Märchen für Kleinkinder
Märchen ermöglichen uns den Zugang zu einer magischen Welt. Für die Kinder ist es ein Traum, für Erwachsene – eine Zuflucht. Darüber hinaus vermitteln Märchen gute Botschaften und umfassen meistens eine Lehre.
Ana-Maria Cononovici, 12.12.2019, 17:30
Die in Rumänien gegründete Feenschule“ erkannte das erzieherische Potenzial selbsterfundener Geschichten. Die Geschichte vom Traum in den Socken“ erzählt uns, wie die Kinder ihren Tag besser beurteilen und verbessern könnten. Wir erfahren über die Möglichkeiten zur Verbesserung des Mitgefühls in Beziehung zu den Eltern. Diese werden ihrerseits ersucht, den laufenden Tag zu benoten. Die Geschichte vom Neugierigen Wind“ erzählt über die Erlebnisse des Wind-Jungen, der sich bemüht, herauszufinden, was das Kind schreibt, das so konzentriert an seinem Büro sitzt. Zum Schluss findet er heraus, es sei sehr wichtig, Freude an der eigenen Gefühlswelt zu haben.
Sie mögen behaupten, Sie hätten die Zeit, in der Sie Märchen lasen und zuhörten, schon hinter sich. Oder Sie denken vermutlich, Feen gäbe es in Wirklichkeit nicht, Sie glauben nicht daran. Doch das, was wir Ihnen heute erzählen, wird Ihre Überzeugungen erschüttern. Es wird Sie davon überzeugen, dass es Feen gibt. Sie vollbringen gute Taten und erzählen spannende Märchen. Die zwei Feen, Zâna Lunia und Zâna Azaleea, werden uns während unseres Abenteuers in der Feenschule“ begleiten. Denn wir unterhielten uns mit Georgeta Poiana, sonst als Fee Zâna Lunia bekannt. Und sie erzählte uns — was denn sonst — eine Geschichte. Die Entstehungsgeschichte der Feenschule:
Die Feenschule entstand aus dem Wunsch heraus, Märchen für Kinder zu schreiben. Doch wir wollten gesunde Märchen schreiben. Dabei sollte die Liebe zum Leben und der Respekt für die Welt rundherum zum Ausdruck kommen. Wir wünschten uns eine Alternative zu den klassischen Märchen, die auch negative Helden und oft Gewalttaten umfassen. Im frühen Alter sollten die Kinder keine Angst spüren — das ist unsere Meinung. Wir wissen, die traditionellen rumänischen Märchen drücken Wahrheiten aus, manche umfassen eine Initiierung. Und wir sehen ihre Bedeutung ein. Doch wir sind der Ansicht, es sei nicht nötig, sie kleinen Kindern vorzulesen. Daher unser Anliegen — und zwar Märchen zu schaffen, die unserer Meinung nach von für dieses Alter korrekteren Werten ausgehen. Unsere Märchen sollten den Respekt für die Natur, für die Menschen, für die Welt allgemein ausdrücken.“
Und somit legten die zwei Feen, Zâna Lunia und Zâna Azaleea, ihre Kräfte zusammen und starteten ein spannendes Projekt, das anfänglich Erziehungswege für die eigenen Kinder identifizieren sollte. Die Kinder sollen zum Beispiel lernen, keine Blumen mehr abzureißen — das sagte uns Fee Lunia:
Wir wollten diesen Gedanken mit einer Geschichte hinterlegen. Deshalb erfanden wir eine Fee, die die Blume pflegt. Die Fee sei klein und zierlich und bunt und schütze die Blume vor dem Regen und vor der Hitze und der Kälte. Die Fee wäre nicht besonders glücklich, wenn wir ihre Blume abreißen würden, erzählten wir. Diese Geschichte kam gut bei unseren Kindern an. Daher regte mich die Fee Azaleea an, die Geschichte aufzuschreiben. Und so entstanden unsere Märchen und Geschichten. Und Fee Azaleea schrieb unsere Märchen später in Reimen. Jede Geschichte wird derzeit durch ein Gedicht ergänzt.“
Am Anfang war nur eine Internetseite — www.scoaladezane.ro. Die Mütter wünschten sich allerdings auch eine gedruckte Version der Märchen. Und so entstand der erste Band, herausgegeben vom Coresi-Verlag. Die Feen wollen künftig sowohl einen Prosa- wie auch einen Poesieband veröffentlichen. Und somit werden die Eltern zu Schülern, die eine von Feen zugelassene Schule besuchen. Fee Lunia ergänzte Folgendes:
Unsere Märchen sind voller Bedeutung, haben einen tieferen Sinn. Jeder der mitliest — ob Eltern oder Großeltern — findet diesen Sinn. Damit Sie sich das besser vorstellen: Unsere Märchen sind wie die Spitze eines Eisbergs. Sie gehen so tief, wie die Leser wahrnehmen können. Die Märchen sind für jedes Alter geeignet. Beim Wiederlesen enthüllen sich dem Leser neue Sinne und Bedeutungen. Nehmen wir das Märchen »Der weise Baum« als Beispiel. Wie tiefsinnig das Märchen ist, begriffen wir erst, nachdem wir es zehnmal gelesen haben.“
Auf der Internetseite sind mehr als 30 Märchen und sehr viele Gedichte zu lesen. Auch Gedanken sind dort veröffentlicht, die zur Entwicklung der Märchen führten — das sagte uns die Fee. Und sie ergänzte noch:
Wir bekommen auch Feedback von unseren Leserinnen. Eine von ihnen erzählte uns, dass ein Märchen von uns, »Die Reise der weißen Pusteblume«, ein guter Anlass für ihre Kinder war, ihr zahlreiche Fragen über das Leben und den Tod zu stellen. Eine halbe Stunde wurde sie mit Fragen zu diesem heiklen Thema gelöchert. Und sie schrieb uns, um sich bei uns zu bedanken. Ohne unsere Geschichte hätte sie nicht gewusst, wie man das Thema angeht. Wir waren begeistert von ihrem Feedback. Die Rezensionen sind sehr gut, die Mütter sind ebenfalls begeistert. Sie wünschen sich, mehr solcher Geschichten zu hören.“
Danach verführte uns die Fee mit weiteren bezaubernden Geschichten:
Der herausgegebene Band umfasst Märchen wie »Die Geschichte des weisen Baums«, »Die Reise der Pusteblume«, »Das bezauberte Kleid«. Doch wir nahmen auch Anregungen von Müttern zum Anlass, um Geschichten zu schreiben. Zum Beispiel wollte eine Mutter die Neugierde ihrer Kinder für Obst und Gemüse erwecken. So entstand das Märchen vom Alchemisten, die auch auf unserer Internetseite gelesen werden kann. Oder »Die Perlenkette« — die Geschichte eines Jungen, der seiner Mutter etwas Besonderes schenken möchte, aber nicht weiß, wie er das Geschenk beschaffen kann. Es sind viele gute Erzählungen. Sie unterstützen eine respektbasierte Bildung.“
Die Feen veröffentlichten auf der Internetseite auch einige Anweisungen für eine angemessene Verwendung der Märchen. Wir zitieren: Märchen entstehen, wenn Kinder ihnen zuhören. Sie sind mit Träumen gespickt. Auch ein bisschen süßer Sternenstaub wird dazugegeben. So schmecken sie am leckersten.“