Excelsior: Theater in Buch der Weltrekorde aufgezeichnet
Ein Bukarester Theater stellte einen neuen Rekord auf. Das Theater Excelsior baute die größte Drehbühne der Welt und wurde somit im Guinness-Buch der Rekorde erwähnt.
Ana-Maria Cononovici, 05.02.2019, 17:30
Das Excelsior-Theater in Bukarest wurde Ende letzten Jahres im Guinness-Buch der Rekorde erwähnt. Somit wurde es zum ersten rumänischen Theater, der diese Auszeichnung erhielt. Der Eintrag im Buch der Rekorde erfolgte als Anerkennung der größten Drehbühne der Welt. Die Bühne wurde extra für die Aufführung des Theaterstücks Vlaicu Vodă“ (Prinz Vlaicu“) von Alexandru Davila gebaut. Die Aufführung war darüber hinaus Anlass für die Nachstellung eines mittelalterlichen Dorfes. Das Dorf wurde in natürlicher Größe nachgebaut. Die Ingenieure achteten auf jedes einzelne Detail. Somit wurde die faszinierende Welt vor 600 Jahren wieder ins Leben gerufen. Neun Häuser, acht Verteidigungstürme, vier Werkstätte, ein Wirtshaus und eine Kirche — eine Nachstellung der Kirche Sân Nicoară (St. Nikolaus) in Curtea de Argeş –, Volkstrachten und Masken, zahlreiche Musiker (mehrere Instrumentalisten, ein Chor und ein archaisches Orchester), Dorfbewohner, Wächter, Reiter, Handwerker (Töpfer, Gerber, Maler, Holzschnitzer und Weberinnen) trugen zur Nachstellung der einstigen mittelalterlichen Stimmung bei.
Die besondere Leistung des Excelsior-Theaters schaffte den Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Wie es dazu kam, erzählte uns Adrian Găzdaru, der Leiter des Theaters:
Ich bin davon überzeugt, dass wir die Vergangenheit nicht vergessen dürfen. Daher mein Anliegen, alles, was uns unsere Vorfahren hinterließen, unseren Zeitgenossen vor die Augen zu bringen. So kam es zur Aufführung des Theaterklassikers »Vlaicu Vodă«. Die Vorstellung wurde am Bukarester Verfassungsplatz zweimal aufgeführt, nämlich in den Monaten Juni und August. Zu diesem Anlass bauten wir ein mittelalterliches Dorf nach. Denn wir wollten das mittelalterliche Dorf, seine Bräuche und Sitten unseren Zeitgenossen vorstellen. Da es sich um eine sehr große Fläche handelte — 4000 Quadratmeter –, überlegten wir zuerst, dass sich die Zuschauer mit der Aufführung mitbewegen sollten, von einer Szene zur anderen. Das wäre allerdings mühsam, für manche Zuschauer sogar unmöglich gewesen. Dabei dachten wir an Menschen mit besonderem Förderbedarf, an ältere Leute. Aber auch die anderen Zuschauer hätten vermutlich ihre Schwierigkeiten mit einem derartigen Konzept gehabt. Um diese Unzulänglichkeit zu beseitigen, dachten wir an eine Drehbühne. Zum Schluss erwies sich, dass wir die größte Drehbühne der Welt entworfen hatten. Deshalb wurde sie im Buch der Rekorde erwähnt.“
Die Aufführung war Teil einer umfangreicheren Veranstaltung, die darauf abzielte, den Zuschauern eine eintägige, komplexe Theatererfahrung nahezubringen. Die Handlung findet im 14. Jahrhundert unter der Herrschaft von Vlaicu Vodă statt. Die Theateraufführung wurde am Verfassungsplatz in Bukarest im Juni und August des vergangenen Jahres dargeboten, so wie unser Gesprächspartner bereits betonte. Darüber hinaus war es aber ein Traum. Dazu Adrian Găzdaru :
Es ist wichtig, einen Traum zu haben, daran zu glauben. Dieser Traum musste in perfektem Einklang mit der Regie, der Musik, der schauspielerischen Darbietung sein. Wir haben alle ganz fest an der Verwirklichung unseres Traums, der Inszenierung von »Vlaicu Vodă« unter den genannten Umständen, geglaubt. Die Drehbühne war unsere Rettung. Und es hat geklappt!“
Die zerlegbare Drehbühne hatte ein Gewicht von 45 Tonnen. Für den Transport waren sechs LKW, ausgestattet mit Tragplattformen, notwendig. Die Drehbühne wurde in fünf Wochen gebaut. Vier Tage brauchten die Arbeiter, um sie vor Ort aufzubauen. Adrian Găzdaru lieferte uns mehr Einzelheiten dazu:
Ich hatte so etwas noch nie erlebt — dass ein Bühnen- und Kulissenelement Beifall erntet. Die Zuschauer waren von der Neuheit des Bühnenbilds überrascht. Ein mittelalterliches Dorf in der Innenstadt von Bukarest hatten sie bislang nicht erlebt. Sie stiegen auf die Drehbühne und versuchten ihre Neugierde zu befriedigen. Der einleitende Teil der Aufführung dauert etwa 20 Minuten. Die Trommler und die Reiter kommen hier unter anderem in Einsatz. Horia Suru führte Regie. Nach dieser ersten Szene ging die Handlung ins Wirtshaus über. Die Zuschauer waren schon von der Handlung gefesselt. Zu diesem Zeitpunkt begann sich die Bühne zu drehen. Der Antrieb wurde gestartet. Als die Leute das Motorgeräusch hörten, erschraken sie kurz. Dann begann sich die Drehbühne zu bewegen und die Zuschauer fingen spontan an zu klatschen.“
Die Vertreter des Guinness-Buchs der Weltrekorde erkannten den Rekord des Excelsior-Theaters an. Somit erlangte das Bukarester Theater Weltberühmtheit. Diese Anerkennung ist umso wichtiger, da sie in Zusammenhang mit dem Theaterstück Vlaicu Vodă“ gezeigt wurde. Die Aufführung dieses Theaterstücks war ein besonderes Event, das der Hundertjahrfeier Rumäniens gewidmet wurde. Mehr als 700 Künstler und Techniker brachten ihren Beitrag zur Verwirklichung des Projekts. Neben dem Beifall des Publikums ist der Eintrag im Buch der Weltrekorde Anlass für die größtmögliche Freude für das Excelsior-Theater in Bukarest. Mit dem Erfolg der Aufführungen hofft Adrian Găzdaru, der Leiter des Theaters, dass künftig mehr Zuschauer ins Theater gelockt werden:
Das Leben ist schön, vor allem wenn Träume in Erfüllung gehen. Man darf nie den eigenen Traum aufgeben. Viele Leute haben sich gewünscht, die Aufführung, die Drehbühne und das mittelalterliche Dorf zu sehen. Sie bildeten eine Warteschlange vor dem Kartenschalter. Unsere Aufführung war ein totaler Erfolg! Es war uns ein Vergnügen, das Publikum so nahe zu spüren. Wir hoffen, dass dieser Erfolg noch mehr Zuschauer in die Theatersäle des Excelsior-Theaters bringen wird.“