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DISCO BTT: Ausstellung über Diskos im Kommunismus

Zu Zeiten des Kommunismus hatten die Rumänen nur beschränkt Zugang zu Musik. Die Musik, die sie hörten, lernten sie oft über DJs kennen, in den wenigen Diskotheken, die es damals gab.

DISCO BTT: Ausstellung über Diskos im Kommunismus
DISCO BTT: Ausstellung über Diskos im Kommunismus

, 16.10.2018, 17:30

Die rumänische Filmregisseurin Iulia Rugină kam in diesem Zusammenhang auf den Gedanken, eine Ausstellung zum Thema Diskos im Kommunismus“ zu veranstalten. Die Ausstellung DISCO BTT — Diskos im Kommunismus“ wurde zum ersten Mal vor einem Jahr in Bukarest mit Hilfe der staatlichen Agentur für die Verwaltung des nationalen Kulturerbes veranstaltet. Die Veranstaltung war eine gro‎ßer Erfolg — mehr als 5.000 Gäste besuchten im Herbst 2017 die im Bukarester Ştirbei-Palais untergebrachte Ausstellung. Das Projekt wurde entsprechend geehrt — es erhielt einen bedeutenden Preis in der Kulturbranche.



Das Konzept der Ausstellung Disco BTT“ entwickelte die Filmregisseurin Iulia Rugină, bekannt unter anderem für ihre Filme Breaking News“, Love Building“ (2013) und Gefangen zur Weihnachtszeit“ (rum. Captivi de Crăciun“ — 2010). Wir baten sie, uns mehr über die Entstehungsgeschichte der Ausstellung zu erzählen:



Vor etwa 2–3 Jahren recherchierte ich für einen Actionfilm. Ich bin Filmregisseurin. In dem Film, den ich damals drehte, gab es eine Figur, die als DJ in den 80ern in Rumänien gearbeitet hatte. Somit lernte ich Sorin Lupaşcu kennen, der im Kommunismus DJ war. Wir dachten, es sei interessant, dem Publikum eine Zeit vorzustellen, über die man nur wenig wei‎ß. Gewiss gibt es viele Geschichten darüber, allerdings wurden sie niemals auf einen gemeinsamen Nenner gebracht. Wir versuchten, einen Schritt in diese Richtung zu machen.“




Die Ausstellung DISCO BTT — Diskos im Kommunismus“ begleitet ihre Gäste durch unkonventionelle Räume. Inspirationsquelle waren die Diskos im Kommunismus und das dazugehörige Zubehör. Die Ausstellung lädt zu einem Spaziergang durch verschiedene Räume ein, die die damalige Wirklichkeit wiederzugeben versuchen. Die Besucher haben die Möglichkeit, eine individuelle Erfahrung zu erleben. Sie können ungestört durch die sechs Räume gehen und sich so viel Zeit nehmen, wie sie eben möchten. Mit mehr Einzelheiten dazu Iulia Rugină:



Unsere Idee war, ein originelles Kunstwerk zu entwerfen, eine Ausstellung in der Form einer Installation, aufgeteilt auf mehrere Räume. Jeder Raum sollte ein bestimmtes Element der damaligen Zeit veranschaulichen. Wir bezogen uns hauptsächlich auf die wenigen Orte, in denen Musik gehört werden konnte. Denn zu kommunistischen Zeiten herrschte fast überall Zensur. Die Menschen hatten nur beschränkt Zugang zu Musik, häufig nur vermittelt, über die DJs, die in Diskos arbeiteten, die damals Musik-Moderatoren genannt wurden. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich viele daran erinnern können. In einem ersten Schritt überlegten wir, wie der Raum auszustatten sei. Wir unterhielten uns mit Leuten, die irgendeine Verbindung zu diesem Geschäft im Kommunismus hatten. Wir wollten nämlich Geschichten aus der damaligen Zeit sammeln, aber auch Materialien für die Ausstellung zusammen bringen: Musikanlagen, Posters und sogar Musik. Auch Tonbandgeräte, Audiokassetten, Schallplatten. All das kann in der Ausstellung gesehen werden. Wir bieten unseren Gästen eine eher sensorische Erfahrung.“




Der Besucherandrang übertraf die Erwartungen der Projektleiterin:



Ich hatte diesen Erfolg nicht erwartet. Ich dachte an unsere Zielgruppe, die vermutlich mit innovativen Kulturveranstaltungen nicht besonders vertraut ist. Allerdings waren wir überrascht festzustellen, dass das Publikum sehr bunt war — Leute, die die damalige Zeit miterlebt haben, brachten ihre Kinder und Enkel mit, damit auch diese sehen können, wie man früher lebte. Es kamen viele junge Leute, sie zeigten gro‎ßes Interesse für eine derartige Kulturveranstaltung. Und kamen danach wieder, zusammen mit ihren Eltern. Die Ausstellung erregt viele Emotionen, die Gäste fühlen sich gerührt, unabhängig davon, ob sie die damalige Zeit erlebt haben oder nicht.“




Die Ausstellung wird im Herbst auch in Klausenburg besichtigt werden können. Die Öffnungszeiten richten sich nach den Öffnungszeiten der Diskotheken im Kommunismus. Die Ausstellung umfasst auch viele andere Überraschungen. Der Zutritt ist frei. Was werden die Besucher diesmal entdecken? Dazu Iulia Rugină:



Die Ausstellung in Klausenburg stimmt zu 90% mit der in Bukarest überein. Die Änderungen sind auf die Räumlichkeiten zurückzuführen, denn sie sind ein bisschen verschieden. Allerdings handelt es sich um ein Gebäude mit 6 Zimmern. In jedem Zimmer wird ein anderes Element aus der damaligen Zeit betont. Es ist viel Musik zu hören, zahlreiche Fotos sind zu sehen, man bekommt Einblick in viele Archivmaterialien. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Ausstellung die Gäste verschluckt. Denn in einem der Zimmer fangen sie an zu tanzen. Sie kommen als Besucher und enden als Teilnehmer. Der letzte Raum sieht wie eine Disko aus den 80ern aus. Der Raum lädt zum Tanzen ein und die Leute nehmen die Einladung gerne an. Somit verwandeln sie sich fast in Exponate. Die Ausstellung ist wie eine Zeitreise.“




Als Berater für das Konzept der Ausstellung stand der Regisseurin Sorin Lupașcu zur Seite. Sorin Lupașcu war ein bekannter DJ zu kommunistischen Zeiten. Andreea Popa übernahm das Bühnenbild. Sie ist eine bekannte Szenographin, hat im Laufe der Zeit mit Regisseuren wie Claude Lelouche, Joel Schumacher, Cristi Puiu, Cristian Nemescu und Nae Caranfil zusammengearbeitet. Der Lichtdesigner Alin Popa entwarf die Beleuchtung. Und zum Schluss eine gute Nachricht für Fans historischer Nachstellungen: Die Veranstalter wünschen sich, die Ausstellung in möglichst vielen Städten landesweit vorzustellen.

foto: facebook.com/sapunulcheia/
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