Digitales Museum in einer Büffelfarm – Pecica ist einen Besuch wert
Im westrumänischen Pecica kann der Besucher eine einmalige Kombination von altbewährter Tradition und Zukunftsarchitektur erleben, die fast zu einer Science-Fiction-Welt gehören könnte.
Ana-Maria Cononovici, 01.10.2015, 17:15
“Das von der Skulptur “Das Wunder” von Constantin Brancusi inspirierte Gebäude entspringt dem Boden durch mehrere goldene Spiralen und kristalisiert in eine Form, die, genau wie die Muse des Bildhauers, sich von den Lasten der Vergangenheit befreit und in unendliche Höhe emporsteigt. Die Form des Gebäudes vermittelt dem Besucher ein Strebensgefühl — es geht dabei nicht nur um das Gebäude, sondern um das Leben selbst.”
So beschreibt der Architekt Claudiu Ionescu das Konzept des von ihm geschaffenen Gebäudes, das der Stadt Pecica, im Kreis Arad, internationalen Ruhm brachte. Im westrumänischen Pecica kann der Besucher eine einmalige Kombination von altbewährter Tradition und Zukunftsarchitektur erleben, die fast zu einer Science-Fiction-Welt gehören könnte. Im Besucherzentrum der hiesigen Büffelfarm wurde eine aussterbende Tierart gerettet; parallen dazu entstand dort auch das einzige völlig digitalisierte Museum der Welt.
Marinela Petran ist die Leiterin des Zentrums für nachhaltige Projekte im Rahmen der Stadtverwaltung Pecica. Sie führt uns durch das Besucherzentrum und durch die Büffelfarm, die eigentlich ein kleiner Zoo ist:
Als Erstes wurde ein traditioneller Stall mit Schilfdach für 25 Büffel wie einst gebaut. Im folgenden Jahr bauten wir ein schönes Besucherzentrum mit ultramoderner Apparatur — deshalb wird es als digitales Museum” bezeichnet. In diesem Zentrum haben wir zwei interaktive Schnittstellen, um die Museen der Welt im Internet zu besuchen. Wir haben auch zwei große 3D-TV-Bildschirme, zwei Projektoren und ein virtuelles Fahrradsystem — man kann pedalieren und auf dem Bildschirm einen schönen Ausflug durchs Muresch-Tal erleben. Wir haben einen Raum mit 60 Fahrrädern, weil wir fit bleiben und auch die schöne Naturlandschaft genießen sollten.”
Ein Kinderspielplatz und ein moderner Pavillon für die 10 Kessel, die beim jährlichen Gastronomie-Wettbewerb Festival der Kessel” verwendet werden, ergänzen das Angebot des Besucherzentrums. Marinela Petran:
Auf der Büffelfarm leben rumänische Büffel aus der Gegend Talmaciu, im Norden des Kreises Arad. Der Büffel ist eine aussterbende Tierart; die Büffel sind halbwilde Tiere, man kann sie nicht anfassen, aber man kann sie beobachen. Die Büffelkälber sind für Kinder besonders attraktiv – heutzutage haben die Kinder kaum noch die Gelegenheit, Tiere in ihrem natürlichen Habitat zu sehen. Wir haben eine Möglichkeit gefunden, diese eindrucksvolle Tiere zu schützen, und ihnen zu einem freien Leben in der Natur zu verhelfen.
Ebenfalls hier kann der Besucher das Pecica-Brot kosten. 1923 wurde hier die älteste, heute noch funktionierende Bäckerei gebaut. Kinder und Erwachsene konnen den Teig selbst kneten und ihr eigenes Brot ohne Konservierungsstoffe backen. Im Besucherzentrum der Büffelfarm Pecica befindet sich auch ein Backstein-Brotofen, das nach einem 250 Jahre altem Modell gebaut wurde.
Seit Oktober 2013 bezeichneten Fachzeitschriften wie Club Innovation oder Culture France das originelle Gebäude auf der Buffelfarm als das erste komplett digitalisierte Museum der Welt” Das auf einer Fläche von nur 125 Quadratmetern errichtete Gebäude ist auch ein Modell für effiziente Raumverwendung. Der Architekt Claudiu Ionescu sagte, auf diesen 125 Quadratmetern würden so viele Exponate gezeigt, wie auf Tausenden Quadratmetern in anderen Museen. Gleichzeitig spart man Pflege- und Personalkosten. Mehr dazu von Marinela Petran, Leiterin des Zentrums für nachhaltige Projekte im Rahmen der Stadtverwaltung Pecica.
Der 28-jährige Architekt Claudiu Ionescu ist ein junger Mann, dem die Idee eines digitalen Museums besonders gut gefallen hat. Ich kann nicht sagen, dass wir hier ein richtiges Museum haben, aber wir verfügen über eine modernere Ausstattung als andere Museen. Wir können 3-D-Projektionen machen, wir haben 60 3-D-Brillen, das Gebäude ist teilweise ein Öko-Haus, mit einem Grasdach, auf dem man steigen kann, um das wunderbare Panorama der Stadt Pecica zu sehen, und wir haben auch eine Naturwand mit Innenpflanzen. Wir haben unseren eingenen Wasserkreislauf, unsere eigene Kläranlage und wir verwenden unkonventionelle elektrische Energie, die wir mit unserer Photovoltaikanlage gewinnen.”
Das Museum bietet Möglichkeiten für Kunstaustellungen und andere Veranstaltungen, wie zum Beispiel Erziehungsprogramme für Kinder. Das Gebäude ist das Resultat eines avantgardistischen Projekts und dient der Studien zur Widerherstellung der Wasserbiotope in Naturschutzgebieten.