Das Haus der Experimente – Physik als Spaß erlebt
Kinder und Jugendliche sind neugierig und experimentieren nun mal gerne. Das in Bukarest neu eröffnete Wissenschaftszentrum – das Haus der Experimente – bietet nun die Möglichkeit dazu. Mehr als 100 Experimente können im Entdeckerhaus versucht werden.
Ana-Maria Cononovici, 04.02.2016, 17:49
Ich weiß nicht, wie sehr Ihnen die Physik am Herzen liegt oder ob Sie damit vertraut sind. Auch weiß ich nicht, ob Ihnen die Physik zuspricht oder ob Sie sie wenigstens interessant finden. Stellen Sie sich dennoch mal vor, Sie könnten die verschiedensten Theorien über das Gewicht, über Flüssigkeiten, Akustik, Optik und vieles Anderes mehr in einer spielerischen Art experimentieren und so die dahinter versteckten Vorgänge begreifen. Es wäre schon möglich, dass unsere Sympathie für ein trockenes Fach etwas zulegt, nicht wahr?
Kinder spielen und experimentieren gerne. Sie haben mehr Spaß daran als am Lesen. Das Haus der Experimente greift eben diesen Aspekt auf und bietet die Möglichkeit, wissenschaftliche Vorgänge selber zu probieren. Somit wird ein informeller Lernprozess gestartet. Und das Experimentieren beginnt im Haus der Experimente direkt am Eingang, nämlich bei der Kleiderabgabe. Da kann schon experimentiert werden, wie ein Rollensystem funktioniert.
Das Haus der Experimente wurde durch eine rumänisch-schweizerische Zusammenarbeit auf die Beine gebracht. Es geht um eine Partnerschaft zwischen einem rumänischen Verein und dem Wissenschaftszentrum Technorama Swiss Science Center, kofinanziert durch Schweizer Fördermittel. Die erste Sekretärin der Schweizer Botschaft in Rumänien, Frau Anne-Lise Cattin Hennin, nahm an der Eröffnung des Entdeckerhauses teil. Das Projekt sei ein greifbares Beispiel der gelebten bilateralen Beziehungen zwischen Rumänien und der Schweiz, so die Diplomatin:
Ich freue mich, an der Eröffnung des Entdeckerhauses teilzunehmen. Es ist ein attraktives Projekt. Das Haus der Experimente regt nicht nur an, ist nicht nur auf Spaß ausgerichtet, sondern stellt vielmehr einen neuen Ansatz der Wissenschaft dar. Und ist zugleich die Antwort auf moderne, zeitnahe Bildungsbedürfnisse. Es veranschaulicht die Distanz zwischen dem akademischen Ansatz, der Art und Weise, in der die Schulen die Wissenschaft den Kindern näher bringen, und der Art und Weise, in der die Kinder es gerne haben wollten, wie sie mit wissenschaftlichen Vorgängen spielerisch experimentieren. Wissenschaft und Innovation brachten zahlreiche Vorteile und trugen zur Entwicklung unserer Gesellschaften bei. Dieser ist ein Ort, wo Kinder experimentieren und mitmachen können. Indem sie mitmachen, verstehen sie auch besser, was dahinter steckt. Durch die Interaktion begreifen sie besser die wissenschaftlichen Vorgänge. Sie haben auch die Möglichkeit zum selber ausprobieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Entdeckerhaus eine Erfolgsgeschichte wird. Als ich meinem Sohn davon erzählte, dass ich hierher komme, war er sauer, dass er nicht mitkommen konnte, weil die Eröffnung während der Schulzeit stattfand. Wir freuen uns sehr, unseren Beitrag zum Projekt zu leisten. Es war eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen exzellenten Partnern. Die Ergebnisse sind daher dementsprechend gut und auch sehr nützlich.“
Mehr über die Entstehungsgeschichte des Entdeckerhauses erzählte uns Gabriela Ionescu, Projektleiterin und Vorsitzende des Ausbildungsvereins:
Das Haus der Experimente ist ein Wissenschaftszentrum. Es ist das erste gemeinnützige Wissenschaftszentrum für Kinder und Jugendliche. Erwachsene sind allerdings auch willkommen. Eine solche Reise konnten wir jedoch nicht alleine antreten. Unser Hauptpartner ist das Schweizer Science Center Technorama. Wir haben allerdings auch mit anderen rumänischen Partnern zusammengearbeitet. Wie es zur Entstehung des Entdeckerhauses kam? Es entstand aus einem Bedürfnis heraus. Das Bildungsniveau ist in Rumänien zurückgegangen. Wir bieten einen praktischen Ansatz der Wissenschaft und versuchen somit das Gefälle zwischen Theorie und Praxis ein bisschen zu verringern. Doch was passiert in der Tat im Haus der Experimente? Ganz einfach: Es wird experimentiert. Die Besucher können alles selber anfassen, probieren, entdecken, um herauszufinden, was hier vorgeht. Jeder Besucher experimentiert unabhängig seines Alters nach Belieben mit den Exponaten. Es gibt selbstverständlich auch Anweisungen. Die Anweisungen sind in drei Sprachen — Rumänisch, Englisch und Italienisch. Falls sie dazu noch zusätzliche Informationen brauchen, wird ihnen durch unsere Mitarbeiter geholfen, die einfach zu erkennen sind.“
Mehr als 100 Experimente können hier versucht werden. Eine Entdeckungsreise, auf der Gesetze der Physik spielerisch erkannt werden. Es werden mehrere Physikfelder abgedeckt — Akustik, Optik, optische Täuschungen, Mathematik, Mechanik, Magnetismus. Dazu gibt es 12 Bereiche, die durch reizende Bezeichnungen anziehen, wie etwa Münchhausens Aufzug oder das Schloss des Fakirs. Alexandru Mironov, ein bekannter rumänischer Science-Fiction-Autor, zeigte sich voller Hoffnung im Hinblick auf das Wissenschaftszentrum:
Was hier getan wird, ist sehr wichtig. Es zeigt, dass Ausbildung nicht nur im Klassenraum, sondern überall stattfindet. Es wäre schön, wenn die Massenmedien das Projekt entsprechen fördern und die Lehrer es unterstützen würden. Damit die 1340 Gymnasien und mehr als 860 Sekundarschulen das Haus der Experimente besuchen und womöglich einmal im Monat den Physikunterricht hierher versetzen. Und sich vielleicht auch inspirieren lassen, so dass irgendwann ein solches Wissenschaftszentrum auch in Constanţa oder Temeswar eröffnet wird. Denn praktische Lernprozesse sollten überall gefördert werden. Ich weiß, das ist nur der Anfang. Seit Jahren wünsche ich mir, dass auch in Rumänien eine Cité de la Science et de l’Industrie wie in Paris oder ein naturwissenschaftlich-technisches Museum wie das Deutsche Museum in München, ein Science Museum wie in London eröffnet wird. Ich wünsche mir, dass eines Tages ein Raumschiff aus diesem Hof abgeht.“
Falls Sie sich für einen Besuch entscheiden, wäre es ratsam, sich im Voraus anzumelden. Sie können das auf der Webseite des Entdeckerhauses machen. Von der gleichen Webseite aus können auch Online-Spenden getätigt werden.