Das Gratis-Taxi in Bukarest
Heute stellen wir Ihnen ein wohltätiges Projekt in Bukarest, das es verdient, bekannter zu werden: Der 24-jährige Alex Bobeş hilft Menschen mit Gesundheitsproblemen, wenn sie irgendwohin fahren müssen. Umsonst.
Ana-Maria Cononovici, 04.12.2014, 17:30
Auch die geringste Wohltat ist niemals unnütz“ sagte vor Jahrtausenden, im antiken Griechenland, der weise Äsop. Und der amerikanische Schriftsteller Mark Twain schrieb: Freundlichkeit ist eine Sprache, die Taube hören und Blinde lesen können.“ Dieses Zitat wurde zum Motto eines wohltätigen Projekts, das in Bukarest läuft. Seit mehr als einem Jahr hilft der 24-jährige Alex Bobeş Menschen mit Gesundheitsproblemen, wenn sie irgendwohin fahren müssen. Genauer gesagt, bietet er ihnen ein Taxi gratis…
Warum denn ein Taxi gratis? Auf der Internetseite www.taxigratis.ro entdeckt man die Absicht des Projektinitiators: Alex Bobeş möchte die Ausnahme von der Regel sein, die besagt, dass alles auf dieser Welt bezahlt werden muss. Und er bietet eine kostenlose Dienstleistung, die geschaffen wurde, um zu beweisen, dass jeder von uns helfen kann, ohne eine finanzielle Belohnung zu erwarten, vor allem, wenn die Hilfebedürftigen finanzielle oder gesundheitliche Probleme haben. Taxi Gratis ist eine freiwillige Geste zur Unterstützung der Menschen, die wirklich ein kostenloses Beförderungsmittel benötigen. Wir fragten Alex Bobeş, den Gründer des Projekts Taxi Gratis, wie er auf diese Idee gekommen ist:
Es war eine spontane Idee, weil es mir klar wurde, mit welchen Schwierigkeiten die Behinderten konfrontiert werden, wenn es um den Transport geht. Ich selbst hatte solche Erfahrungen mit meiner Mutter, als sie ins Krankenhaus musste. Ich habe verstanden, dass unsere behinderten Mitmenschen Hilfe brauchen, weil die Behörden sich nicht um sie kümmern, und ich beschloss, selbst etwas in dieser Richtung zu unternehmen. April 2013 startete ich das Projekt, anfangs mit einer Web-Plattform und Online-Werbung. Es meldeten sich Menschen mit Behinderungen, für die es sehr schwer war, in die Klinik oder ins Krankenhaus zu gelangen, wenn sie ärztliche Termine hatten. Ich begann, diesen Leuten freiwillig und kostenlos zu helfen — sie riefen mich an und ich tat, was ich konnte. Bald berichteten die Medien über diese Aktionen und das Projekt wurde bekannt. Anfangs waren die Leute etwas zurückhaltend, weil es sich um ein Projekt einer Privatperson, und nicht einer Behörde, handelte. Mit der Zeit gewann ich aber ihr Vertrauen, durch die Hilfe die ich ihnen gewährte, und sie waren davon begeistert. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie viele Menschen ich gefahren habe, es waren sehr viele. Sie rufen aber immer wieder an, weil sie erneut Hilfe brauchen; es gibt auch viele Leute, die außerhalb von Bukarest wohnen und ein Beförderungsmittel brauchen. Es gibt etwa 20-30 Personen, die mich öfters anrufen.“
Das Projekt Taxi Gratis finanziert Alex Bobeş mit eigenen Privatmitteln, aber interessierte Mitfinanzierer finden auf der Webseite auch weitere Möglichkeiten zum Mitmachen. Trotzdem haben sich nicht viele Leute gemeldet, die freiwillig und ohne Belohnung mitmachen möchten, und Alex Bobeş wollte keine Personen daran beteiligen, die den Sinn und Zweck des Projekts nicht richtig verstanden: Einfach nur helfen. Zurzeit funktioniert das Projekt Taxi Gratis nur in drei Bukarester Bezirken: im 2., 3. und 6. Und weshalb? Alex Bobeş antwortet:
Das Projekt führe ich allein, als einziger Fahrer durch. Da die Straßeninfrastruktur in Bukarest sehr schlecht ist und der Verkehr sehr oft stockt, wäre es weder für mich noch für die Person, die ich gerade transportiere, günstig, von einem Ende Bukarests zum anderen zu fahren. Es würde zu lange dauern und keiner von uns hätte einen Vorteil davon. Die Zeit, die ich diesem Projekt schenke, ist von Tag zu Tag unterschiedlich — es geht um verschiedene Menschen, um verschiedene Entfernungen. An einem Tag kann ich 2 bis 3 Personen helfen.“
Der Transport erfolgt mit einem Privatwagen, einem PKW ohne irgendwelche Bezeichnung. Der Projekt-Initiator ist kein Taxifahrer, sondern ein Mensch, der sich vorgenommen hat, seinen Mitmenschen zu helfen. Der Transport von Behinderten oder Mitbürgern mit erheblichen medizinischen Schwierigkeiten ist ein ernstes Problem, das für viele Menschen zur Qual wird. Wir fragten Alex Bobeş, was er von diesem Projekt gelernt hat:
Die Leute sollten lernen, sich solidarisch zu verhalten, vor allem gegenüber den Behinderten oder den Personen mit ernsthaften Gesundheitsproblemen, weil diese Menschen mehrfach benachteiligt sind. Die Beförderung von einem Ort zum anderen ist nur eines der gravierenden Probleme, mit denen sie konfrontiert werden. Ich hörte viele traurige Geschichten, richtige Dramen. Es sollte uns bewusst werden, dass wir das Leben dieser Menschen, die jeden Tag echten Qualen ausgesetzt werden, leichter machen können. Ihnen eine helfende Hand auszureichen, zählt enorm für sie. Ich hörte viele Geschichten, die mich zutiefst beeindruckt haben. Neulich lernte ich eine schwerbehinderte Mutter kennen, die nicht laufen konnte, und ihr Sohn, der selbst geistesbehindert war, trug sie jeden Morgen auf den Armen in die Klinik — etwa 3 bis 4 Kilometer! Beide waren in einer schweren gesundheitlichen Lage, und trotz allem wusste der Sohn, der selbst ernste Probleme hatte, dass er seine Mutter zum Arzt bringen musste. Jeden Tag, im Sommer und im Winter, trug er seine Mutter auf den Armen mehrere Kilometer lang in die Klinik…“
Im Unterschied zu den normalen Taxis fährt Alex Bobeş die doppelte oder dreifache Entfernung, wenn er eine Person transportiert. Wenn ein Anruf kommt, fährt er an die Adresse des Anrufers, dann bringt er seinen Fahrgast zum Ziel und schließlich zurück nach Hause. Deswegen sind die Fahrtkosten ziemlich hoch.
Auf der Internet-Seite www.taxigratis.ro können Sie erfahren, wie Sie dieses Projekt unterstützen können — es geht um Kosten für die Webseite, Online-Werbung, Kraftstoff, Ersatzteile für den Wagen, die öfter als normal benötigt werden, weil die Bukarester Straßen sehr schlecht sind. Abgesehen davon möchte Alex Bobeş sein Projekt erweitern. Es wären mindestens zwei Wagen für jeden Bezirk notwendig, um mehr Menschen helfen zu können. Dazu käme noch die Werbung mit Flugblättern und Plakatierung in Krankenhäusern, Kliniken, Wohnblocks. Zum Schluss bringen wir noch eine Anregung von der Web-Seite www.taxigratis.ro: Zum Überleben braucht dieses Projekt Menschen wie dich: Wir danken dir, wenn du unsere Botschaft weiterverbreitest.“