Bukarester Dorfmuseum zeichnet traditionelle Gemeinschaften aus
Ende Februar fand im Bukarester Dorfmuseum Dimitrie Gusti“ die Nominierungszeremonie der Kulturdörfer Rumäniens“ statt.
Ana-Maria Cononovici, 10.03.2016, 17:30
Die Ewigkeit wurde auf dem Land geboren“, meinte der rumänische Philosoph, Dichter und Dramatiker Lucian Blaga, geboren am 9. Mai 1895, verstorben am 6. Mai 1961. Ende Februar fand im Bukarester Dorfmuseum Dimitrie Gusti“ die Nominierungszeremonie der Kulturdörfer Rumäniens“ statt. Die Vertreter der Dörfer, die ihre Kandidatur eingereicht haben, traten begeistert auf und brachten auch repräsentative regionsspezifische Waren- und Kostproben mit.
Die anwesenden Dorfbewohner sind stolz darauf, dass sie eine bedeutende Rolle in der Gemeinschaft, der sie angehören, spielen. Sie nutzen die Pflanzenwelt aus, bewahren alte Bräuchen und Sitten, greifen auf die Erfahrung alter Menschen zurück und verwerten sie, indem sie lebendige Volkskunstmuseen gründen.
Vertreter aus 25 Gemeinden stellten sich im Bukarester Dorfmuseum Dimitrie Gusti“ vor. Die Bürgermeister der örtlichen Gemeinden erzählten vor einer Jury über die kulturelle und historische Tradition ihrer Gemeinden, über Investitionen in Infrastrukturprojekte sowie über unterschiedliche Veranstaltungen, die sie vor Ort organisiert haben. Dorfbewohner aller Altersgruppen in traditionellen Volkstrachten beteiligten sich an der Zeremonie. Einige Gemeinden bauten sogar Stände auf, wo sie ihre Erzeugnisse präsentierten.
Die Gemeinde Drăguş im Landkreis Braşov (zu dt. Kronstadt) erhielt die größte Punkteanzahl beim dritten Wettbewerb rumänischer Kulturdörfer. Ich hoffe, die Gemeinde Drăguş wird des Weiteren die Traditionen bewahren und die Menschen werden weiterhin die Volkstracht tragen“, verdeutlichte der Bürgermeister der Gemeinde, Gheorghe Sucaciu.
Die Ortschaften Sângeorgiu de Mureş (Mureş) und Ciocăneşti (Suceava) belegten die nächsten Plätze in der Rangliste. Übrigens ist Ciocăneşti die Gewinnerin des Wettbewerbs 2014. Marilena Niculiţă, die Leiterin des Landesmuseums für bemalte Ostereier, empfing uns mit einem Lächeln am Stand der Gemeinde Ciocăneşti in der Bukowina.
Wir freuen uns, dass die von uns organisierten Kulturveranstaltungen hochgeschätzt werden. Das Fest der bemalten Ostereier findet dieses Jahr zum 13. Mal statt. Ebenso das Forellenfest. Am Wettbewerb beteiligten wir uns mit 11 Kulturereignissen: Am 29. Mai findet ein besonderes Fest statt, das den Tag kennzeichnet, an dem die Schafe ihren Wanderung bergaufwärts zu den Almhütten beginnen; wir organisieren ein weiteres Fest, eine Wanderung durch den Rhododendronwald im Suhard-Gebirge; dann folgen die Festlichkeiten um das Kloster die Heiligen Petrus und Paulus. Danach folgt die Woche der Flößerei. Die Touristen haben die Möglichkeit, eine neue Erfahrung zu machen — nämlich eine Floßfahrt auf der Bistritz. Und dann folgt das Forellenfest.“
Auch andere Gemeinden wurden zu Kulturdörfer ernannt. Darunter: Miroslava (Iaşi), Vorona (Botoşani), Siseşti (Mehedinţi), Şiria (Arad), Tulgheş (Harghita), Vadu Crişului (Bihor), Izvoarele (Prahova), Jidvei (Alba), Cândeşti (Dâmboviţa), Băcia (Hunedoara), Horia (Constanţa), Bonţida (Cluj), Ruginoasa (Iaşi), Dudeştii Noi (Timiş), Corneşti (Cluj), Costeşti (Vâlcea), Văcăreni (Tulcea), Prundeni (Vâlcea), Arcani (Gorj). Den Weiteren unterhielten wir uns mit Ştefan Aurel, Rumänischlehrer und Bürgermeister der Gemeinde Vorona:
Unsere Gemeinde hat sehr schöne und vielfältige Traditionen. Wir sind dazu verpflichtet, diese zu erhalten und an die künftigen Generationen weiterzugeben. Daher beteiligen wir Kinder und Lehrer an unsere Kulturveranstaltungen. Es gibt ein paar besondere Anlässe, die wir entsprechend hervorheben: der Festtag der Schutzheiligen des Klosters Vorona am 8. September. Nach den Festlichkeiten wird ein Volksreigen im Klosterhof getanzt. Das war immer schon so. Während der Industrialisierung ging die Tradition des Reigens allmählich verloren. Zu der Zeit gab es schon ein Fest des Gesangs, des Tanzes und der Volkstrachten, bekannt als Waldfest. Einer unserer Dorfbewohner schlug vor, den Reigen als herkömmliche Tradition in das Fest zu integrieren. Das Fest findet schon zum 42. Mal statt. Mit der Zeit haben wir es um eine kunsthandwerkliche Dimension erweitert. Kunsthandwerker aus dem ganzen Land beteiligen sich am Waldfest.“
Auch die Gemeinde Costeşti im Landkreis Vâlcea kann stolz auf ihr Kulturangebot sein — so Mihaela Sidea Măgureanu, Bibliothekarin bei der öffentlichen Bibliothek vor Ort:
Wir haben ein Konkretionen-Museum, besuchenswert sind auch die spektakulären Landschaften im Bistritz-Klamm und im Costeşti-Klamm sowie der Nationalpark Buila-Vânturariţa. In Costeşti gibt es auch eine Teilabteilung des Stadtmuseums in Vâlcea, und zwar die Kunstabteilung »Gheorghe D. Anghel«. Hier sind Werke eines Künstlers aus unserem Dorf ausgestellt. Es gibt auch Klöster vor Ort, unter anderem das Kloster Bistritz. Wir können stolz auf unser Kulturerbe sein. In Costeşti werden interessante Veranstaltungen organisiert. Wir feiern jedes Jahr einen Dorfbewohner, der irgendwie zur Entwicklung der Gemeinde beigetragen hat. Vor ein paar Jahren feierten wir Aurelian Sacerdoţeanu. Er war Historiker, Archivar und Leiter des Nationalarchivs. Aus unserer Gemeinde stammt auch der Schauspieler Vasile Niţulescu, bekannt vor allem für die Rolle des Bojaren Murguleţ im Film »Das Leben auf dem Land«. Demnächst werden wir einen anderen Sohn unserer Gemeinde, General Nicolae Ciobanu, feiern. Er spendete unserer Bibliothek mehr als 10.000 Bücher aus seiner persönlichen Sammlung. Wir haben auch ein Tanz-Ensemble, »Domniţele din Costeşti«, das seit mehr als 30 Jahren besteht. Alte und junge Damen treffen aufeinander in diesem Rahmen und tanzen zusammen.“