Bukarester Clubs: Jazz Pong
Tischtennis spielen und zugleich Live-Jazz-Musik hören – das ist jetzt in Bukarest in einem neuen Club möglich.
Ana-Maria Cononovici, 30.07.2015, 18:37
Musik, Sport und Lebensstil: Wir besuchen heute ein Lokal, das sich von Anfang an, seit der Eröffnung am 14. Februar, vorgenommen hat, das Tischtennis-Spiel oder Ping Pong, wie noch heißt, mit der Jazz-Musik zu verknüpfen. Es handelt sich um einen Saal aus einer Sportstätte, in dem sich 14 Ping-Pong-Tische befanden und der nicht viel Musikalisches versprach. Voicu Rădescu, Geschäftsführer des Jazz-Clubs Green Hours dazu:
Ich habe einen Moment der Erleuchtung erlebt und habe mich an den »Fat Cat Club« in New York erinnert. Da war ich viermal. Seit etwa 35 Jahren spielt man da Jazz-Musik und zugleich auch Tischtennis und Billard. Und ich habe mir gesagt, wenn es dort funktioniert, könnte es auch hier funktionieren. Das ist eine sehr neue Sache, es könnte irgendwann mal cool werden. Ich habe mit dem Eigentümer dieses Saals diskutiert, ihm hat die Idee gefallen und einen Monat später hatte dieser schon den Saal logistisch darauf vorbereitet. Er hatte schon Sofas für den Ping-Pong-Saal bestellt, die Sofa-Beine sind auf einer Seite höher, so dass diejenigen, die hinten Platz nehmen, besser sehen können. Dazu hat er eine Bühne gebaut. Eine Trennwand kam dazu, so dass in einem Raum nur Tischtennis gespielt wird und im anderen beide Aktivitäten stattfinden können.“
Dieses Jahr wurde der Internationale Jazz-Tag am 30. April in Bukarest in diesem Saal gefeiert. Der Saal war voll, die Band John Betsch TRIO“ spielte. Mitglieder dieser Band sind John Betsch, Mircea Tiberian und Michael Acker. Eingeladen wurde der Saxophonist Liviu Butoi. Über den Jazz Pong Club berichtet weiter Voicu Rădescu:
Ein Mal pro Woche wird ein Jazz-Konzert unter spezifischen Bedingungen organisiert. Die Leute nehmen auf den Sofas und Stühlen Platz und schauen zur Bühne. Zugleich, ein oder zwei Mal pro Woche, kommen zwei, drei, vier sehr junge Musiker, die auf einer kleineren Bühne spielen. Zur selben Zeit wird an den 11 Tischen Tischtennis gespielt. Es ist sehr interessant. Die Tischtennis-Spieler haben sich nicht beschwert und unglaublicherweise auch die Musiker nicht, sie haben einfach ihre Musik gespielt. Es handelt sich nicht um ein Konzert, es ist eine Verflechtung der beiden Tätigkeiten, eine sportliche und eine musikalische Tätigkeit. Ansonsten ist der Saal dem Tischtennis gewidmet und man legt Musik, die am Jazz grenzt, auf. Diejenigen, die Tischtennis spielen kommen, sehen dann die kleine leere Bühne, sie sehen, dass diese existiert. Vor etwa vier Wochen fand hier ein Konzert von Cătălin Milea und der Imagination Orchestra statt. Cătălin Milea ist ein junger Saxophonspieler, der auch in Deutschland und Holland studiert hat. Er kam zurück und versucht etwas zu bewegen. Zusammen mit 13-14 anderen sehr jungen Musikern, einer war sogar Schüler, hat er dieses Konzert organisiert. Weil alles in einem Tischtennis-Saal stattgefunden hat, haben zwei andere Gäte den Rhythmus am Tischtennis-Tisch vorgegeben. Die Geräusche des Tischtennis-Balls wurden von zwei Kondensator-Mikrophonen verstärkt.“
Tischtennis-Spieler und Jazz-Liebhaber sind eingeladen, hier schöne Abende zu verbringen. Die Details hat wieder Voicu Rădescu:
Alles findet in einem nichtzentralen Stadtteil statt und das gefällt mir sehr gut. Es ist ein Stadtteil mit 200.000 Einwohnern und mit Sicherheit gibt leben da ein paar Tausend die, auch wenn sie bis jetzt nichts davon gehört haben, daran interessiert sein könnten. Es ist eine interessante Art und Weise, sich zu entspannen, mit einer guten Musik in einem zugleich sportlichen und kulturellen Ambiente. Bei den ersten Konzerten kamen mehrere Leute, dann waren es 65-90, es ging dann runter, wie es immer der Fall ist. Diejenigen, die schon 2-3mal gekommen waren, hatten genug, gingen auch woandershin. Am 30. April hatten wir einen Höhepunkt von 160-170 Leuten erreicht, bei Jazz-Konzerten kommen gewöhnlich 50,60,70 Menschen.“
Ein für Bukarest einmaliges Lokal erwartet folglich seine neuen Kunden.