Sächsisch Regen: Siebenbürgische Kleinstadt der berühmten Geigenbauer
Heute reisen wir in die rund 30 000 Einwohner zählende Stadt Reghin, die sich im siebenbürgischen Landkreis Mureș (dt. Mieresch) befindet. Auf deutsch heißt die Stadt Sächsisch-Regen (im örtlichen Dialekt: Reen), auf ungarisch Sászrégen, und auch auf rumänisch wurde die Stadt früher Reghinul Săsesc genannt, was davon zeugt, das die Stadt ursprünglich überwiegend eine Siedlung der Siebenbürger Sachsen war, zu der sich später ein ungarischsprachiger Stadtteil gesellte. Heute leben kaum noch Deutsche in der Stadt, die ethnische Zusammensetzung der Stadtbevölkerung besteht laut der letzten Volkszählung von 2021 aus 58 % Rumänen, rund 19 % Ungarn und etwa 6 % Roma sowie anderen Volksgruppen bzw. Menschen, die keine Angaben über ihre ethnische Zugehörigkeit machen wollten.

Daniel Onea und Sorin Georgescu, 30.03.2025, 17:15
Reghin (Sächsisch Regen) hat auch den Beinamen „Stadt der Geigen“, ein Verweis auf den Ruf der Stadt als führendes Zentrum für Musikinstrumentenbau in Rumänien. Die hier hergestellten Geigen erklingen in den Konzertsälen der ganzen Welt. Touristen können die Werkstätten besuchen, in denen die Musikinstrumente gebaut werden. Die Stadt hat einen gut erhaltenen mittelalterlichen Kern, sie kann aber auch als Ausgangspunkt für Wanderungen in den nahe gelegenen Gebirgsketten Călimani und Gurghiu sowie für die Besichtigung anderer Sehenswürdigkeiten der Region genutzt werden.
Cătălina Orban ist Leiterin des Zentrums für Tourismusinformation und -förderung in Reghin. Ihr zufolge habe die siebenbürgische Stadt die Atmosphäre einer kleinen mittelalterlichen Festung bewahrt; außerdem sei sie durch die Vielfalt der ethnischen Gruppen sowie durch die Mehrsprachigkeit geprägt worden. Dadurch seien Traditionen entstanden, die ein spezifisches kulturelles und geistiges Erbe hervorgebracht haben.
„Touristen wird in der Regel empfohlen, ihre Entdeckung der Stadt mit einem Spaziergang durch das historische Zentrum zu beginnen, das reich an verschiedenen barocken, neoklassizistischen, sezessionistischen und eklektischen Gebäuden ist. Das heutige Aussehen der historischen Innenstadt wurde überwiegend in den Jahren 1850 bis 1910 geprägt. Einige dieser Gebäude beherbergen seit langem kulturelle Vereine und Institutionen und bilden ein buntes Ensemble, das Reghin einen besonderen Charme verleiht. Ganz in der Nähe des historischen Zentrums empfehlen wir den Touristen, das älteste Bauwerk der Stadt zu entdecken. Es handelt sich um die evangelische Kirche, deren Bau im Jahr 1330 begann. Sie weist viele wertvolle architektonische Merkmale auf. Während der Sommersaison werden hier regelmäßig Orgelkonzerte veranstaltet. Die Kirche ist auch deshalb interessant, weil man in ihrem Inneren ein faszinierendes siebenbürgisch-sächsisches Museum entdecken kann. Dort wird über das sächsische Kulturerbe der Stadt berichtet. Vor der sächsischen oder evangelischen Kirche befindet sich das Denkmal namens Geigenpyramide. Wie der Name schon sagt, feiert es das Handwerk der Geigenbaukunst, die die Stadt weltberühmt gemacht hat. Nicht weit vom Stadtzentrum entfernt befindet sich eine kleine orthodoxe Kirche aus unlackierten Holzbalken, die der Überlieferung nach im Jahr 1725 im Auftrag einer Gruppe aromunischer Kaufleute aus der Moldau hierher getragen worden sein soll. Die Kirche ist im Inneren mit Volksmalereien verziert.“
Ein weitere vom Tourismuszentrum empfohlene Attraktion der Stadt Reghin ist das Ethnografische Museum „Anton Badea“. Cătălina Orban vom örtlichen Amt für Tourismusförderung erzählt im Folgenden, warum es einen Besuch wert ist.
„Nebst landwirtschaftlichem Werkzeug und Volkskunstartefakten kann man hier auch einen Garten entdecken, eine Freilichtausstellung in Form eines Dorfes, die im Landkreis Mureș einzigartig ist. So gibt es rumänische, ungarische und sächsische Bauernhäuser und Haushalte zu entdecken sowie eine kleine Holzkirche und volkstümliche Haushaltsutensilien und bäuerliche Gerätschaften zu sehen. Ein weiterer Tipp: Wenn unsere Touristen an einer kurzen Wanderung interessiert sind, empfehlen wir den sogenannten Rundwald (früher Ziegenwald genannt), eine der schönsten Gegenden von Reghin, wo man in den Monaten Mai bis September bei einem angenehmen Spaziergang die farbenprächtige Kolonie der Bienenfresser (lat. Merops apiaster) entdecken kann. Es handelt sich um Zugvögel, die in weichem Lehmboden nisten und zum Überwintern nach Afrika ziehen.“
Ihren Ruf als Stadt der Musikinstrumentenbauer hat Reghin vor einigen Jahrzehnten erlangt. Die Produktion wurde 1951 aufgenommen, nachdem Roman Boianciuc, ein Geigenbauer aus der Bukowina, der sein Handwerk in Prag erlernt hatte, nach Reghin gezogen war. Cătălina Orban vom Amt für Tourismusförderung kennt weitere Einzelheiten:
„Boianciuc gründete eine Abteilung für Musikinstrumente innerhalb der Holzverarbeitungsfabrik Reghin. Aus dieser Abteilung wurde die heutige Musikinstrumentenfabrik, die erste in unserer Stadt und derzeit die größte Musikinstrumentenfabrik Europas. Roman Boianciuc gilt daher als der geschickteste rumänische Geigenbauer und als Begründer der Geigenbauindustrie in Reghin. Im Jahr 1992 wurde eine weitere Musikinstrumentenfabrik gegründet. Neben den beiden Geigenfabriken in Reghin führen viele einzelne Geigenbauer die Tradition des Geigenbaus in ihren Werkstätten fort. Diese Kunst trägt praktisch zum Ruhm unserer Stadt bei. Wir empfehlen allen Touristen, die Werkstätten von Geigenbauern zu besuchen, denn wenn man einmal bei einem Geigenbauer ist, kann man sich mit den Phasen der Herstellung eines Musikinstruments vertraut machen. Und viele Touristen haben uns nach dem Besuch einer Werkstatt ein positives Feedback gegeben. Es gibt auch Touristen, die nicht unbedingt die Geigenbauwerkstätten besuchen wollen, sondern in unsere Stadt kommen, um ein Musikinstrument zu kaufen. Als sie dann von der Möglichkeit hörten, eine solche Werkstatt zu besuchen, ließen sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen.“