Das Tor zu Siebenbürgen: Bistrița-Năsăud
Im Norden Rumäniens, wo sich Natur und Geschichte zu einem faszinierenden Erlebnis verweben, liegt die bezaubernde Region Bistrița-Năsăud (dt. Bistritz-Nassod, ung. Beszterce-Naszód). Unsere Reise beginnt in der Stadt Bistrița (dt. Bistritz), der Landkreishauptstadt. Hier begegnet man den Spuren einer reichen mittelalterlichen Vergangenheit. Doch das eigentliche Abenteuer beginnt jenseits der Stadtgrenzen: Frische Luft, unberührte Natur und traumhafte Wanderwege erwarten die Besucher in Colibița. Und wer sich weiter in Richtung Tihuța-Pass begibt, taucht in eine wilder werdende Landschaft ein – ganz im Geiste der Legende um Graf Dracula.

Daniel Onea und Sorin Georgescu, 13.04.2025, 17:15
Răzvan Cerceja, Leiter des interkommunalen Vereins zur örtlichen Tourismusförderung, lädt uns ein, durch das „Tor zu Siebenbürgen“ zu schreiten – so nennt er die Region:
„Transsilvanien ist längst ein internationaler Markenname. Bistrița zählt zu den sieben befestigten mittelalterlichen Städten, von denen der Name Siebenbürgen herrührt – ein idealer Ausgangspunkt für einzigartige Erlebnisse, in der Nähe anderer berühmter Regionen wie die Marmarosch oder die Bukowina. Die Stadt Bistrița selbst birgt mehrere kulturelle Schätze: die Evangelische Kirche mit dem höchsten Kirchturm Siebenbürgens – ausgestattet mit einem Aufzug für ein ganz besonderes Panoramaerlebnis; die historische mittelalterliche Häuserzeile mit Arkaden (»Sugălete«), ein kulturelles Unikat; und nicht zu vergessen – die neu restaurierten Durchgänge der Stadt, denen Bistritz den Beinamen »Stadt der Passagen« zu verdanken hat. Jede Passage erzählt ihre eigene Geschichte und steht symbolisch für eine Handwerkerzunft aus vergangenen Zeiten.“
Ein Juwel: Das Haus des Silberschmieds
Ein besonderes Juwel ist das sogenannte Haus des Silberschmieds, ein Gebäude aus dem 16. Jahrhundert, das Baumerkmale der Gotik und der Renaissance vermischt sowie eine kunstvolle Fassade aus glasierten Keramikelementen aufweist. Auch wenn es wahrscheinlich nicht dem namensgebenden Silberschmied gehörte, erinnert sein Glanz an die kunstvolle Handwerkskunst der Region.
Von Bergen und Mythen
Insgesamt warten in Bistrița über 54 architektonische und archäologische Denkmäler von nationalem und internationalem Rang auf ihre Entdeckung – Ausgangspunkt für Ausflüge in alle Himmelsrichtungen. Răzvan Cerceja vom lokalen Tourismusförderungsverein zählt einige Möglichkeiten für Wanderungen und Ausflüge in der Umgebung auf:
„Im Osten lockt die Region Bârgău mit dem berühmten Tihuța-Pass – ein Ort, der als Kulisse für Bram Stokers Roman »Dracula« bekannt ist. Hier liegt auch der Ferienort Colibița, der einst als Luftkurort diente und heute zum Wandern, Reiten, Paragliding, Kajakfahren und vielem mehr einlädt. Im Norden treffen wir auf die Täler der Flüsse Someș (dt. Samosch) und Ilva – ein Grenzgebiet zum Nationalpark Rodna-Gebirge. Im Osten erstreckt sich die Hochebene mit ihren berühmten Holzkirchen – eingebettet in die nationale Kulturroute traditioneller Sakralbauten. Und im Süden: die Weinberge! Die Region Lechința feiert ihr Comeback als Weinreiseziel und ist mittlerweile Teil einer thematischen Route für Weinliebhaber.“
Lebendige Handwerkskunst und Aktivtourismus ziehen Besucher an
In den Dörfern werden noch heute Trachten von Hand bestickt – jede Naht erzählt eine Geschichte. Berühmt sind auch die Strohhüte aus, die in der Ortschaft Salva hergestellt werden – echte Meisterwerke der Präzision, wie unser heutiger Reiseleiter Răzvan Cerceja weitererzählt. Und auch für Aktivurlauber hat er die besten Tipps parat:
„Wir entwickeln eine touristisch-kulturelle Route der Volkskunst, um lokale Handwerker zu fördern. Wer gerne läuft, sollte unbedingt sein Sportoutfit dabeihaben – denn in Bistrița-Năsăud finden regelmäßig zahlreiche Berglauf-Wettbewerbe statt, besonders in der warmen Jahreszeit. Auch für Fahrradbegeisterte gibt es ein wachsendes Angebot: Naturverbundene Biking-Events führen durch idyllische Landschaften. Der Radtourismus ist noch relativ neu – eröffnet aber eine wunderbare Möglichkeit, die Region auf zwei Rädern zu entdecken. Und auch Weitwanderfans kommen auf ihre Kosten: etwa auf der Fernwanderroute »Via Transilvania«, die durch spektakuläre Naturräume führt. All diese Aktivitäten machen den Aufenthalt in Bistrița-Năsăud zu einem unvergesslichen Erlebnis – für Körper, Geist und Seele.“
Ein Fest für die Sinne: die lokale Küche
Wer gerne wandert und Aktivtourismus vorzieht, bekommt sicherlich auch mal Hunger. Wie wäre es mit würzigem Bergkäse, serviert mit roten Zwiebeln und frischem Bauernbrot? Oder süßen Verlockungen wie den örtlichen Pasteten „Poale-n brâu“ und Hencleș (sb.-sächs. Henklesch) oder Pflaumenknödeln? In 21 lokalen Genussstationen kann man die Region nicht nur sehen, sondern auch schmecken.