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Zweiter Weltkrieg: Rumänien beherbergt vorübergehend polnischen Nationalschatz

Nach der Aufteilung Polens zwischen Nazi-Deutschland und der Sowjetunion im September 1939 wollten die Polen das Gold der Polnischen Nationalbank und kostbare Kunstobjekte schützen. Rumänien half, den polnischen Nationalschatz in Sicherheit zu bringen.

Zweiter Weltkrieg: Rumänien beherbergt vorübergehend polnischen Nationalschatz
Zweiter Weltkrieg: Rumänien beherbergt vorübergehend polnischen Nationalschatz

, 22.06.2015, 18:19

Die Schrecknisse des Zweiten Weltkrieges waren für das mitteleuropäische Land Polen besonders drastisch. Eingezwängt zwischen Nazi-Deutschland und der Sowjetunion wurde das Land gleich von Beginn des Krieges zermalmt. Es musste gerettet werden, was gerettet werden konnte. Neben der Bevölkerung auch Teile des polnischen Nationalschatzes. Eine Odyssee, bei der Rumänien eine wichtige Rolle spielte.



Im Herbst 1939, nur kurze Zeit nach Unterzeichnung des verhassten Ribbentrop-Molotow-Pakts zwischen Nazi-Deutschland und der Sowjetunion, begannen diese zwei totalitären Staaten, ihre Okkupations- und Einflusszonen untereinander aufzuteilen. Polen war auf dieser schwarzen Liste an der ersten Stelle und sollte in der zweiten Septemberhälfte von der Landkarte ausradiert sein. Auf den Angriff der Deutschen vom 1. September 1939 folgte ein weiterer der Sowjets am 17. September. Polen war zwischen zwei Kolossen eingeklemmt und konnte nur etwas mehr als zwei Wochen Widerstand leisten.



Das Leid der Militärs, die geflohen und überlebt hatten, sowie der Zivilbevölkerung begann. Darüber hinaus musste damit begonnen werden, die polnischen Besitztümer zu schützen. Unter ihnen war das Gold der Polnischen Nationalbank, dessen Gro‎ßteil aus dem Schloss Wawel in Krakau stammte. Da die Tschechoslowakei seit 1939 von den Deutschen besetzt und als Staat zerstückelt und Ungarn ein Verbündeter der Deutschen war, blieb für die polnischen Schätze nur Rumänien als Fluchtweg. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war der Staat Rumänien wieder Nachbar Polens geworden. Das Fürstentum Moldau hatte während des Mittelalters eine direkte Grenze zum Königreich Polen gehabt. Die Beziehungen waren somit seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts bedeutend.



So begann die beeindruckende Odyssee einer Kollektion von hunderten kostbaren Objekten. Die wichtigsten davon waren über 300 Jagellonen-Teppiche aus meterweise Seide, die mit Fäden aus Gold und Silber bestickt waren. Etwa 110 von ihnen stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Hinzu kommen das Krönungsschwert Szczerbiec des polnischen Königshauses zwischen 1320 und 1764 sowie ein Exemplar der Gutenberg-Bibel von 1455. Der Weg durch Rumänien war frei und die rumänische Regierung arbeitete eng mit der Frankreichs und Englands zusammen, die für die Flucht des polnischen Goldes bürgten.



Traian Borcescu war Offizier beim Nachrichtendienst und hat diese besondere Sorgfalt erfordernde Operation miterlebt. 2003 wurde er vom Zentrum für mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks interviewt:



Ich war im Stab und in der Delegation des Obersts Diaconescu, der damit beauftragt war, die Überführung der polnischen Bevölkerung und Regierungsmitglieder zu überwachen. Die Polen waren mehr mit den Ungarn befreundet, sie erkannten die Angliederung Siebenbürgens an Rumänien nicht an und hielten mehr zu den Ungarn. Und die Ungarn haben ihnen einfach nicht geholfen. Die Einzigen, die ihnen geholfen haben, waren wir, als auf das franko-englische Gehei‎ß hin das Gold durch Rumänien geschickt wurde. Armand Călinescu hat das unter der Bedingung akzeptiert, dass Bewaffnete an der Grenze entwaffnet und durchsucht wurden, dass keine ausländischen Geheimdienstler dabei waren. Die Waffen wurden abgelegt, das Gold wurde in einer absolut geheimen Art und Weise hergebracht, an einem Tag, über den weder die Deutschen, noch die Russen informiert waren. Da es vielleicht Angriffe hätte geben können.“




Die rumänisch-polnische Grenze wurde ab dem 3. September 1939 von einem Konvoi aus Lastkraftwägen, Autos und Güterwagons überquert. Traian Borcescu hat den Weg der polnischen Schätze bis zum Schwarzen Meer nachgezeichnet, wo sie in ein U-Boot geladen wurden:



Es gab zwei Transporte: von Vişniţa bis nach Cernăuţi (Czernowitz) und von Cernăuţi nach Constanţa. Ein Teil des Goldes blieb auch bei uns, für den Unterhalt der polnischen Truppen und der Flüchtlinge. Auf die Aufforderung der Briten und Franzosen hin mussten wir aber zulassen, dass dieses Gold, das aus etwa 70 Kisten und Paketen bestand, in Constanţa auf ein U-Boot unter dem Befehl des Britischen Kapitäns Brett geladen wurde. Dieser Transport wurde mit dem Zug durchgeführt, zwischen Vişniţa und Cernăuţi mit Autos und zwischen Cernăuţi und Constanţa mit dem Zug bis nach Galaţi. Von Galaţi bis nach Constanţa wei‎ß ich nicht genau, ob es mit Autos transportiert wurde. In Constanţa wurde es von der rumänischen Armee und dem Geheimdienst, dem polnischen Geheimdienst und englisch-französischen Agenten aufgehalten. Das Gold konnte nicht bei uns bleiben. Trotzdem haben wir angeboten, das Gold aufzubewahren. Die Briten waren der Meinung, dass Rumänien wegen des Pakts von 1939, in dem festgelegt wurde, dass das Baltikum russisches Einflussgebiet und Rumänien, Bulgarien und so weiter deutsches Einflussgebiet sind, dasselbe Schicksal erleiden könnte wie Polen. Für den Fall, dass wir besetzt werden sollten, sollte das Gold nicht in die Hände der Deutschen fallen.“




Ein kleiner Teil des polnischen Goldes blieb trotzdem in Rumänien. Im Sommer des Jahres 1944 wurde dieser kleine Teil mit einem Gewicht von 3 Tonnen zu den 242 Tonnen Gold der rumänischen Nationalbank hinzugefügt, die den Weg zum Tismana-Kloster gen Westen nahmen, um vor der sowjetischen Invasion geschützt zu werden. Die Operation trug den Namen Neptun“ und das Gold kam unter höchster Geheimhaltung in einer Höhle neben dem Kloster an. 1947 kam das Gold zurück nach Bukarest, die 3 Tonnen an polnischem Gold wurden daraufhin seinem rechtmä‎ßigen Besitzer zurückerstattet.



Die Odyssee des polnischen Golds wurde auch in einer rumänisch-polnischen Produktion verfilmt. Der Goldzug“ von 1986 wurde von Bohdan Poreba gedreht. Der Film zeigt beide Seiten, auch die Schauspieler sind Rumänen und Polen.



Sobald das polnische Gold der deutschen Einflusssphäre entkommen war, machte es eine weitere Reise durch Malta, die Schweiz, den Vatikan und Frankreich. Aber nicht einmal in Frankreich konnte das Gold bleiben. Die deutsche Besatzung dehnte sich auch bis hierhin aus. Das Gold musste bis nach Kanada und in die USA kommen, um den begehrten sicheren Ort zu finden.

Patriarhul Daniel (foto: Agerpres)

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