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Zeitgeschichte: Wie das kommunistische Rumänien aufrüstete

Im Zuge der Distanzierung von der Sowjetunion und des sogenannten Unabhängigkeitskurses des Ceauşescu-Regimes setzte Rumänien in den 1960er-80er Jahren zunehmend auf eine eigene Rüstungsindustrie.

Zeitgeschichte: Wie das kommunistische Rumänien aufrüstete
Zeitgeschichte: Wie das kommunistische Rumänien aufrüstete

, 28.09.2015, 17:29

Als Verbündeter von Nazi-Deutschland bis August 1944 galt Rumänien nach dem Zweiten Weltkrieg als eines der besiegten Länder. Auch für Bukarest galt daher die von den Siegermächten durchgesetzte Auflage, die Anzahl seiner Soldaten und die Waffenmenge zu begrenzen. Die kommunistischen Machthaber konnten sich aber eine gänzliche Einstellung der Waffen- und Munitionsherstellung nicht leisten, weil die Widerstandskämpfer, die in den Bergen aktiv waren, eine ständige Herausforderung für die Regierung darstellten. Die rumänische Waffenindustrie beschäftigte sich am Ende des Zweiten Weltkriegs und später in den 1950er Jahren mit der Herstellung von Pistolen, Karabinern und Granaten. Rumänien wurde Mitglied des Warschauer Vertrags, einer Allianz, die 1955 vom sowjetischen Führer Nikita Chruschtschow gegründet wurde. Weitere Mitglieder der Allianz waren Albanien, Bulgarien, die Tschechoslowakei, die Deutsche Demokratische Republik, Polen, Ungarn und die UdSSR.



Rumänien hatte Anfang der 1960er Jahre begonnen, sich von der Sowjetunion zu distanzieren, und im Zuge dieser Unabhängigkeitspolitik“ arbeitete man eine Strategie für nationale Verteidigungspolitik heraus. Maxim Berghianu, ehemals Vorsitzender des Staatsausschusses für Wirtschaftsplanung, war 2002 zu Gast bei unseren Kollegen von der Rundfunk-Abteilung für mündlich überlieferte Geschichte und sprach über die Gründe, die zur Idee der nationalen Rüstungsindustrie geführt haben:



Die Waffenindustrie hat sich damals aus zwei Gründen stark entwickelt. Erstens, damit wir unsere eigenen Waffen haben und nicht vom RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, auch als COMECON bekannt — Anm. d. Red.) oder von den Russen abhängig sind. Zweitens ging es um Export. Was ich sagen kann, ist, dass Rumänien keine Panzer hergestellt hat. Wir exportierten Amphibien- und Panzerfahrzeuge, AKG-Maschinenpistolen sowie Granatenwerfer. Wir produzierten Kanonen und Munition, sogar TNT-Sprengstoff.“




Der grö‎ßte Teil der militärischen Technik war allerdings immer noch aus der UdSSR importiert. Nach der Invasion der Tschechoslowakei 1968 beschleunigte Rumänien den Prozess der Gründung der nationalen Rüstungsindustrie. Rumänien beginnt nun Panzer, Panzerfahrzeuge, Kanonen, Flugzeuge, Raketenwerfer, Maschinengewehre u.a. Waffen herzustellen.



Maxim Berghianu hob hervor, das ganze Projekt der Waffenindustrie sei die Initiative des neuen Führers Nicolae Ceauşescu, des Nachfolgers von Dej, gewesen:



Die Pläne kamen von Ceauşescu, meistens wurden sie aber zuerst in strategischer Hinsicht mit den militärischen Fachleuten besprochen und danach uns vorgestellt. Damals gab es einen Zweig der Autoindustrie und einen anderen der Verteidigungsindustrie. Vizepräsident war Ceandru, ein Offizier. Sie analysierten ihre Vorschläge zusammen mit den Fachleuten, doch das letzte Wort hatte der Oberbefehlshaber, also Ceauşescu selbst. Wir konnten nur sagen, ob es effizient ist, wo man herstellen sollte, wo die Fabriken erbaut werden sollen. Die Experten wussten, was sie brauchten, was hergestellt werden muss. Wir in der Politik waren mit militärischer Taktik und Strategie nicht vertraut.“




Die Luftwaffe war damals eine der Prioritäten der nationalen Rüstungsindustrie. Rumänien hatte bereits in der Zwischenkriegszeit eine gewisse Tradition. Das Land wurde durch die UdSSR verpflichtet, diese aufzugeben. Maxim Berghianu dazu:



Wir haben die Luftwaffenindustrie wiederbelebt. In Bacău und Craiova wurden Fabriken gebaut, in Bukarest stellte man die Motoren her. Ceauşescu wollte eine moderne Industrie, das bedeutete, der Luftwaffe mehr Bedeutung zu schenken. Die Luftwaffenindustrie braucht allerdings zusätzliche Utensilien, besonders Mess- und Kontrollapparatur. Rumänien musste daher die elektronische und elektrotechnische Industrie ebenfalls entwickeln. Es wurden Fabriken wie Electroputere, Electroaparataj und Electromagnetica gebaut. Gleichzeitig entwickelte sich auch die elektronische und optische Industrie. So entstand der damals moderne Industrieriese Pipera.“




Die rumänische Waffenindustrie war ein Projekt, das bis Anfang der 1980er Jahre lief. Die schwachen wirtschaftlichen Ergebnisse führten nach 1989 zu ihrem Zusammenbruch.

Timişoara, 35 years ago (photo: Costantin Duma)

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