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Tragische Zwischenfälle der rumänischen Revolution: Die Otopeni-Episode

Mehr als 1100 Menschen haben bei der rumänischen Revolution vom Dezember 1989 ihr Leben verloren. Vier Tausend weitere wurden verletzt. Eine tragische Episode der antikommunistischen Revolution fand auf dem internationalen Flughafen Otopeni statt.

Tragische Zwischenfälle der rumänischen Revolution: Die Otopeni-Episode
Tragische Zwischenfälle der rumänischen Revolution: Die Otopeni-Episode

, 22.12.2014, 20:11

Die rumänische Revolution vom Dezember 1989 war das wichtigste Ereignis in der Geschichte Rumäniens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Eine solche massive Energie-Befreiung hatten die meisten Rumänen nie gesehen. Es geschah etwas Einmaliges, viele wollten zur Erneuerung Rumäniens beitragen.



Während der Revolution gab es aber leider auch tragische Ereignisse. Eines dieser Ereignisse war das Massaker von Otopeni am 23. Dezember. Infolge eines Missverständnisses mit grauenvollen Folgen haben die Sicherheitskräfte des Flughafens das Feuer auf einen Konvoi von drei LKWs eröffnet und dabei 50 Militärs getötet. Es handelte sich um Soldaten, die zum Flughafen geschickt worden waren, um die Sicherheitskräfte von dort zu unterstützen. Zusammen mit dem Historiker Şerban Pavelescu haben wir die Ereignisse von damals unter die Luppe genommen.



Der Vorfall vom 23. Dezember 1989 ist ein Ereignis, das der Schulung der Militärs dienen sollte. Die Militär-Ermittlung und der anschlie‎ßende Prozess, der 18 Jahre dauerte, haben durch die Aussagen der Überlebenden gezeigt, dass mehrere Faktoren zu den Ereignissen in der Nacht vom 22. auf den 23. und am Morgen des 23. Dezember geführt haben. Auf dem Otopeni-Flughafen befanden sich mehrere Sicherheitskräfte, Untereinheiten des Verteidigungsministeriums, der Grenzpolizei, der Militär-Flugeinheit und der patriotischen Garden. Manche dieser Sicherheitskräfte hatten nicht die nötige Militär-Ausbildung, andere nahmen gerade an der Ausbildung teil. Die kompetentesten und am meisten ausgebildeten Leute wurden entwaffnet und galten als verdächtig. Ich meine damit die Untereinheit der Anti-Terror-Einheit und des Innenministerium, die normalerweise den Flughafen bewachte.“




Der Historiker Şerban Pavelescu beschreibt ferner die anwesenden Sicherheitskräfte und die Voraussetzungen, die zur Tragödie geführt haben:



Es gab Schützen sowohl im 1. Stock des alten Flughafens als auch im Erdgeschoss und auf dem Gebäude der Behörde für Zivilluftfahrt. Es waren Schützen mit leichten Infanterie-Waffen, es gab aber auch schwere Infanterie-Waffen, insbesondere ein Amphibienfahrzeug und schwere Gewehre vom Kaliber 14,5 mm. Diese Aufstellung war im Dienst seit mehr als 48 Stunden, die Leute waren müde, waren ununterbrochen in Alarmbereitschaft. Es gab mehrere Ereignisse, wir wissen aber nicht, ob diese wirklich stattgefunden haben. Die Leute waren erschöpft und, wie die Ermittlung der Militär-Staatsanwaltschaft zeigte, wurden sie schlecht geleitet. Die Kommunikation zwischen den Sicherheitskräften des Flughafens und den Leuten auf dem Gebäude der Behörde zur Zivilluftfahrt war schlecht.“




Am Morgen des 23. Dezember fuhr die Verstärkungstruppe, mit dem Code-Namen Câmpina“ nach Otopeni. Der Historiker Şerban Pavelescu berichtet weiter:



Die Câmpina-Brigade bekam den Befehl von der Leitung der Sicherheitspolizei, vom General Grigore Ghiţă, zum Flughafen zu fahren. Die Sicherheitskräfte auf dem Flughafen wurden durch anonyme Anrufe, durch den nationalen Fernsehsender und durch ihre Leitung informiert, dass sie angegriffen werden. Sie erwarteten, dass die Verstärkung von einer anderen Seite kommt. Die Câmpina-Brigade hätte den Dienstweg zum Güter-Terminal des Flughafens benutzen sollen. Dieser Weg verlief parallel zur Einfahrt zum alten Flughafen. Die Brigade ist senkrecht auf die Sicherheits-Aufstellung reingefahren.“




Das tragische Ende der Militärs von Câmpina war die logische Folge der vom Historiker Şerban Pavelescu dargestellten Ereignisse:



Um etwa 7 Uhr morgens war es noch dunkel im Dezember. Es war ein geisterhaftes Licht, die Leute waren sehr müde, Alarm wurde mehrmals nachtsüber geschlagen. Hauptmann Zorilă hat übertrieben und, um den LKW-Konvoi zu stoppen, Warnschüsse abgegeben. In dem Moment, nachdem geschossen wurde, haben die Sicherheitskräfte, die sich auf dem Gebäude der Behörde für Zivilluftfahrt befanden, geglaubt, dass sie angegriffen werden. Es gab keine richtige Kommunikation mit den Leuten vom Flughafen, mit denen in der ersten Linie nicht. Sie haben dann auch das Feuer eröffnet. Es folgte eine generelle Schie‎ßerei, die nur schwer eingestellt wurde. Die Überlebenden der Câmpina-Brigade riefen, dass sie kapitulieren, sie stiegen aus und wurden entwaffnet. Man hörte dann einen weiteren Schuss, keiner konnte sagen, ob er echt war oder nicht. Den Sicherheitskräften schien er echt. Dieser Schuss hatte die Folge, die wir während der Revolution immer wieder erlebt haben. Ein Schuss reichte aus, um eine wilde Schie‎ßerei, ohne ein bestimmtes Ziel, auszulösen. Es folgte die zweite Phase des Massakers. Auf die Câmpina-Brigade wurde zum zweiten Mal geschossen, diesmal viel intensiver, 10 Minuten lang. Am Ende, als die überlebenden Verletzten übernommen wurden, erscheint der Bus der Zivildienste. Es folgt eine neue Schie‎ßerei, in der sieben Zivilisten sterben.“




Die Militärs der Câmpina-Brigade haben mit ihrem Leben einen Teil des Tributs der rumänischen Revolution entrichtet.

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