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Siebenbürger Sachsen 1918: Nach Zögern Zustimmung für die Vereinigung mit Rumänien

Am 1. Dezember 1918 proklamierten die Rumänen in Siebenbürgen die Vereinigung mit dem Königreich Rumänien. Die unklaren und fließenden Entwicklungen im Herbst 1918, Ende des Ersten Weltkrieges, führten zu Verwirrung bei der Bevölkerung.

Siebenbürger Sachsen 1918: Nach Zögern Zustimmung für die Vereinigung mit Rumänien
Siebenbürger Sachsen 1918: Nach Zögern Zustimmung für die Vereinigung mit Rumänien

, 28.01.2019, 17:30

Die Absichten und Handlungen einzelner Personen und Gemeinschaften waren konfus — auch die Siebenbürger Sachsen waren zu dem Zeitpunkt nicht ganz entschlossen, wie sie handeln sollten. Österreich-Ungarn löste sich zu dem Zeitpunkt gerade auf. Die Nationalitäten auf dem Gebiet der Donaumonarchie wollten Nationalstaaten gründen. Die Minderheiten in Siebenbürgen waren in dieser Hinsicht nicht ebenso entschlossen, die deutschsprachige Minderheit der Siebenbürger Sachsen musste mit ihren eigenen Vorurteilen und der Ungewissheit über die Zukunft kämpfen.



Die Verabschiedung der Resolution der Rumänen am 1. Dezember 1918 war jedoch der Moment, in dem die Sachsen einen eigenen Standpunkt festlegten. Diesem wurde am 8. Januar 1919 in Mediasch Ausdruck verliehen, als ein aus 138 Delegierten bestehende Komitee der Sachsen die Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien anerkannte. Der Historiker Vasile Ciobanu vom Institut für Sozial- und Humanforschung in Hermannstadt kennt die Geschichte der über 100 Jahre alten Erklärung der Sachsen.



Die Siebenbürger Sachsen, die mit den Rumänen in Gemeinden und Städten zusammenlebten, wussten von den Vorbereitungen auf die Versammlung von Alba Iulia, sie wussten von den politischen Verwerfungen, die sich abzeichneten. Im Oktober 1918, als der Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie begann, sprachen sich die Vertreter der Sachsen eher dafür aus, die Integrität des ungarischen Staates zu wahren. Am 23. Oktober 1918 gibt es im Budapester Parlament Erklärungen des Abgeordneten Rudolf Brandsch und am 29. Oktober 1918 eine Entscheidung des Nationalrates der Sachsen in Hermannstadt, in der sich diese Organisation auch für die Aufrechterhaltung der Integrität des ungarischen Staates aussprach. Als die Ereignisse auf den für die Rumänen günstigen Ausgang hinausliefen, traten im November 1918 die im sächsischen Nationalrat in Hermannstadt versammelten Vertreter der Sachsen sowie die sächsischen Abgeordneten des ungarischen Parlaments in Budapest mit den rumänischen Vertretern in Kontakt. In Budapest wird der Nationale Zentralrat der Rumänen mit Ioan Erdei als Vertreter gegründet. Der Zentralrat erörtert mit den Vertretern der Sachsen in Budapest die Haltung gegenüber der Entscheidung, die die Rumänen in Alba Iulia treffen sollten. Der Nationalrat der Sachsen diskutiert zudem mit dem Rumänischen Nationalrat in Hermannstadt, angeführt von Andrei Bârseanu. Dabei wird die Entschlossenheit der Rumänen in Siebenbürgen deutlich, sich Rumänien anzuschlie‎ßen.“




Die Entscheidung der Rumänen am 1. Dezember 1918 sei mit Sicherheit der Moment gewesen, in dem die Sachsen erkannten, dass es nur eine Möglichkeit gab, und zwar die Gründung des neuen rumänischen Staates zu akzeptieren, sagt der Historiker Vasile Ciobanu.



Selbst wenn sie auch Gespräche mit den Vertretern der neuen ungarischen Regierung Károlyi führten, haben die Sachsen beschlossen, sich den Rumänen und den Ungarn gegenüber gleich zu verhalten. Dies, um zunächst herauszufinden, welche Entscheidung die Rumänen treffen würden. Als sie feststellten, dass die Entscheidung der Mehrheit der rumänischen Bevölkerung getroffen war, entschieden sich die Sachsen am 1. Dezember für die Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien. Die Entscheidung fiel ihnen nicht leicht und das ist verständlich, weil die Sachsen 800 Jahre lang Teil des ungarischen Staates gewesen waren, seitdem sie auf Befehl der ungarischen Könige nach Siebenbürgen gebracht wurden. Unter diesen Umständen fiel es ihnen schwer, die Herrschaft zu ändern, unter der sie lebten. Auf der anderen Seite gab es sehr freundschaftliche Beziehungen zur ungarischen Herrschaft, da die Magyaren die Nähe der Sachsen suchten, um eine stärkere politische Positionierung in Siebenbürgen zu erlangen. Am 1. Dezember 1918 waren keine Vertreter der Siebenbürger Sachsen in Alba Iulia. Es gab nur einen Vertreter der Sächsischen Presse, einen Rechtsanwalt, der am 3. Dezember 1918 einen ziemlich objektiven, fairen Bericht in der Tageszeitung »Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt« veröffentlichte und der von den übrigen sächsischen Zeitungen übernommen wurde.“




Wir fragten den Historiker Vasile Ciobanu, ob es beim Treffen der Sachsen in Mediasch keine anderen Gesichtspunkte gegeben habe als die Annahme der Vereinigung von Siebenbürgen mit Rumänien.



Zunächst wurde in einer von einer Gruppe sächsischer Vertreter vorbereiteten Resolution der Vorschlag gemacht, die Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien zu akzeptieren. Es gab jedoch einen Gegenvorschlag, der von einigen Stimmen unterstützt wurde. Es gibt ein Protokoll des Treffens vom 8. Januar 1919, aus dem wir von diesem Gegenvorschlag erfahren. Dieser unterstützte die Idee, die Bestimmungen der Friedenskonferenz betreffend den Status Siebenbürgens abzuwarten. Zur Situation in Rumänien herrschten nicht gerade die besten Meinungen, konkrete Verweise betrafen die Existenz der gro‎ßen Liegenschaften und die Existenz einer Bauernschaft, die sich 10–12 Jahren zuvor, nämlich 1907, dagegen aufgelehnt hatte. Der Gegenvorschlag war, dass Siebenbürgen ein Teil Ungarns bleibt, aber dieser Idee wirkte man entgegen. Die etwa 4–5 Befürworter der Idee von insgesamt 138 Teilnehmern wurden darüber aufgeklärt, dass ihre Lösung nicht akzeptiert werden konnte. Warum mussten sie aufgeklärt werden? Weil die Versammlung einstimmig über eine Resolution abstimmen wollte, und die Resolution ist eben diejenige, die wir kennen, in der sie der Vereinigung von Siebenbürgen mit Rumänien ohne weitere Bedingungen zustimmen. In der Tat versuchten die Vertreter der Sachsen, von den Vertretern der Rumänen Zusicherungen zu bekommen, dass sie im künftigen rumänischen Staat bestimmte Rechte haben würden. Dabei beriefen sie sich, und das ist im Text ihrer Erklärung enthalten, auf die Bestimmungen der Resolution der rumänischen Nationalversammlung in Alba Iulia, die unter Punkt 3 ausdrücklich auf die Rechte verweist, die die nationalen Minderheiten im künftigen rumänischen Staat genie‎ßen sollten.“




Die Hundertjahrfeier des Sachsentreffens in Mediasch hat eine tiefere Bedeutung: Rumänien profitierte damals von der Treue einer starken Minderheit. Und diese Treue bedeutete in jenen unsicheren Zeiten sehr viel.

Timişoara, 35 years ago (photo: Costantin Duma)

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