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Seuchen in den rumänischen Fürstentümern: Wie die Pest im 19. Jh. behandelt wurde

Die Pest versetzte für lange Zeit Europa in Todesangst, Millionen von Menschen fielen ihr zum Opfer.

Seuchen in den rumänischen Fürstentümern: Wie die Pest im 19. Jh. behandelt wurde
Seuchen in den rumänischen Fürstentümern: Wie die Pest im 19. Jh. behandelt wurde

, 11.03.2019, 17:30

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde sie als Seuche der Levante“, walachische Seuche“ und klebrige Seuche“ bezeichnet und galt als eine der gefährlichsten Krankheiten angesichts der Anzahl der Todesfälle und eines fehlenden Heilmittels. In den rumänischen Fürstentümern gab es in dieser Zeit nur wenige Pest-Herde, dennoch brachten manchmal ausländische Händler und Reisende die Krankheit mit.



Die Pest wurde durch die Flöhe der Ratten übertragen, wobei die Form mit Bläschen am meisten verbreitet war. Die Pest war durch starkes Fieber, Blasen, Erbrechen, Blutungen und Halluzinationen gekennzeichnet, die schlie‎ßlich zum Tod führten.



In den rumänischen Fürstentümern war die Pest jedoch nicht ständig präsent, die Region war au‎ßerdem auch kein Infektionsherd. Die Krankheit wurde stets von Kaufleuten, Soldaten, Pilgern und anderen Orientreisenden eingeführt, die Flöhe in ihrer Kleidung und Handelswaren mittrugen, oder von den Karawanen- und Schiffsratten. Historiker Sorin Grigoruţă vom Historischen Institut A. D. Xenopol“ in Iaşi hat ein Buch über die Pest und deren Behandlung veröffentlicht. Auf die Wahrnehmung der Krankheit angesprochen, verweist der Autor auf den damaligen Zeitgeist.



Die Jahrhunderte vor dem 19. Jahrhundert waren von der Auffassung geprägt, dass Pestseuchen die Folge von Störungen der natürlichen Bedingungen sind, die durch eine Reihe astronomischer Faktoren wie Planeten-Konjunktionen, Finsternissen, Kometen und Katastrophen wie Erdbeben und Überschwemmungen verursacht wurden. Die Pest wurde als Strafe Gottes für die Vielzahl der Sünden der Menschen angesehen. Die Bewohner der rumänischen Gebiete und die Behörden lie‎ßen diese Auffassungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts weitgehend fallen und erkannten die Rolle menschlicher Faktoren bei der Ausbreitung der Pest an. Im Laufe der Jahre und nach der Konfrontation mit mehreren epidemischen Wellen wird eine Reihe empirischer Befunde zur Planung antiepidemischer Ma‎ßnahmen führen. Die einzigen Methoden waren die Flucht oder die Entfernung der Kranken aus den Ortschaften.“




Die Pest war überwiegend eine städtische Krankheit. Die von den damaligen Behörden getroffenen Ma‎ßnahmen würden heute als repressiv bezeichnet werden, erklärt Sorin Grigoruţă.



In dem Bewusstsein, dass Ballungsgebiete das Risiko einer Ausbreitung der Pest erhöhen, haben die Behörden strenge Ma‎ßnahmen ergriffen, um den Kontakt zwischen den Menschen einzuschränken. Darunter die Einstellung der Tätigkeit von Gerichten, die Schlie‎ßung von Schulen, Kirchen, Cafés, der nachlassende Handel und Einschränkungen des Stra‎ßenverkehrs, insbesondere während der Nacht. Im Jahr 1785 befahl der Fürst seinem gro‎ßen Schwertträger, die Cafés zu schlie‎ßen, aber der Kaffee konnte noch durchs Fenster verkauft werden. Die Verkehrsbeschränkungen auf den Stra‎ßen während der Nacht waren darauf zurückzuführen, dass Kranke und Tote au‎ßerhalb der Stadt transportiert wurden. Es war kein angenehmes Bild und man versuchte auch, die emotionale Wirkung auf den Rest der Bevölkerung zu verringern.“




Die zweite Ma‎ßnahme gegen die Pest sei die Isolation gewesen — Historiker Sorin Grigoruță beschreibt dies in seinem Buch.



Die Isolation der Häuser, in denen die Pest nachgewiesen worden war, war die zweite der von den Behörden ergriffenen Ma‎ßnahmen. Die erste Form der Isolation bestand darin, die Kranken im Haus zu halten, sie wurden effektiv in ihren Häusern eingesperrt. Ich möchte erwähnen, dass diese Methode nicht nur in den rumänischen Gebieten zur Anwendung kam, sondern in ganz Europa verbreitet war. Wenn jemand überlebte war das in Ordnung, wenn nicht, dann wurden alle Bewohner des Hauses krank und starben. Die zweite Form der Isolation bedeutete, dass sowohl die Kranken als auch die Gesunden aus den angesteckten Haushalten entfernt wurden und diese Häuser einem Desinfektionsprozess unterzogen wurden. Das konnte sich auf die Belüftung und Reinigung des Hauses beschränken, aber auch bis zu einer teilweisen oder vollständigen Zerstörung reichen, meistens durch Inbrandsetzung. Ştefan Episcupescu [ein rumänischer Arzt und Publizist, 1777–1850, — Anm. d. Red.], nach dessen Ansicht die Pest ein »Geist des Todes« war, erinnerte sich 1824 daran, was die Heilmittel gegen die Pest waren. Ich zitiere aus seinen Schriften: »Von allen Mitteln der Heilkunde sind Wasser, Essig und Feuer die wirkungsstärksten gegen die Pest. Das Wasser wäscht und reinigt den Haftstoff der Pest, der Dampf des Essigs schwächt die Schärfe dieser Haftung und beseitigt das Gift, und das Feuer zieht den Geist der Seuche aus der Ferne seiner Glut an, verbrennt sie und löscht sie vollständig aus.«“




Die wirksamste Methode zur Bekämpfung der Pest im Westen war die Quarantäne. Die erste europäische Quarantäne wurde vom Hafen von Ragusa beschlossen, der 40 Tage lang alle aus dem Orient kommenden Schiffe au‎ßerhalb der Stadt anhielt. Die Idee wurde von anderen europäischen Häfen und Städten übernommen. An Land war der sogenannte österreichische Sanitärkorridor äu‎ßerst effizient — dieser war an der Struktur der Militärgrenze orientiert. Die russische Quarantäne war derweil nur vorübergehend, sie galt nur während der Epidemie und war weitgehend unwirksam. Quarantänen gab es im rumänischen Raum auch, jedoch mit bescheidenen Ergebnissen, wie der Historiker Sorin Grigoruţă wei‎ß:



Ohne die Ursache der Ausbreitung der Seuche bewusst anzugehen, brachten allmählich alle Ma‎ßnahmen, die zur Isolation der Kranken oder der Verdächtigen führten, einige Ergebnisse. Als nächstes bestand der erste Schritt darin, diejenigen, die aus von Pest betroffenen Gebieten kamen, für einige Tage zu isolieren und zu untersuchen, egal ob diese Gebiete im Land oder au‎ßerhalb des Landes lagen. Zur gleichen Zeit wurde ein System sogenannter Streckenscheine oder Gesundheitskarten entwickelt, die bescheinigen sollten, dass der Reisende aus pestfreien Gebieten kam. So entstanden interne und externe Quarantänen.“




Die Pest verschwand Mitte des 19. Jahrhunderts aus den rumänischen Fürstentümern mit der Gründung des Nationalstaates und der Entstehung streng überwachter Grenzen.

Timişoara, 35 years ago (photo: Costantin Duma)

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