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Rundfunkgeschichte: Radio Bessarabien als Gegenmittel zur sowjetischen Propaganda

Der Sender Radio Basarabia wurde in der Zwischenkriegszeit mit Technik aus Bukarest in Chişinău eingerichtet, um der antirumänischen Propaganda eines sowjetischen Senders in Transnistrien entgegenzuwirken.

Rundfunkgeschichte: Radio Bessarabien als Gegenmittel zur sowjetischen Propaganda
Rundfunkgeschichte: Radio Bessarabien als Gegenmittel zur sowjetischen Propaganda

, 21.10.2019, 17:30

Radio Rumänien war von Anfang an ein nationales Projekt. Das war Teil der Bemühungen der rumänischen Gesellschaft, die Bürger zu informieren und zu erziehen. Die Abdeckung des gesamten Territoriums war auch Teil der Strategie zur Konsolidierung des rumänischen Staates in einer neuen Form nach der Vereinigung der Gebiete mit mehrheitlich rumänischer Bevölkerung, die den multinationalen Imperien angehört hatten, mit dem Königreich Rumänien im Jahr 1918. So entstanden neben dem Rundfunksender in Bukarest, der am 1. November 1928 mit der Ausstrahlung begann, die regionalen Rundfunksender Cluj, Iaşi und Chişinău. Der Regionalsender in Chişinău, Radio Bessarabien, sollte die antirumänische Propaganda bekämpfen, die über den Radiosender Tiraspol aus der Moldauischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik (teilweise deckungsgleich mit dem heutigen Transnistrien) seit 1930 über den Dnjestr ausgestrahlt wurde.



Chişinău war der erste regionale Sender des Rumänischen Rundfunks, da die Programme aus Bukarest dort einen schwächeren Empfang hatten. Das Programm war das gleiche wie beim zentralen Rundfunksender in Bukarest, hinzu kamen mehrere Stunden pro Woche mit Regionalprogramm. Der Verwaltungsrat der Rumänischen Rundfunkgesellschaft genehmigte in seiner Sitzung vom 29. Oktober 1937 die Gründung des Senders in Chişinău, der unter dem Namen Radio Basarabia wirken und auf einer Wellenlänge von 291,2 Metern mit einer Leistung von 20 Kilowatt senden sollte.



In den 1930er Jahren war Gheorghe Crisbășanu Techniker bei Radio Rumänien und arbeitete an der Einrichtung des Rundfunksenders in Chişinău. In einem Interview mit dem Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des rumänischen Rundfunks vom Jahr 1997 erinnerte er sich an den Stand der Arbeiten bei der Einweihung des Senders Radio Basarabia.



Der 20-Kilowatt-Sendeanlage wurde auseinander gelegt und nach Chişinău gebracht. Die Reise dauerte etwa zwei Tage. Wir fuhren einen Tag lang bis Bacău, danach von Bacău nach Iaşi, wo wir auf einem Hof Halt machten, um aufzutanken. Wir fuhren mit mehreren 4 Tonnen schweren Lastwagen, International, Ford, Plymouth und Dodge, da wir bei der Rundfunkgesellschaft nur amerikanische Autos hatten. Von Iaşi fuhren wir weiter nach Chişinău. Wir luden alle Geräte ab und die Rundfunktechniker begannen, den Rundfunksender aufzubauen. Das Gebäude war bereits für die Antenne vorbereitet. Wir waren zu zweit in jedem Lastwagen, plus zwei Autos, für den Generaldirektor Ionescu und den technischen Direktor Lohan. Nachdem die Montagearbeit abgeschlossen war, kehrten alle nach Bukarest zurück. In Chişinău blieben nur einige Rundfunktechniker.“




Im Einklang mit dem Fortschritt der Arbeiten gab die Zeitschrift Radio Universul“ vom 1. Oktober 1938 bekannt: Ab 1. Januar 1939 können die Funker in Bessarabien rumänische Nachrichten und rumänische Musik hören, ohne dass Gro‎ßgeräte benötigt werden, sondern nur mit einfachen Geräten, die allen zugänglich sind. Der Rundfunksender in Chişinău ist fertig und die Einwohner der Region können darauf stolz sein. Die technischen Montagearbeiten stehen kurz vor dem Abschluss, ebenso die Einrichtung des Studios im Zentrum von Chişinău, in der Puschkin-Stra‎ße.“



Am 8. Oktober 1939 hatte Radio Basarabia seine erste Sendung und am 3. November 1939 schrieb die gleiche Zeitschrift Radio Universul“ voller Zufriedenheit: Bei der Inbetriebnahme des Senders in Chişinău ist ein deutlicher Anstieg der Abonnentenzahlen in Bessarabien und der Moldau zu verzeichnen. Natürlich können jetzt auch die Besitzer von Kristall-Detektor-Radios und die Besitzer von Radiogeräten mit einer oder zwei Lampen jetzt rumänische Sendungen hören, die auch von ihren kleinen Geräten laut und deutlich zu empfangen sind.“



Die Tätigkeit des Radiosenders Basarabia endete aber abrupt im darauffolgenden Jahr. Nach dem Ultimatum an Rumänien im Juni 1940 besetzte die Sowjetunion das rumänische Gebiet zwischen den Flüssen Pruth und Dnjestr, also Bessarabien. Unter den Verlusten, die Rumänien erlitt, gehörten damals auch die Mitarbeiter und die Ausrüstung des Radiosenders Chişinău. 90.000 Abonnenten und 150 Millionen Lei gingen verloren, das waren etwa 50% des gesamten Budgets von 300 Millionen Lei. Im Juni 1941 befreite Rumänien das vor einem Jahr verlorene Bessarabien, und am 25. Juni 1941 hatten die Zerstörungsbataillons“ des NKWD unter anderem den Auftrag, viele wichtige Gebäude, die nicht evakuiert werden konnten, komplett zu zerstören. Darüber hinaus erschossen die Sowjets alle ehemaligen Angestellten des Radiosenders Basarabia in Chişinău standrechtlich. Ihnen wurde angelastet, Verräter und Agenten des rumänischen Imperialismus“ zu sein. Die Leichen der hingerichteten Rundfunkmitarbeiter wurden später in einem verlassenen Brunnen gefunden. Gheorghe Crisbășanu erinnerte sich, was er bei nach der Befreiung von 1941 auf dem Gelände von Radio Basarabia vorfand:



Als der Krieg begann, war ich in der Panzerdivision I, und wir besetzten Chişinău. Nachdem wir mit der Besetzung von Chişinău fertig waren, nahm ich am nächsten Tag zwei bewaffnete Soldaten mit und wir gingen zum Radiosender. Wir orientierten uns an einer Säule, die noch stand, denn die zweite Säule war bereits zerstört worden. Wir gingen zu Fu‎ß dorthin und als wir dort ankamen, fanden wir die Rundfunkstation. Das ganze Gebiet war vermint, aber die Rundfunkstation war nicht komplett zerstört. Ich informierte den Generaldirektor des Rundfunks über einen Motorradfahrer, der zum Generalstab nach Bukarest fuhr. Wir baten den Direktor, mehrere Wagen zu schicken, um den Rundfunksender und alle restlichen Teile abzuholen. Etwa vier Tage später gingen wir wieder dorthin, um zu sehen, was passiert war. Der Generaldirektor Ionescu war mit vier Lastwagen, zwei Autos und den notwendigen Leuten gekommen. Anschlie‎ßend ging ich zu meiner Militäreinheit zurück und wir nahmen die Verfolgung der Sowjets in Richtung Odessa auf.“




Nach 1941 konnte der Rundfunksender Radio Basarabia nicht mehr wiedereingerichtet werden, sein Auftrag wurde von Radio Iaşi übernommen. Seit Dezember 2011 ist der rumänische Rundfunk in der heutigen Moldaurepublik (die aus einem Teil der ehemaligen Region Bessarabien besteht) mit dem Radiosender Chişinău auf dem Medienmarkt vertreten.

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